Lieber spät als nie

7 0 0
                                    

Marry:

Ich betrete den langen Gang, der mich zu den Zellen führt. Von der hohen Decke baumeln schlichte Glühbirnen herunter und verteilen ein kaltes und unangenehmes Licht. Genauso sind auch die Wände gehalten. Schlichte Betonwände ohne jeglichen Hauch von Persönlichkeit oder so. Auf dem Boden hallen meine Schritte wieder. Ich bin mal gespannt wie Erik reagieren wird. Denn soweit ich es in Erfahrung bringen konnte hat sich Eriks Enkelsohn im Gefängnis blicken lassen. Ich gehe mal davon aus, dass er nicht erfreut über das Verschwinden seines Opas war. Wäre ich auch nicht. Ich bleibe einen Schritte von der Zellentür stehen. Erik, der mich zornig anstarrt, sagt nichts. Genauso wie bei Loki und Tony habe ich auch ihm eine Fessel verpasst. Nur mit dem Unterschied, dass ich bei Tony nur die Trackingfunktion aktiviert habe. Bei den anderen beiden hingegen habe ich auch die Funktion zur Unterdrückung der Kräfte eingeschaltet. Wenn sie auch nur versuchen sich zu befreien sind sie so gut wie tot.

"Wie es dir?", frage ich scheinbar interessiert. Doch Erik starrt mich weiterhin an.

"Weißt du ich habe etwas geschwindelt bei unserem Handel. Um genau zu sein habe ich vor sowohl die Avengers als auch die X Men zu vernichten. Und du wirst mir dabei helfen."

"Fahr doch zur Hölle!", spuckt er mir quasi vor die Füße. Doch ich rühre mich nicht.

"Hörst du mir denn nicht zu? Ich will dir gerade von meinem großartigen Plan schildern und du hörst mir nicht richtig zu. Das sehe ich als Kränkung an."

"Was soll mich das interessieren? Immerhin bin ich hier gefesselt und kann nichts machen.", faucht er.

"Na! Geht man so mit seinem Gastgeber um? Ich denke eher nicht. Und es wird dich interessieren. Vor allem wenn ich deiner geliebten Familie einen Besuch abstatte. Ach ja, stimmt ja. Du hast sie verlassen. Und ich wette, dass du deinen Enkel noch nie gesehen hast.", sage ich gelassen. Für einen Moment durchbrechen seine wahren Gefühle die Maske des Zorns.

"Ich habe einen Enkel?", fragt er völlig überrascht. Also lag ich mit meiner Vermutung doch richtig und er weiß nicht davon.

"Jetzt hör nur gut zu.", sage ich schroff und zerre ihn an seinen Haaren hoch.

"Wenn du nicht möchtest, dass deiner ach so tollen Familie etwas zustößt, dann würde ich an deiner Stelle gehorchen!", sage ich klar und deutlich.

"Habe ich mich verständlich ausgedrückt?", frage ich trotzdem nach. Doch Eriks Gesicht verrät nichts über seine Gedanken.

"Ich denke, dass wir uns einige sind."

Am liebsten möchte ich ihm zeigen wo der Hammer hängt, aber es geht nicht. Wegen der dämlichen Fessel an meinem Fuß. Wieso nur sorgt er dafür, dass ich durchdrehe? Will er mich unbedingt leiden sehen? Oder wieso sagt er mit Absicht Sachen zu mir um mich zu provozieren? Wenn er denkt, dass er mir seinen Plan verraten kann ohne davon Konsequenzen tragen zu müssen, dann täuscht er sich gewaltig. Wenn ich jetzt über Charles oder Jeans Gabe verfügen würde, dann würde ich mit Leichtigkeit sie warnen. Aber sie würde mir ja trotzdem nicht helfen. Denn ich schleppe besagte Fessel mit mir herum und warte auf auch immer. Moment Mal! Ich kann vielleicht nicht durch meine Mutation die anderen warne, aber wenn ich.....Vielleicht habe ich Glück und kann irgendwie anders die X Men erreichen. Wenn ich doch nur wüsste welche Fähigkeiten die Mutanten haben. Kann einer von ihnen vielleicht meine Gefühle erspüren? Oder meine unterdrückten Fähigkeiten fühlen? Nie hätte ich gedacht, dass ich mal meine Mutation begrüßen würde. Früher habe ich sie als Makel angesehen. Etwas, was eigentlich nicht zu mir gehört aber einfach da ist. Wenn es nicht das Wörtchen Eigentlichen geben würde! Zum Teufel! Was mache ich mir gerade für Gedanken? Am liebsten würde ich jetzt in die Vergangenheit reise und all meine Fehler rückgängig machen. Oder mir einen Mutanten mit dieser Fähigkeit schnappen.

Schweiß gebadet schrecke ich hoch. Ich liege in meinem Bett vom Internat. Liz, Caroline und Morgan schlafen noch tief und fest. Anscheinend habe ich sie nicht durch meine lebhaften Träume geweckt oder sie sind einfach zu müde um es zu bemerken. Auf leisen Sohlen stehe ich auf und schleiche durch Zimmer. Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass ich nicht auf irgendetwas trete. Wobei bei uns eigentlich nichts herum liegen dürfte. Abgesehen von unseren Schuhen. Barfuß schlüpfe ich durch die Tür. Mit einem kaum hörbaren Klick schließt sie sich und ich entferne mich von ihr. Auch auf dem Gang schleiche ich durch den Mädchentrakt. Vermutlich bin ich als Einzige wach. Soll mir nur Recht sein. Obwohl vermutlich meine Eltern noch wach seinen dürfen. Der frische Nachtwind, der durchs geöffnete Fenster herein kommt, lässt mein Nachthemd etwas aufbauschen. Jetzt nur noch die sechs Stufen hinunter und ich bin unten angekommen. Dann den Flur links und immer weiter bis zum Ende folgen. Schließlich betrete ich die Küche und bin kein bisschen überrascht als dort meine Eltern sitzen. Allerdings sitzen zu meiner Überraschung Hank, Raven, Wanda, Lorna und Vision dabei.

"Clara, Schatz.", sagt Mom während ich die Küche betrete. Lorna, der ich bis jetzt nur ein zwei Mal begegnetet bin, zieht verwundert eine Braue hoch.

"Solltest du nicht eigentlich schlafen?", fragt sie auch schon. Doch ich erwidere nichts darauf.

"Sie kann nicht schlafen, hab ich Recht, Daisy?", kommt mir Pietro zur Hilfe.

"Wieso kannst du denn nicht schlafen?", fragt Onkel Pietros andere Schwester. Hank, der den Kopf schrägt gelegt hat, betrachtet mich aufmerksam.

"Liegt es an deiner Mutation?", fragt er mich. Und ich blicke den ehemaligen X Men und Lehrer meiner Eltern stumm an. Für ihn ist es Antwort genug.

"Woher willst du das denn wissen?", fragt Vision neugierig nach. Hank hat den Kopf immer schräg gelegt als er antwortet: "Ich war früher auch mal ein X Men und habe zusammen mit den anderen gekämpft. Und außerdem habe ich auch hier unterrichtet. Nicht nur Mariannes Eltern, sondern auch Pieter und noch ein paar andere. Doch irgendwann kam für mich der Zeitpunkt an dem ich mich entscheiden musste und ich entschied mich für ein normales Leben. Doch meine jahrelange Erfahrung habe ich über den ganzen Zeitraum nicht verloren. Allerdings würde ich gerne mehr über deine Mutation erfahren." Die letzten Worte waren für mich bestimmt.

"Ich bin eine Traumwandlerin.", sage ich leise. Danach herrscht langes Schweigen.

"Was ist eine Traumwandlerin?", fragt Wanda verwirrt nach.

"Ich kann die Träume anderer sehen. Aber auch beeinflussen, zum Beispiel manipulieren."

"Das ist doch gut oder?"

"Nicht wenn du nicht schlafen kannst, weil sich deine Träume zu sehr real anfühlen. Und außerdem willst du nicht den Geist anderer kontrollieren wollen.", erkläre ich. Lorna sieht betroffen drein während Dad mich besorgt mustert.

"Was hast du gesehen?", fragt er mich sanft aber nachdrücklich.

"Ich habe Erik gesehen. Er war in einer Zelle. Nicht im Gefängnis. Denn er trug an seinem Fußgelenk irgendeine komische Fessel oder so. Und er unterhielt sich mit diesem Nick.", fasse ich meinen Traum zusammen.

"Eine Vision?", fragt Logan. Doch Jean schüttelt den Kopf.

"Darf ich?", fragt sie mich und nicke. Sie war aufgestanden und legt jetzt ihre kühlen Hände an meine Schläfen. Dann schließt sie die Augen und konzentriert sich.

"Und?", fragt Raven ungeduldig. Wieder sehe ich diese Schreckensbilder und muss den Traum abermals durchleben. Keuchend zieht Tante Jean sich aus meinen Gedanken zurück und betrachtet mich sorgenvoll.

"Ich denke wir haben ein Problem.", sagt sie nur. Und dann passiert alles total schnell, sodass ich es kaum mit bekomme.

Das Bündnis zwischen den X-Mens und den AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt