"Claire, bist du es wirklich? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", startete meine Mutter das Gespräch. Sie klang sehr aufgewühlt und durcheinander, wahrscheinlich hatte sie auf einen Anruf von mir schon seit Ewigkeiten gewartet.
"Hey Mom, ja, ich wollte dich unbedingt wieder sprechen.", sagte ich in das Mikrofon des Handys, während ich dabei Jace eindringlich in die Augen schaute. Ich musste mir überlegen wie ich ihr unauffällig mitteilte, dass ich nicht aus freien Stücken gegangen war.
"Schätzchen, wo bist du? Geht es dir gut? Ich habe so oft versucht dich zu erreichen, aber du bist nie ran gegangen.", die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
"Mach dir keine Sorgen, Mom, mir geht es gut. Ich habe einfach eine kleine Auszeit gebraucht von meinem Alltag.", beantwortete ich ihre Fragen, wobei ich das 'wo' geschickt ausließ. Vermutlich würde sie noch darauf zurück kommen, aber ich versuchte es so gut es ging hinauszuzögern.
"Wann kommst du denn wieder? Ich vermisse dich so sehr. Und was ist eigentlich mit Schule?", war das jetzt wirklich ihr ernst? Schule? Ich konnte mir ein genervtes Schnauben nicht unterdrücken und verdrehte zusätzlich meine Augen.
"Ist das gerade dein Ernst? Schule? Mom, es gibt gerade so viel Wichtigeres als Schule!", brabbelte ich, ehe mir klar wurde, dass ich mich damit immer mehr in eine verzwickte Lage begab. Jetzt würde sie bestimmt weiter nachfragen.
"Was gibt es denn so Wichtiges, Claire? Sag es mir! Ich bin deine Mutter und du bist noch minderjährig. Du kannst nicht einfach so verschwinden, nur weil es dir gerade passt.", ihre Sorge um mich schien sich gerade in Wut umzuwandeln. Ich versuchte so gut es ging ruhig zu bleiben und mich nicht auf sie einzulassen, jedoch konnte ich mir eine Träne nicht unterdrücken. Eigentlichen stritten wir so gut wie nie und ausgerechnet jetzt, wo ich sie um Hilfe bitten wollte, fing ich an an meinem Vorhaben zu zweifeln.
"Und wenn schon, zumindest hattest du ein paar Tage Ruhe von mir...", mittlerweile starrte ich nicht mehr Jace an, sondern die Wand. Ich wollte ihm nicht die Genugtuung tun, dass er mit seiner Entscheidung, mich ein paar Tage, oder waren es bereits Wochen gewesen?, aus meinem Leben zu reißen, gar nicht so falsch gelegen hatte.
"Ich frage nicht noch einmal, Claire: Wo bist du?", es schien gerade so, als würden bei ihr alle Nähte platzen. Sie war schon immer gut darin gewesen mich zu provozieren, auch wenn sie es oft unbewusst tat, wenngleich sie mir damit oft ein unwohles Gefühl im Magen verursachte.
In diesem Moment konnte ich mich aber nicht mehr zusammenreißen, also platzte es einfach aus mir heraus, ohne dass ich über meine folgende Aussage überhaupt hätte nachdenken können: "Ich bin bei meinem Freund Jace! Und jetzt lass mich bitte in Ruhe!" Damit legte ich auf, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Das hätte eigentlich ganz anders laufen sollen, was für eine Scheiße. Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich entführt worden bin, jedoch brannten bei mir meine Nerven durch. Erst jetzt realisierte ich, dass ich ihr unbewusst gesagt hatte, wie mein Entführer hieß. Vielleicht wurde sie ja skeptisch und informierte die Polizei, da ich bis hierhin noch kein einziges Wort über meinen sogenannten Freund verloren hatte. Ich hoffte einfach, dass sie nicht allzu wütend auf mich war und die Message hinter diesem Satz erkannte, so unwahrscheinlich das auch war. Meine nächsten Gedanken jedoch lagen nicht bei meiner Mom, sondern bei Jace. Sofort wanderte mein Blick zu ihm. Er würde bestimmt nicht allzu begeistert darüber sein, dass ich seinen Namen erwähnt hatte und wie sich herausstellte behielt ich Recht.
Jace flunkerte mich wütend an: "Ist das dein Ernst? Du hättest ihr sagen müssen, dass alles in Ordnung sei, und zwar auf freundlichere Art und Weise. Und dann nennst du auch noch meinen Namen?", zwar schrie er mich nicht an, jedoch war sein Tonfall ziemlich aufgewühlt.
"Es tut mir Leid, mich überkamen meine Nerven und ich...ach keine Ahnung, ich hab mir das Gespräch auch anders vorgestellt.", brabbelte ich auf ihn ein, seine Stimmung wurde aber keineswegs besser.
"Na schön, dann werde ich mich wohl darum kümmern müssen.", mit diesen Worten stand er vom Sofa auf und begab sich Richtung Eingangstür. Ich hatte keine Ahnung was er vorhatte, weswegen ich ebenfalls so schnell wie möglich aufsprang und ihm folgte, wobei sich meine Wunde durch pochende Schmerzen wieder ankündigte. Ich verkrampfte mich und wurde langsamer, jedoch blieb ich nicht stehen.
"Du solltest dich wieder hinlegen, Claire!", rief er mir vom Flur zu, als er sich zu mir umdrehte, während er bereits seinen Wintermantel anzog. Als ich endlich bei ihm ankam stellte ich nun endlich meine Frage, die ich nicht durch den Raum schreien wollte, auch weil mir dafür die Kraft fehlte.
"Wo willst du hin, Jace?", ich hob meinen Kopf an, sodass ich ihm direkt in seine brauen Augen schaute. Gerade als er sich ohne eine Antwort von mir abwenden wollte, griff ich nach seinem Handgelenk und sorgte so dafür, dass er mich erneut anschaute. Wieder bekam ich keine vernünftige Antwort, nur dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte. Plötzlich kam mir wieder der Gedanke, dass er meiner Mutter etwas antun könnte und egal wie wütend ich immer noch auf sie war, konnte ich das unter keinen Umständen zulassen. Schnellstmöglich überlegte ich mir eine Möglichkeit Jace davon abzuhalten das zu tun, was er anscheinend tun wollte, denn was immer es war, ich konnte es nicht zulassen. Gerade als er erneut gehen wollte, trat ich blitzartig vor ihn und beugte mich zu Jace hoch, um ihn auf seine Lippen zu küssen, was sich erstaunlich gut anfühlte. Im Gegensatz zum letzten Mal, wo er den Kuss erzwungen hatte und mich gegen einen Baum drückte, gefiel es mir, woraufhin ich in den Kuss reinlächelte.
Jace war erstmal verwirrt, nach einer Weile aber ließ er sich ebenfalls darauf ein. Er beugte sich zu mir runter, um mir noch näher zu sein und zog mich ganz nah an sich ran. Kurz wandte er sich von mir ab und lächelte mich an: "Du willst wohl nicht, dass ich gehe, was?" Als Antwort setzte ich unseren Kuss fort, woraufhin ich auch schon im nächsten Moment von ihm hochgehoben wurde und meine Beine um seinen Körper schlang. Langsam schritt er wieder zurück ins Wohnzimmer, während sich unsere Lippen immer noch innig vereinten. Eigentlich wollte ich ihn mit meinem Verhalten ja nur ablenken, jetzt wollte ich damit aber gar nicht mehr aufhören. Jace legte mich behutsam auf dem Sofa ab und beugte sich über mich, sodass er das Einzige in meinem Blickfeld war. Meine Hände wanderten zu seinem Mantel, welcher Sekunden später auf dem Boden landete. Daraufhin folgte sein Shirt, sodass er nun oberkörperfrei über mir lag. Behutsam hob er meinen Oberkörper an, um mir auch das Meine auszuziehen, woraufhin er mit seinen Augen lächelnd an mir runter blickte. Wir fuhren mit dem Kusswechsel fort, jedoch löste sich Jace wieder viel zu schnell von mir. Er meinte nur kurz, das sei nicht richtig und ließ mich einfach auf dem Sofa liegen. Er selbst verschwand die Treppen hoch, um wahrscheinlich in sein Zimmer zu gehen. Zumindest wusste ich, dass er jetzt nichts Dummes tat, trotzdem hatte ich irgendwie gewollt, dass es mit uns beiden weiter gegangen wäre.
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You're mine - a kidnapper story ✔
Novela Juvenil"...Mein nächster Blick wanderte dann zur Tür am anderen Ende des Zimmers. Sollte ich diese Chance ergreifen? Bevor ich jedoch losrennen konnte, ermahnte mich seine Stimme streng. "Versuch es erst gar nicht, Claire! Es gibt nur eine Regel hier, und...