Kapitel 34

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Ich wusste nicht genau wie lange mein Schlaf anhielt, allerdings fühlte es sich so an, als wären es keine fünf Minuten gewesen.
Durch das erloschene Feuer füllte sich der Raum mit einer unsagbar warmen und stickigen Luft, die uns quälend langsam den so oder so schon rationierten Sauerstoff stahl.
Wie automatisch ballte sich meine linke Hand zu einer Faust zusammen, damit sie mir auf brutaler Art und Weise den festen Schlaf-Schmodder aus den Augen wischen konnte.

Mit einem flauen Gefühl im Magen richtete ich mich erst auf, befand mich jedoch kurz darauf auch schon auf meinen Füßen.
Obwohl ich mich noch sehr platt und ausgelaugt fühlte, sagte mir mein Unterbewusstsein, dass hier etwas nicht stimmte.
Ohne zu ahnen, was ich gleich vorfinden würde, stolperte ich zu dem Lichtschalter, der sich nahe der Tür befand, ehe ich besagten nach unten drückte.
Dann wieder nach oben.
Und ein zweites Mal nach unten.
Es tat sich nichts.
Wieso vergaß ich bloß, dass wir keinen Strom haben?
Es war ja mehr als offensichtlich, dass das Solarsystem auf dem Dach unter dem Schnee nicht funktionierte.
„Zombey?", fragte ich leise,während ich mich auf den Weg zurück zum Sofa machte.
„Zombey, bist du wach?"
Meine Frage hallte leise durch den mittlerweile fast leeren Aufenthaltsraum.
Wir hatten alles mögliche verbrannt, um uns zu wärmen.
Das einzige, was noch existent war, war das Sofa, mehrere Sessel aus Stoff und ein gläserner Tisch, der in der Mitte des Raums Platz fand.

„Paluten?", ging ich nun weiter. Vielleicht schlief Zombey einfach zu feste, um mich zu hören.
„Hm?", bekam ich nach mehreren Sekunden als Antwort.
„Paluten, irgendwas stimmt hier nicht. Zombey wacht nicht auf.", die Panik in meiner Stimme, die ich versuchte zu unterdrücken, war leider unüberhörbar.
Ich machte mir große Sorgen um meinen Freund.
„Was meinst du?", Palutens Silhouette erhob sich zögerlich, doch bevor ich auch nur den Hauch einer Chance bekam zu antworten, holte er aus und schlug Manu, der neben ihm lag, gegen die Brust.
Dieser schreckte binnen Sekunden in die Höhe und stieß ein lautes: „Au!" hervor.
„Was sollte das?!"
Wütend drehte er den Kopf zu Paluten und schlug zurück.
„Zombey wacht nicht auf und von Fabi hat man bis jetzt auch noch nichts gehört.", kaum hatte er Manu meine Sorge erklärt, stand er auch schon auf.
Er stieß mich ein kleines Stück zur Seite und ich sah wie sich seine schwarzen Umrisse auf Zimbel zubewegten.
Vor ihm angekommen kniete er sich auf den hölzernen Boden und schien zu schauen, ob mein Junge noch Puls besaß.
„H-hast du was rausgefunden?", fragte ich vorsichtig nach, da sich Palle wie in einer Art Schockstarre befand.
„Maudado, ich-"

Ein kaum bemerkbares Knacksen, gefolgt von plötzlichem Lichteinfall, unterbrach den angefangen Satz des älteren.
Da keiner von uns mehr an so helles Licht gewöhnt war, wurden wir indirekt dazu gezwungen, uns mit zusammengekniffenen Augen in die entgegengesetzte Richtung zu drehen.
„Was geht hier vor?!", entgegnete Manu, bekam als Antwort jedoch ein Klirren, was eindeutig auf zerbrochenes Glas hinwies.
Die darauffolgende Kühle, welche die stickige und warme Luft, die unseren Raum vorher gefüllt hatte, binnen Sekunden in einen Kampf der Dominanz verwickelte, gewann diesen Kampf nicht nur, sondern sorgte ebenfalls dafür, dass wir augenblicklich zu frieren begannen.

„Es sind fünf Leute!", hörten wir eine fremde Stimme rufen, ehe Menschen in roter Kleidung die Hütte stürmten.
Sie legten uns Wärmedecken um, bevor sie uns nacheinander aus dem eingeschlagenen Fenster führten.
Raus.
In Richtung Freiheit.
Paluten war als erster dran, dann kam Manu.
Mein Blick klebte förmlich an Zombey, der sich immer noch nicht rührte.
Durch den grellen Lichteinfall konnte man sehen, dass er blasser war als üblich, was mein Bedenken nicht geringer machte.
„Meinem Freund geht es nicht gut! Bitte helfen sie ihm!", wendete ich mich an den Helfer, der mich in Richtung Fenster führen wollte.
Glücklicherweise rief er zwei weitere Retter herbei, die sich jeweils um Zimbel und Fabi kümmerten.

Ich verstand nicht viel, da ich immer mehr Richtung Ausgang gezerrt wurde, allerdings hörte ich dass es Fabi bald wieder besser gehen sollte.
Sein Puls war zwar schwach aber zum Glück bestehend.

Was dann allerdings kam, hätte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen niemals vorstellen können.
Der Helfer, der zu Zombey geeilt war, drehte sich nach einem kurzen check up zu der Person, die mich aus der Hütte zog, um.
Ohne dass der Helfer auch nur ein Wort sagte, verstand ich was Sache war.
Ich verstand jede einzelne Mimik und sein Kopfschütteln, das ich in Zeitlupe aufnahm, bestätigte alles.

„Nein..", hauchte ich so leise, dass ich es selbst kaum hörte.
Keine Worte dieser Welt konnten den Schmerz beschreiben, der in dieser Sekunde meinen Körper durchzog.
Meine kleine Welt wurde in tausende Stücke gerissen.
Mein Herz wurde mir aus der Brust gerissen.
Meine Luft zum Atem wurde mir genommen.

Alles um mich herum wurde plötzlich ganz verschwommen und ich holte mit meinen Armen aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Vergebens.
Ich stieß einen lauten Schrei aus meiner ausgetrockneten Kehle hervor, währenddessen ich nachgab und mich auf den Boden sacken ließ.

Ich hatte ihn verloren.
Zombey war Tod.

I'm freezing || ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt