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Mary würdigte ihm keines Blickes. Stattdessen brabbelte sie nur irgendwas vor sich hin und ignorierte ihn. Die Minuten verstrichen und keiner sagte einen Ton. Mittlerweile war ich mit meinem Essen fertig, musste aber feststellen, dass ich die Einzige war. Ich schielte zu Justin, der mir gegenüber saß. Er aß genüsslich sein Essen. Ich seufzte. Das brachte mir Mary's Aufmerksamkeit, denn sie sah mich mit einem fragenden Blick an. 

»Was ist?«, fragte sie. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich könnte die Wahrheit sagen. Dass mich diese Regeln ankotzen, die sie haben. Oder ich könnte sie anlügen und ihr sagen, dass es mir unangenehm ist, mit all diesen Wesen an einem Tisch zu sitzten. Letzteres könnte ich wahrscheinlich nicht einmal im Traum sagen, denn es entsprach der Wahrheit kein Bisschen. Es war mir nicht unangenehm. Die Stille die hier herrschte hingegen schon. 

»Das Schweigen ist deprimierend«, entschloss ich zu sagen. Nun, da ich etwas gesagt hatte, sahen mich alle an. Aber eher verständnislos. Natürlich. Für sie ist es normal nicht miteinander zu sprechen. Aber für mich ist das alles Neuland und ich weiß, dass wenn ich klug wäre, die Schule schon längst gewechselt hätte. Aber ich habe es nicht.

»Eigentlich nicht«, entgegnete Meck. Wieder seufzte ich und sagte nichts mehr dazu. Alle wandten sich wieder dem Essen zu. Außer Nathalie. Sie ergriff jetzt das Wort.

»Sie hat Recht«, sagte sie.

»Selbst wenn sie es hat, ändern können wir nichts Schwesterherz«, sagte Justin trocken. Nathalie biss in ihren Apfel und schüttelte den Kopf.

»Natürlich können wir das ändern«, protestierte sie. Jetzt sahen sie alle geschockt an. Ich wette das hat noch keiner laut ausgesprochen. 

»Könnten wir, aber das würde unseren Tod bedeuten, also lass ich es lieber«, antwortete John. Ich kann ja verstehen, dass sich einige Spezien untereinander nicht leiden können. Aber was, wenn sie zwei Wesen unterschiedlicher Spezies ineinander verlieben? Das wäre grausam. Entweder würden beide sterben, oder einer. Aber der, der dann überlebt würde sich wünschen, er wäre gestorben. Da fiel mir ein, dass Justin ja der Tronfolger des Königs der Unterwelt ist. Was, wenn er ihm alles sagt und der widerrum dem Teufel alles sagt? Obwohl ich das bezweifle. So schätze ich ihn nicht ein. Ja, er kann ein Vollidiot erster Güte sein, aber so? Nein.

Als die Schulglocke leutete verließen wir stumm 'unseren' Tisch. Ich würde Justin heute darauf ansprechen, während wir weiter arbeiten. Leider sind wir aber schon fast fertig und sobald wir fertig sind wird er mich meiden. Das hatte er zu Beginn gesagt. Aber war er es nicht, der gesagt hat 'Regeln sind da, um gebrochen zu werden'? Seufzend lies ich mich auf meinen Platz fallen und bereitete mich seelisch und moralisch auf Mathe, oder wie ich es nenne Hassfach, vor. Ich nahm einen Schluck aus meiner Flasche und bemerkte nicht, dass sich jemand neben mir nieder gelassen hatte, aber als ich es tat blickte ich in die Richtung. Es war Nathalie. Sie lächelte mich an. Aus dem Augenwinkel sah ich Justin, der darüber überhaupt nicht erfreut war und nur sauer hier her sah.

»Deinem Bruder gefällt es nicht, dass du dich hier her gesetzt hast«, sagte ich und sah sie weiterhin an. Sie sah kurz zu ihm, dann wieder zu mir.

»Ich weiß. Aber was er sagt interessiert mich nicht, schließlich ist er nicht mein Vater«, antwortete sie. Ich nickte und sah nach vorne als der Unterricht begann. Nach wenigen Minuten schaltete sich mein Gehirn aber ab und ich sah mich stattdessen ein wenig in der Klasse um. Ich würde Mathe eh nie verstehen.

Ich sah John und Justin, die an der Wand saßen und miteinander redeten. Leise versteht sich. Vor uns saßen Mary und Meck. Während Mary dem Unterricht aufmerksam folgte, kritzelte Meck etwas in ihr Heft. Ha, ich wette sie versteht den Mist genauso wenig wie ich. Hinter uns saß Madison. Ich konnte zwar nicht nach hinten gucken, aber ich wusste, dass sie dem Unterricht folgte, da ich von hinten keinen Muks hörte. Nathalie schrieb was auf einen Zettel und sorgte dafür, dass John und Justin ihn bekommen ohne vom Lehrer erwischt zu werden. Seufzend wandte ich mich dem Lehrer wieder voll zu und versuchte aufzupassen. Jedoch vergebens.

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Auf dem Hof wartete ich auf Mary. Sie hatte den Sportkurs nicht belegt, ich schon. Sie nahm Musik. Doch ich kann nicht singen also lies ich es. Sie kam mit Meck zusammen aus dem Schulgebäude und steuerte lächelnd meine Richtung an. Doch dann blieben sie kurz stehen und gingen in eine andere Richtung. Was war denn los? Eigentlich wollte ich hinterher laufen, doch ich musste nach Hause, da ich nicht wusste wann Justin zu mir kommt. Desshalb drehte ich mich um, hatte aber nicht gemerk, dass jemand hinter mir stand, und lief somit gegen denjenigen.

»Sorry«, murmelte ich und lies meinen Kopf gesenkt. Sowas war mir immer wieder peinlich.

»Nicht schlimm«, sagte eine nur allzu vertraute Stimme. Ich sah nach oben und erblickte einen grinsenden Justin. Das erklärt wenigstens schonmal, wesshalb Mary und Meck die Richtung gewechselt hatten.

»Was gibt's Justin?», fragte ich so locker es ging. Das war mir mehr als unangenehm, denn ich roch nach Schweiß, auch wenn ich ein Deo benutzt hatte. Vielleicht hättest du doch Musik nehmen sollen, wenn dir das so unangenehm ist, sagte mir meine innere Stimme. Justin hatte noch immer nicht auf meine Frage geantwortet. Stattdessen sah es so aus, als würde er nicht wissen, wie er das, was er sagen will, ausdrücken soll.

»Justin?», fragte ich wieder. Immernoch keine Antwort. Dann schluckte er.

»Ich brauche deine Hilfe», murmelte er schließlich. Ich sah ihn aus einer Mischung von geschockt und überrascht an. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.

»Bei was denn?», wollte ich wissen. 

»Meine kleine Schwester wird heute sechs. Weißt du was ich ihr schenken könnte?«, antwortete er nach einer Weile. Mittlerweile liefen wir schon in die Richtung meines Hauses. Ich blieb stehen und nickte. Dann lächelte ich.

»Willst du es jetzt holen?«, fragte ich und nun war er derjenige der nickte. Sanft zog ich ihn mit in Richtung Mall. Es gab etwas, dass wollte ich in diesem Alter immer haben, hatte es aber nie bekommen. Ein riesen Kuschelbär. Ich weiß, dass es komisch klingt und dass nicht alle Kinder soetwas mögen. Ich hätte es auch nicht vorgeschlagen, aber ihr Charakter klang ein wenig nach mir, als ich noch kleiner war versteht sich. 

»Ein Kuscheltier?«, fragte er ungläubig. Ich nickte. Er fuhr sich durch die Haare und das war, leider, unglaublich heiß. 

»Du weißt schon, dass meine Schwester, wie der Rest meiner Familie, ein Dämon ist, oder?« Ich seufzte. Er hatte ja schon Recht. Ein Dämon mit einem Kuscheltier. Aber da mir nichts besseres einfiel, konnte ich ja versuchen ihn zu überzeugen es zu kaufen. 

»Hast du eine bessere Idee?«, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.

Demonic || j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt