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Melody

»Aufwachen, wir landen gleich«, sagte eine sanfte Stimme und schließlich wurde ich wach. Gähnend legte ich mein Buch in meine Tasche. Gott war das ein langer Flug. Ich sah aus dem Fenster und erblickte unter mir Sydney. Das es eine wunderschöne Stadt ist wusste ich schon immer, schließlich waren wir fast jeden Sommer hier. Doch diesmal bleiben wir für immer. Gerade jetzt wo ich in die 11. komme. Meine Eltern hätten ruhig noch zwei Jahre warten können. Außerdem finde ich den Australischen Akzent komisch und sie fahren links. Noch komischer! Ich vermisse Seattle jetzt schon. Ich wusste, dass sich Jaden auf Sydney freute. Aber er ist ja auch erst 6 und er weiß nicht was es heißt, die einzige Freundin, die man im kompletten Leben je hatte, auf der anderen Seite der Welt zurück zu lassen. Ja ich bin nicht sonderlich gut darin, Freunde zu finden. Aber was solls? Sobald ich 18 und mit der Schule fertig bin, werde ich wieder nach Seattle ziehen!

Wir stiegen ins Taxi. Alle trugen Shorts und Tops. Ich kam mir dumm vor, da ich eine Jogginghose und ein Schlabbershirt trug. Aber zu meiner Verteidigung: Ich bin sehr lange geflogen! Hier in Sydney ist es jetzt 17:42 Uhr. Das wusste ich aber auch nur, da ich auf mein iPhone sah. Ich selber hätte es auf kurz nach 22 Uhr geschätzt. Aber auch nur, weil ich so müde war, da ich 22 Uhr immer ins Bett gehe. Was? Es nützt mir doch eh nichts lange wach zu bleiben. 

Endlich kamen wir am Stadtrand an. Wir hielten vor einem Haus mit zwei Etagen, obwohl die obere Etage eh nur 4 Zimmer hat. Zwei Badezimmer und zwei Schlafzimmer. Nämlich die von Jaden und mir. Seufzend stieg ich aus. Mein Dad war schon am Eingang und schloss die Tür auf. Ich ging zum Kofferaum und nahm meine zwei Koffer. Dann ging ich ins Haus und schnurstracks in mein Zimmer. Als ich hinein ging, musste ich lächeln, obwohl ich es nicht wollte. Es ist wunderschön geworden. Mein Bett steht am Fenster. Ein Schreibtisch aus sehr hellem Holz. Ein mittelgroßer Kleiderschrank und, ich kanns nicht glauben, ein Flachbildfernseher. Achja und zwei lila Wände. Aber natürlich sah es noch kalt aus, also beschloss ich noch möglichst vor dem Abendbrot zu dekorieren. 

Nachdem meine Klamotten im Schrank verstaut waren, nahm ich meinen etwas kleinern Koffer und holte ein Album raus. Nein, ich habe nicht vor, mir jetzt Bilder anzugucken. Ich will sie an die Wand hängen. Es sind größtenteils Familienfotos und ein paar auch mit Jessy. Meine einzige Freundin die ich je hatte. 

»Melody, Jaden! Abendessen!«, rief meine Mum von der Küche. Zum Glück war ich fertig mit dem Bilderaufhängen und ich war stolz auf mein Werk. Mein Zimmer sah jetzt gemütlich aus. Mein Bett war ein wenig größer, als das in meinem alten Zimmer und ich muss sagen, dass ich echt dachte, ich habe mehr Kissen. Naja..Ich ging die Treppe runter. Auch der Rest des Hauses war schon so gut wie fertig, da mein Dad ja schon vor 3 Wochen hergeflogen ist, um alles einzurichten. 

Am nächsten Morgen riss mich mein Wecker aus dem Schlaf. Ich sah auf mein Handy. 6:30 Uhr. Ich habe also noch eine Stunde, bis ich mit dem Auto losmuss. Ich entschied mich dazu, duschen zu gehen und den Schmutz vom gestrigen Flug runterzuwaschen. Nachdem ich angezogen war und mir die Haare geföhnt hatte sah ich in den Spiegel. Ich nahm meinen Maskara und trug ihn auf. Fertig! Was? Ich bin nicht so der Make Up Mensch. Schließlich schnappte ich mir meine Tasche und ging in die Küche.

»Morgen Mum. Morgen Jaden«, sagte ich lächelnd. Komischerweise war ich heute sogar in Schulstimmung. Ich meine, neue Schule, neues Leben heißt es doch immer. Vielleicht finde ich hier ja mehr Freunde. Ich machte mir ein paar Kornflakes in die Schüssel und sah mir Nachrichten an. Nebenbei trank ich Saft. Beim fernsehen bemerkte ich, dass ich den australischen Akzent immernoch hasse. 

Punkt 7:47 Uhr kam ich an der Schule an und wow war die groß. Aufeinmal überkam mich ein ungutes Gefühl und meine innere Stimme sagte mir, ich solle diese Schule bloß nicht betreten. Doch ich denke mal, dass das daran liegt, dass ich es hasste an Orten zu sein, an denen ich mich nicht auskenne. Schließlich stieg ich aus, nahm meine Tasche und ging in die Schule rein. Ich sah auf den Schulplan den ich hatte, um nach dem Sekritariat zu sehen. Aber als ich draufsah bemerkte ich, dass ich nichtmal wusste, wo ich überhaupt bin. Seufzend zwung ich mich quasi dazu, jemanden zu fragen. Ich tippte einem braunhaarigem Mädchen auf die Schulter. Sie drehte sich zu mir um. Sie hatte mit jemandem geredet und- halt! Da stand ja niemand! Hat sie etwa mit sich selber geredet?

»Ehm...hey«, sagte ich schüchtern.

»Hey«, sagte sie und lächelte. Sie wirkte nett und sie war echt mega hübsch. Wenn ich nur annähernd so aussehen würde, dann hätte ich bestimmt auch Freunde gehabt.

»Also ich bin neu hier und..ehm..also...ich wollte fragen wo das...ehm..Sekritariat ist«, stotterte ich vor mir hin. Gott wie peinlich! Irgendwie sah sie überrascht aus.

»Du gehst also jetzt auf diese Schule?«, fragte sie als wollte sie sicher gehen, dass ich auch wirklich hier zur Schule gehen werde.

»Ja«, antwortete ich. »Komisch«, murmelte sie ganz leise, doch ich hörte es trotzdem.
 
»Achso und komm mit. Ich zeig dir das Sekritariat«, antwortete sie auf meine Frage. Ich folgte ihr also und während sie neben mir lief redete sie leise. Ich glaube sie führt wirklich Selbstgespräche. Beim laufen bemerkte ich, dass die Meisten hier echt gut assahen und mich alledings auch komisch ansahen. Als würde ich hier falsch sein. Urteilten sie etwa schon über mich, obwohl sie mich noch nicht einmal kannten? Das Mädchen schien wohl zu merken, dass ich mich unwohl hier fühlte.

»Keine Angst. Wir bekommen einfach nur sehr sehr selten Neuzugänge«, sagte sie. »Und nochwas. Es gibt hier Leute, mit denen du nicht reden solltest. Und glaube mir, ich meine es ernst«, fügte sie noch hinzu. Es schien wie eine Warnung und ich nahm sie auch ernst. »Achja und ich heiße Mary.« »Melody«, antwortete ich. 

Wir kamen beim Sekritariat an. »Ehm danke«, sagte ich und sah sie dankend an.

»Kein Problem. Aber ich muss jetzt in den Unterricht...bis später vielleicht«, antwortete sie und ging. 

Die Sache im Sekritariat überlebte ich. Die Direktorin nahm mich schließlich mit zu meinem Klassenzimmer. Und so ungeschickt wie ich bin, lief ich auch noch gegen jemanden.

»Sorry«, murmelte ich. »Kein Ding. Mir geht's ja gut«, antwortete ein weiteres braunhaariges Mädchen. Doch ihre Haut war etwas dunkler und sie war auch etwas größer als Mary.

»Kein Ding? Wäre sie gegen mich gelaufen, wäre sie beim nächsten Vollmond tod!«, hörte ich das andere, rotbraunhaarige Mädchen sagen, als die zwei schon weiter entfernt waren. »Ignoriere Madison und Faith einfach«, sagte Mrs. Johnson. Ich nickte. 

Schließlich kamen wir an einer Tür, ich schätze mal dem Klassenzimmer, an. Sie öffnete die Tür und ging hinein. Ich folgte ihr. Alle starrten mich aus einer Mischung aus geschockt und überrascht an. Bin ich etwa ein Monster?, dachte ich mir. Ich sah nach unten auf den Boden. Die Direktorin drehte sich zur Klasse.

»Hallo Schüler. Das ist eure neue Schülerin Melody Bennett. Bitte seit nett zu ihr«, Als sie das sagte, sah sie alle eindringlich an. Alle nickten.

»Gut. Setz dich einfach irgendwo hin. Die Lehrerin kommt gleich.« Dann ging sie. Toll..Ich erblickte Mary und neben ihr war ein freier Platz. Ich hatte vor mich neben sie zu setzen, doch bevor ich mich setzte rief sie.

»NICHT HINSETZEN!« Alle starrten uns an, aber ihr schien das egal zu sein. Hätten nicht alle geguckt, hätte ich gefragt warum. Doch mir war das zu peinlich, also setzte ich mich in die letzte Reihe ans Fenster. Vor mir saßen die zwei von vorhin. 

Mitten im Unterricht kamen zwei Jungs rein. Der eine hatte lockige Haare und war ein bisschen größer, als der andere. Der Andere hatte dunkelblonde, fast braune, Haare und komische Tattoos. Okay der Lockenkopf hatte auch welche, aber nicht so viele. Ohne das die Lehrerin etwas sagte setzten sie sich in die Wandreihe ganz hinter und sofort drehte sich ein braunehaariges Mädchen um und begann mit ihnen zu reden.

In der Hofpause fiel mir auf dem Hof auf, dass die Schüler in drei Gruppen standen. Ich meine es waren viele Schüler aber naja. Ein drittel stand hinten am Waldrand. Mit unter auch die zwei die vor mir saßen. Sie hielten weiten Abstand zu den anderen zwei 'Gruppen'. Ein anderes Drittel der Schüler stand im großen Schatten des Gebäudes und meideten so gut es ging die Sonne. Ich meine eingie waren mal kurz in der Sonne, aber eben auch nur kurz. Und das letzte drittel saß auf den vielen Bänken in der Mitte des Hofes. Und die machten mir irgendwie Angst. Aber alle sahen hin und wieder zu mir, was mir auch ein wenig Angst machte. Nur Mary stand, wie ich gerade erblickte, Abseits von allen und es sah wieder so aus, als würde sie mit sich selber reden. 

»Boo!«, machte es auf einmal hinter mir. Ich schrie leicht und sprang drei Schitte nach vorne. Als ich mich umdrehte sah ich Mary und ein rothaariges Mädchen. Komisch, dass ich sie heute noch garnicht gesehen hatte. Beide lachten, doch dann wurde Mary's Gesichtsausdruck aufeinmal ernst.

»Es gibt etwas, was wir dir über diese Schule sagen müssen, Melody«, sagte sie ernst. »Ehm okay. Und was?«, fragte ich neugierig.

»Du darfst es niemandem sagen. Nicht einmal deinen Eltern, verstanden? Wir sagen es dir nur, weil ich mir sicher bin, dass es für dich hier noch gefährlich werden könnte.« Ich nickte, als Zeichen, dass ich verstanden hätte. Was könnte so schlimm sein, dass ich es niemandem sagen durfte?

Demonic || j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt