Kapitel 3

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Die laute, dröhnende Musik konnte ich bereits von Weitem hören. Ich war wirklich gespannt auf Ashleys Haus, oder eher gesagt Villa. Ich war noch nie wirklich bei ihr zu Hause, wir haben nur mal kurz mit dem Auto angehalten, sind dann aber gleich wieder weiter gefahren. Jetzt würde ich aber endlich einen richtigen Eindruck von ihrem Leben bekommen und konnte dabei auch noch richtig abfeiern. Als wir endlich ankamen stieg ich zügig aus dem Auto aus und steuerte zusammen mit Anna auf den Eingang zu. Bereits beim Eintreten wurde uns von einem Kellner direkt Champagner angeboten, welchen ich dankend annahm und in einem Zug leer trank, weitere würden folgen. Ich stellte ihm das Glas wieder auf sein Tablett und bewegte mich mit bester Laune auf die Tanzfläche zu. Überall leuchteten Lichter auf und der DJ hatte gerade eine neue Platte aufgelegt, die jetzt 'Timber' von Kesha spielte. Davon ließ ich mich gleich mitreißen und ich tanzte und sang in vollen Zügen mit. In diesen Momenten liebte ich mein Leben, denn es fühlte sich so frei an. Ohne Grenzen, ohne Limits, ich konnte einfach ich sein.

Nach einer Weile beschloss ich, dass es Zeit für ein paar weitere Drinks war, also ging ich an die eigens gefertigte Bar und bestellte mir dort einen Piña Colada. Eigentlich hätte ich mich wundern sollen, wieso er nicht nach meinem Ausweis gefragt hat, aber letztendlich waren hier sowieso mindestens die Hälfte aller Gäste minderjährig, also würde es sowieso wenig Sinn machen. Ich lehnte mich an den Bartisch und wartete auf mein Getränk, als ich Ashley bemerkte, welche geradewegs auf die Bar zu kam.

"Hey Ashley, echt eine mega Party!", meinte ich freundlich zu ihr.

Sie war bereits etwas angetrunken und hatte bereits Probleme gerade zu laufen. Eigentlich hätte sie mir kaum Beachtung geschenkt, aber jetzt ließ sie sich zu meiner Überraschung auf ein kurzes Gespräch ein.

"Danke Claire. Du schaust übrigens echt heiß aus in diesem Kleid, steht dir!", lächelte sie mir zu. Ich lächelte zurück und machte ihr ebenfalls ein Kompliment zu ihrem Aussehen, welches sie dankend annahm und mir noch berichtete, wie lange sie dafür mein Friseur und Stylisten war. Sie prallte förmlich damit, was mir aber gerade nichts ausmachte, da ihre Party hier echt der Hammer war.

Als sie sich winkend von mir verabschiedete nahm ich meinen Cocktail entgegen und hatte bereits die Hälfte ausgetrunken, als ich wieder auf der Tanzfläche war. Ausgelassen ließ ich die Sau raus und spürte allmählich die Auswirkungen des Alkohols. Ich sah alles viel lockerer und machte mir keinen Kopf wegen der Schule morgen, das würde schon irgendwie klar gehen. Lächelnd tanzte mich ein Junge von der Seite an, woraufhin ich ihn ebenfalls angrinste und mich ihm tanzend annäherte. Ich war Single und konnte schließlich tun und lassen was ich wollte. Meinen ersten Kuss hatte ich allerdings noch nicht, da ich wollte, dass er besonders war. Ebenso wollte ich meine Unschuld nicht an irgendeinen Typen im Club verlieren, nur weil er mir fünf Minuten seiner Aufmerksamkeit schenkte. Ich wollte, dass es etwas zählte und ich mich daran noch Jahre später positiv erinnern konnte.

Meinen Cocktail hatte ich auch schon ausgetrunken und lief als Folge wieder auf die Bar zu, um mir noch einen zu holen. Dieses Mal bestellte ich einen Mojito, den ich auch schon zwei Minuten später in die Hand gedrückt bekam. Damit schlenderte ich durch das riesige Wohnzimmer und begab mich durch die Verandatür in den großen Garten, dessen Mitte ein beleuchteter Pool zierte. Badeklamotten hatte ich zwar nicht dabei, aber ich hatte nicht umsonst meine schönste Unterwäsche angezogen. Ein weiterer Schluck und mein Cocktail war leer. Ich stellte das Glas an einem nahegelegenen Tisch ab und während ich auf den Pool zuging, entledigte ich mich meines Kleides und meiner High Heels und sprang mit einem Satz in den Pool, woraufhin einige Leute aufjubelten. An mein Makeup oder meine Frisur habe ich in dem Moment natürlich nicht gedacht, aber das interessierte mich auch nicht, dafür war ich jetzt schon viel zu betrunken. Außerdem war meine Schminke sowieso wasserfest, also sollte alles halten.

Das Wasser war angenehm warm und ich lehnte mich tiefenentspannt an die Wand des Pools. Was für eine Nacht! Auf der anderen Seite befanden sich Anna, Ashley und Fiona, also beschloss ich auf sie zuzuschwimmen, damit ich hier nicht so alleine herumlungerte, obwohl mir das jetzt auch nichts ausgemacht hätte. Anna bemerkte mich augenblicklich und winkte mich zu sich her.

"Süße, komm her, wir spielen Wahrheit oder Pflicht!", lallte sie mich an. Ich gesellte mich zu ihnen und war auch schon am Start.

"Claire, wann hattest du das letzte Mal Sex?", fragte mich Fiona und selbst jetzt, da ich betrunken war, lief ich leicht rot an.

Ich wollte gerade antworten, aber Anna fiel mir ins Wort: "Sie hatte noch nicht...", weiter kam sie nicht, da sie von Ashley unterbrochen wurde.

"Was, sie hatte ihr erstes Mal noch nicht?", sprach sie etwas erstaunt zu Anna.

"Nein, hatte ich noch nicht und Leute ich bin hier, ihr könnt auch mit mir reden!", meinte ich zu den Dreien.

"Aber...wieso?", kam es leicht verwundert von Fiona. Was bitte war denn nun verwerflich daran, dass ich auf die richtige Person wartete? Für diese Diskussion war ich eindeutig nicht betrunken genug, also erwiderte ich nur ein schlichtes: "Hat sich noch nicht ergeben.", und entfernte mich wieder von meinen Freunden, um mir einen weiteren Drink zu holen. Ich stieg aus dem Pool und stolzierte nur in Unterwäsche auf eine weitere Bar zu, welche sich hier draußen im Garten befand. Neugierig sah ich mir die Liste mir all den Getränken an und es fiel mir wirklich schwer, mich zu entscheiden.

~DRINKS~
Sex on The Beach
Bloody Mary
Margarita
Martini
Bellini
. . .

Und es gab noch viele mehr. Spontan entschied ich mich für einen Bellini, da ich gerade wirklich Appetit auf Pfirsich hatte. Gesagt getan, mein Getränk bekam ich kurze Zeit später und damit ich nicht einfach so in der Gegend rumstand, ging ich auf eine Liege zu und setzte mich etwas abseits von der Menge hin, um meinen Bellini zu genießen. Ganz vertieft in meine Gedanken bemerkte ich gar nicht, dass sich jemand auf die Liege gegenüber von mir gesetzt hatte. Ich blickte auf und schaute geradewegs in ein wunderschönes Paar brauner Augen. Der Mann lächelte mich an und hielt ein Handtuch in der Hand, welches er mir um meinen Körper legte.

"Hey danke", sagte ich nur, mehr brachte ich gerade nicht raus. Erstens hatte ich viel zu viel getrunken und zweitens verlor ich mich in seinen Augen. Der Mann war schätzungsweise Mitte zwanzig, hatte lockige braune Haare und wirkte auf mich sehr ruhig. Ich wunderte mich, wie er wohl hieß und ehe ich die Frage aussprechen konnte, stellte er sich auch schon vor.

"Ich bin Jace, freut mich dich kennenzulernen.", meinte er freundlich zu mir. Er schien nüchtern zu sein, zumindest wirkte er so auf mich. Wieso war man auf einer Party, vorallem auf so einer Party wie dieser hier, und trank dann nichts?

"Claire, freut mich auch.", ich hätte mir ruhig etwas Besseres einfallen lassen können, aber mein Kopf brachte gerade nichts zustande. Mit einem letzten Schluck trank ich auch diesen Cocktail zuende und als ich meinen Blick wieder aufrichtete, nahm ich alles verschwommen war. Das war wohl etwas zu viel, selbst für meine Verhältnisse. Mein Kopf pochte und ich wollte eigentlich nur noch ins Bett. Die vorherige Euphorie war weg und zurück blieb eine Erschöpfung. Langsam versuchte ich aufzustehen, der plötzliche Schwindel ließ mich aber die Kontrolle verlieren und hätte mich der süße Typ nicht aufgefangen, wäre ich wahrscheinlich, genauso wie mein Glas, auf dem Boden aufgeprallt. Was war sein Name noch gleich? Ach ja, Jace!

"Alles gut bei dir? Soll ich dich nach Hause fahren?", murmelte er in mein Haar, da er mich immer noch fest umschlungen hielt.

"Mhm", brummte ich zurück und wollte mich gerade von ihm lösen, wobei ich allerdings fast schon wieder ausgerutscht wäre.
"Meine Klamotten, ich...", mehr brachte ich nun wirklich nicht raus.

"Ist gut, ich kümmer mich drum.", meinte er nur und legte mich zurück auf die Liege. Einen kurzen Augenblick später kam er mit dem Kleid und meinen High Heels zurück. Er half mir, mir das Kleid überzuziehen und zog mich wieder sanft hinauf. In der einen Hand hielt er meine Schuhe und seinen anderen Arm hatte er um mich geschlungen, damit ich nicht gleich wieder hinflog. Wir entfernten uns langsam von dem Anwesen, aber ich konnte noch eine jubelnde Anna wahrnehmen, welche wahrscheinlich dachte, dass es gleich zur Sache gehen würde. Wie falsch sie doch lag. Das Einzige, woran ich gerade denken konnte, war mein Bett!

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt