Kapitel 20

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Claires POV:

Eine ganze Weile blieb ich noch auf dem Sofa liegen und dachte über das nach, was gerade geschehen war. Ich bin regelrecht über ihn hergefallen, was er doch eigentlich die ganze Zeit gewollt hatte und dann stieß er mich einfach von sich weg. Hatte ich etwas falsch gemacht? Ja, ich hätte in erster Linie jegliche Annäherungsversuche meinerseits unterlassen sollen, jedoch fühlte es sich jedes Mal so gut an...Was lief denn bloß falsch bei mir? Moment mal, dieser verdammte Kerl würde mich ganz bestimmt nicht schlecht fühlen lassen. Sollte ich ihm jetzt ganz klar meine Meinung sagen? Vermutlich nicht. Würde ich es dennoch tun? Na jedenfalls nicht nüchtern, dafür hatte ich keine Nerven. Plötzlich fiel mir etwas ein: Hatte er mein Handy mitgenommen? Schlagartig setzte ich mich auf, da ich bis jetzt gelegen hatte, und blickte erwartungsvoll auf den edlen Tisch. So ein Mist, natürlich hatte er es mitgenommen, so dumm war er nicht. Auch wenn mir seine Anwesenheit immer mehr gefiel, hätte ich trotzdem keine Sekunde gezögert, Hilfe zu holen, aber das konnte ich mir jetzt sowieso abschminken.

Langsam rappelte ich mich vom Sofa auf und ging schnurstracks in die Küche, um nach Alkohol zu suchen. Dort angekommen öffnete ich gefühlt jedes einzelne Regal und wurde letztendlich auch fündig. Da hatte er also die Getränke versteckt, direkt unter dem Tresen. Gut, verstecken konnte man das jetzt nicht unbedingt nennen, nur war ich zu dumm sie zu finden. Ich griff nach einer Flasche Hochprozentigem, welche mich direkt anlächelte und mich wahrscheinlich im Nullkommanix besoffen machen würde. Während ich nach einem Glass griff, und zwar nicht gerade nach einem Kleinen, dachte ich darüber nach, ob es überhaupt gut sei, wenn ich jetzt Alkohol trank. Schließlich befanden sich bestimmt noch Reste des Schmerzmittels oder der Narkose in meinem Organismus, was in Kombination mit Alkohol bestimmt keine Idee war. Geschwind schüttelte ich den Gedanken ab. Und wenn schon, im besten Fall verstärkt sich die gewünschte Wirkung noch um Einiges, an negative Folgen wollte ich jetzt nicht denken. Ich nahm das Glas in die Hand, welches nun bis ganz nach oben mit der bräunlichen Flüssigkeit gefüllt war, und leerte es in einem Zug. Das schmeckte zwar absolut scheußlich, aber ich spürte jetzt schon, dass es seine Wirkung tat. Erneut füllte ich das Glas nach und kippte mir weitere 250ml davon in meinen Rachen. Mittlerweile war mir schon ganz schummrig davon und als ich nochmals nachfüllte, verfehlte die Hälfte davon bestimmt sein Ziel und landete neben dem Glas. Dies war aber gewiss kein Grund für mich aufzuhören, also machte ich weiter, bis die Flasche leer war. Zufrieden stellte ich die leere Flasche auf den Tresen, da ich nicht wusste wohin damit, und mein Glas kam in die Spüle, die ich gerade noch so fand, weil mein Blickfeld sich enorm verengt hatte.

So, nun musste ich nur noch irgendwie die Stufen hochkommen, ohne vom Geländer zu stürzen und würde dann Jace zur Rede stellen. In meiner jetzigen Verfassung war das sicher nicht ideal, aber dafür würde ich mir keinen Kopf machen und genau das sagen, was ich dachte. Mittlerweile war ich bereits am Geländer angekommen und kämpfte mich Stufe um Stufe hoch, während ich mich an der Wand abstützte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Oben angekommen verlor ich erstmal die Orientation und musste mich bestimmt eine Minute umsehen, um das Zimmer von Jace zu finden. Als ich es sah, lief ich ohne lange zu Überlegen darauf zu und riss die Tür hastig auf. Wie sich herausstellte im falschen Moment, da Jace nur mit einem Handtuch bekleidet dastand und sich gerade umziehen wollte. Unbeabsichtigt starrte ich an ihm runter, wobei mich ein Räuspern seinerseits wieder in die Realität zurückholte. Wäre ich nicht sturzbesoffen wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle aus dem Raum gerannt, jedoch scherte es mich gerade nicht im Geringsten, dass er halbnackt vor mir stand. Ich kam ihm sogar auf wackeligen Beinen ein ganzes Stück näher und redete einfach drauf los.

"Wieso bist du vorhin einfach weggegangen, Jace. Sag bloß nicht, du fandst den Kuss schrecklich, denn das war er ganz bestimmt nicht." Fuck! Ich hatte gerade zugegeben, dass es mir gefallen hatte. Gut, vermutlich hatte er das sowieso schon gemerkt, als ich vorhin nicht von ihm ablassen wollte.

"Hast du getrunken, Claire?", fragte er mich nur, während er auf mich zukam und sich zu mir hinunter beugte. Er tat es letztendlich nur, um an meinem Atem zu riechen und als er deutlich den Hochprozentigen riechen konnte, lehnte er sich wieder von mir weg und starrte mich einfach nur an.

"Du hast mir immer noch nicht auf meine Frage geantwortet!", ermahnte ich ihn. Ich wollte eine Antwort, und zwar jetzt!

"Claire, bitte nicht jetzt. Wir können das Gespräch fortsetzen, wenn du nüchtern bist." Oh nein Freundchen, ganz bestimmt nicht!

"Antworte mir gefälligst, Jace!", fuhr ich ihn an und verkleinerte den Abstand zwischen uns beiden, wie um ihm Druck zu machen.

"Na schön, ich bin weggegangen, da es sich nicht richtig anfühlte. Ich wollte dich nicht ausnutzen!", seine Stimme klang immer noch ruhig, jedoch schien es ihn Überwindung gekostet zu haben, das genau so auszusprechen.

"Und wenn ich dir jetzt sagen würde, dass du mich gar nicht ausgenutzt hättest?", begann ich erneut und kam ihm nochmals näher, da er wieder von mir weggerückt war. Er wollte es doch genauso sehr wie ich und trotzdem hielt er sich zurück.

"Das spielt jetzt keine Rolle, Claire. Du solltest dich wirklich hinlegen gehen. Wieso hast du überhaupt so viel getrunken?" Dieses Mal entfernte er sich nicht mehr von mir, sondern ließ seine Hand über meine sanften blonden Haare gleiten. Dabei schaute er mir tief in die Augen, was in Kombination mit seiner Berührung ein Kribbeln in meiner Magengegend auslöste.

"Damit ich eine Ausrede dafür habe.", setzte ich an und füllte anschließend die restlichen Zentimeter zwischen uns beiden. Ich presste meine Lippen leidenschaftlich auf die Seinen und schwang meine Arme um seinen Nacken. Jace schien sich ebenfalls nicht zurückzuhalten, da er meine Geste ebenso innig erwiderte. Seine eine Hand wanderte meinen Rücken entlang, wobei die andere sanft um meinen Nacken geschlossen war. Ich kam ihm sogar noch näher, indem ich ihn zu mir runter zog und erschauderte, als seine nackte Brust meinen Körper berührte. Auch durch meine Klamotten hindurch fühlte es sich einfach nur unglaublich an, da es ohne aber noch besser war, zog ich kurzerhand mein Top aus, sowie es vorhin Jace schonmal bei mir gemacht hatte. Während dieser kurzen Unterbrechung, in der unsere Lippen eine Pause voneinander hatten, unterbrach Jace aber das Geschehen, indem er seine Zweifel ausdrückte.

"Wir sollten das wirklich nicht jetzt tun. Du bist betrunken, Claire...",

"Und wenn schon!", ich zog mich wieder, mittlerweile obenrum nur noch im BH, zu ihm hin uns setzte das fort, was ich gerade begonnen hatte. Auch wenn Jace eigentlich hatte aufhören wollen, fiel ihm dies sichtlich schwer. Er empfand genauso für mich und wollte es ebenso tun, auch wenn ihm sein Verstand vermutlich gerade sagte, dass er nicht mit einer betrunkenen Claire rummachen sollte. Langsamen Schrittes bewegten wir uns auf sein Kingsize Bett zu, auf welches ich mich einfach fallen ließ, als ich die Kante an meinen Unterschenkeln spürte. Jace beugte sich über mich, natürlich immer noch nur mit einem Tuch bekleidet, und gerade als ich luren wollte, kam er mir ganz nah und bedeckte meinen Oberkörper mit vielen zärtlichen Küssen. Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut. Ich wollte nicht, dass er damit aufhörte, da es sich so verdammt gut anfühlte. Gerade als ich vor Lust kurz aufstöhnte, ließ er jedoch von mir ab. Dieses Mal aber ließ ich ihn nicht einfach so gehen. Ich stand geschwind auf und stellte mich ihm in den Weg.

"Wieso lässt du es überhaupt zu, wenn du es eh nicht willst?!", stellte ich ihn zur Rede.

"Oh glaub mir, Claire, ich will es, aber nicht wenn du so betrunken bist, dass du dich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern würdest.", mit diesen Worten schob er sich an mir vorbei und ging auf seinen Kleiderschrank zu, um sich etwas anzuziehen.

"Würde es dir etwas ausmachen, mich nicht beim Umziehen anzustarren?", fragte er mich, während er, immer noch mit dem Rücken zu mir, seinen Kopf zu mir hindrehte.

"Nur wenn ich hier heute schlafen kann.", grinste ich ihn an. Bevor er daraufhin überhaupt etwas erwidern konnte, fügte ich noch ein "Bitte, dann lass ich dich auch für heute in Ruhe." hinzu. Zögernd stimmte er zu und nachdem ich ihm ein weiteres Grinsen schenkte, ließ ich mich wieder auf sein Bett fallen, wobei mein Blick zur Decke wanderte. Zwar hatte ich ihm gesagt, ich ließe ihn für heute in Ruhe, das bedeutete aber nicht, dass ich mich im Schlaf nicht zufällig ganz nah an ihn ran schmiegte. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Ob dafür nun der Alkohol oder meine Gefühle für ihn verantwortlich waren, würde ich wohl erst im nüchternen Zustand herausfinden. Erstmal konzentrierte ich mich aber aufs hier und jetzt und wartete ab, bis sich Jace endlich zu mir ins Bett gesellte.

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt