Seriously now?!

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Pov - Ayoko

Fest stand, dass das auch gar nicht nötig war.
Flüssig, oder gasförmig waren allerdings meine Gefühle, die sich in die ganze Situation untermischten, ohne dass ich auch nur einen Hauch der Kontrolle darüber hätte.

"Das sieht echt nicht gut aus." Augenrollend betrachtete ich das Tuch, welches mir momentan auf den Schnitt gepresst wurde, verzog keine Mine, höchstens in dem Augenblick, in welchem sich eine suspekte Crememasse auf meiner Haut wiederfand.
-Iiuh, das stank ja bestialisch!

"Es ist eine Einstichwunde, eine Verletzung. Die sollen für gewöhnlich auch nicht gut aussehen.", konterte ich mit einem leicht genervten Blick auf die Rothaarige, den Besagte nur zu gut erwidern könnte. Tat sie aber nicht und da hatten wir einen weiteren Punkt, der mich ordentlich aggressiv machte.

"Hör doch auf, Witze darüber zu machen, Shiba! Du hast ein Loch in der Schulter!" Beruhigend tätschelte ich dem kleinen Mädchen, die mir derzeitig gegenüber saß, den Kopf, während meine Muskeln versuchten ihren Reflexen zu widersprechen und nicht bei jeder, auch noch so kleinen Berührung zusammen zu zucken.

"Jaja, ich weiß. Dabei ist das morgen längst verheilt." Stumm schüttelte Lu den Kopf, was zur Folge hatte, dass sich nun ein paar ihrer glänzenden Strähnen den Weg vor ihr Gesicht bahnten.
-Wie lange kannte ich dieses süße Fellknäul nun schon?... 10... 11 Jahre? Müsste hinkommen.

"Du gehst viel zu locker mit deinen Wunden um." Ich konnte förmlich sehen, wie sie sich zusammen riss, um mir keine unangemessenen Sachen an den Kopf zu werfen, mich auszuschimpfen, Manieren zu zeigen, eben um ihren Standpunkt auf mich zu übertragen. Sie versuchte es auf die nette Art, die Ich-weiß-es-besser-Schiene.
So bleibt sie schließlich auch in ihrer Rolle, als einfach Bedienstete. -Oh ja, und wie es mich aufregte! Wie oft ich ihr versucht hatte zu verdeutlichen, dass sie auf den ganzen Kram scheißen sollte! Lu hatte Respekt vor mir, Angst vor meinem Vater... Also warum diese koketten Floskeln auch bei mir anwenden?!

"Was soll ich denn sonst machen?! Vom Rumheulen werden die Schmerzen auch nicht weniger, außerdem werde ich Vater nicht auch noch belohnen!", so stand sie fest, meine Meinung.

"Es ist in Ordnung Gefühle zu zeigen, mal zu weinen, Shiba. Jeder hat mal Schwächemomente." Dachte sie -meine beste Freundin, seid ich denken konnte- ernsthaft, diese Anregung würde mich überzeugen?! Ich wünschte es niemanden, aber um mich verstehen zu können, musste man etwas ähnliches durchmachen, wie ich es erlebt hatte.
Eine Lüge leben, wenn man es so haben wollte.

"Ich nicht!" -Doch, ich auch. Jedoch war es mir seit jeher verboten diese zu zeigen.

"Schön... Ist es mir erlaubt frei zu sprechen?" Entgeistert starrte ich ihr in die bernsteinfarbenen Seelenspiegel, versuchte vergeblich einen Hinweis auf einen Scherz zu finden, obwohl mir klar war, dass dieser Mensch nicht gut darin war, etwas zu verstecken. Sie war ein offenes Buch, vor allem für mich.

"Ja, verdammt!", zischte ich ihr entgegen, froh darüber endlich den Verband angelegt zu bekommen, so dass ich meinen Abstand wieder wahren konnte. Wenn sie so behandelt werden wollte, tat ich ihr eben den Gefallen!

"Okay, na dann. Reiß dich mal zusammen! Du hast mich damals hier aufgenommen, mir mittlerweile sogar einen Job gegeben und ich werde hier nicht weggehen, bis du es nicht auch getan hast! Egal, ob du mit mir reden willst, oder nicht, ob ich es verstehe, oder nicht, ob du mich als Freundin brauchst, oder als Aushilfskraft, ich bin für dich da!
Jedes verdammte Mal, gehst du in diese Hallen und kommst halb tot wieder heraus! Ich liebe dich, wie eine Schwester und auch mir tut es weh, dich so zu sehen, nichts tun zu können!
Weißt du überhaupt, wie es sich anfühlt völlig hilflos zu sein?!"
In ihren Augen standen Tränen, die nur darauf warteten im richtigen Moment zu fallen, die spitze Ohren träge nach unten geklappt.

-Ja, ich wusste, wie es sich anfühlte, nichts tun zu können, "hilflos" zu sein, bloß die Möglichkeit zu besitzen, zuzusehen und es war ausgerechnet mein Vater, der diese Gefühle in mir hervorrief.

Monoton sah ich sie an, die Flüssigkeit umrahmte ihren Kiefer, nahm ihr die Luft, innerlich bebte mein Körper, äußerlich schien ich völlig teilnahmslos.
Die Frage, die ich mir stellte: Wieso erst jetzt? Wieso gab sich Lu erst jetzt zu verstehen, wenn mir schon beinahe der Kragen geplatzt war?

-Doch ausnahmsweise drängte ich diese in den Hintergrund, überlegte, wie ich dieses Häufchen Elend vor mir wieder zu Laune bringen konnte.

Seufzend öffnete ich meine Arme, das Ziehen in meiner Schulter ignorierend. Kaum drei Sekunden später fand sich das zierliche Kätzchen in einer festen Umarmung wieder, rollte sich förmlich auf mir zusammen, die Pfoten so besitzergreifend um mich geschlungen, dass ich bereits fürchtete, niemals wieder von ihr los zu kommen.

.

Heute stand Messerwerfen auf dem Plan, mit links natürlich, denn egal, was ich für eine Verletzung hatte, Dad würde das Training niemals ausfallen lassen. Dafür waren ihm seine Ziele viel zu heilig.
Zu meinem Glück jedoch hatte er gegen Nachmittag eine wichtige Besprechung, bei der seine Wenigkeit nicht fehlen durfte, also hatte ich die Möglichkeit mich endlich noch einmal ausgiebig mit meiner schwarzen Stute zu beschäftigen.

Bereist, als ich die hoch gebauten Stallungen betrat, vernahm ich das freudige Wiehern eines lautstarken Pferdes, konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen und gesellte mich ohne weitere Aufforderung zu meinem kleinen... naja, wohl eher großen Liebling.
Selbst im 21 Jahrhundert war es für mich ein Muss gewesen, das Reiten zu erlernen, auch wenn ich da zu Anfangs kein bisschen scharf drauf gewesen war.

"Nonoka, hey!", maulte ich die dunkle Schönheit an, als sich ihre Zunge ungefragt meines Gesichts bediente. Lediglich ein beleidigtes Schnaufen kam zurück.
-Hatte ich eine Entschuldigung erwartet? Oh nein, nicht von diesem Gesamtpaket, an Eitelkeit, Selbstvertrauen, Arroganz und Schadenfreude.
Wo wir gerade dabei waren... sie lachte mich tatsächlich aus. Muss wohl an meinem Schmollen gelegen haben.

"Na, danke... dir auch einen schönen Tag.", murrte ich in das zuckende Ohr, bevor ich mich relativ Problemlos auf ihren breiten Rücken schwang, mich gekonnte wendete und auch auf ihr liegen blieb, als sie sich vorsichtig hinlegte. Wie immer darauf bedacht, mich nicht herunter zu schmeißen.
-Sehr nett, wirklich.

Einmal tief durchatmend zog ich mein Handy aus der Hosentasche, schaltete mir eine neue Playlist an und scrollte durch den Haufen an neuen Nachrichten, der mich des Anscheins nach erwartete.

Und wie geht's unserem kleinen Blitz so? War ja eh klar, dass es dieser Eisblock keine Sekunde aushält, ohne mich zu nerven. Ein wissendes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

Lass dich nicht von Sho ärgern. Natsuo stachelt ihn durchgehend dazu an, seinen Job in der Schule zu übernehmen., schrieb nun auch Fuyumi, der ich noch gestern den Zettel mit meiner Nummer zugesteckt hatte. In wenigen Sätzen antwortete ich den Geschwistern, speicherte mir die Kontakte ein und konnte mir nur zu gut vorstellen, dass Natsuo von seinem Benutzernamen, den ich ihm gerade kurzerhand verpasst hatte nicht wirklich zufrieden war; "Frozen Goods" oder aber "Tiefkühlware".

Allerdings gab es etwas anderes, dass meine Aufmerksamkeit momentan eher anzog.
Du wurdest zur Klassengruppe 1A hinzugefügt., erschien der gräuliche Schriftzug in einem dunklen Kasten gleich unter meiner Infoleiste.
Es brauchte gar keinen weiteren Gedankengang, da überflogen meine Augen auch schon die Teilnehmerliste, suchte den Namen unter 19 weiteren Ziffernkonstruktionen und fanden ihn schließlich in der goldenen Mitte.
Da stand er; Shoto Todoroki.

-Und wieso wollte ich mir nun sicher sein, dass auch er im Klassenchat war...?

.

.

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Hey-Ho! ;)

Frage vorab: Wenn ihr einer WhatsApp-Gruppe beitretet, checkt ihr dann auch immer sofort die restlichen Nummern ab?

-Ist ein übles Muss bei mir... bei meinem jetzigen Stufenchat hat mich das ne knappe Viertelstunde gekostet! Itai... TwT

Nya, morgen heißt es für mich wieder Schule... 'tschau!

❄Cold Thunder ... Shoto | MHA🔥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt