Kapitel 7

3.1K 62 0
                                    

Mit einem schmerzenden Kopf wachte ich aus einem tiefen und irgendwie merkwürdigen Schlaf auf. Ich konnte mich nicht daran erinnern, was als letztes passiert ist und fühlte mich so, als ob das hier gar nicht mein Körper wäre. Vorsichtig schlug ich meine Augen auf, wobei ich direkt etwas verwirrt war, da ich das Zimmer um mich herum nicht zu erkennen schien. Es war sehr groß, um Einiges größer als das Meine, hatte hohe Wände und war größtenteils in einem schwarzen Ton gehalten. Die Möbel sahen ziemlich teuer aus und auch das Bett, auf welchem ich mich befand, sah höllisch teuer aus. Wo war ich hier bloß gelandet? Ich dachte nach, doch an viel erinnerte ich mich nicht. Ich weiß noch, dass ich nach der Schule mit Anna essen war. Danach hatte sie mich versetzt und ich musste durch den Regen alleine nach Hause gehen. DA der Sturm aber zu stark wurde, verzog ich mich kurzerhand in eine Bar und gönnte mir ein paar Drinks. Meine letzte Erinnerung mündet im Nachhauseweg, wo dann plötzlich alles schwarz wurde.

Immer noch mit dröhnenden Kopfschmerzen versuchte ich aufzustehen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Ich blickte auf mein linkes Handgelenk, welches mit Fesseln an das Bett angebunden war. Sofort rüttelte und zog ich daran, doch zu meinem Pech war der Knoten viel zu fest, sodass er sich keinen Millimeter bewegte. Leicht panisch blickte ich mich um, um gegebenenfalls einen Gegenstand zu finden, welcher mich aus meiner Lage befreien konnte. Auf dem Fensterbrett auf der anderen Seite des Raumes erblickte ich schließlich eine Blumenvase. Würde ich diese zerbrechen, könnte ich eine Scherbe benutzen, um das Seil zu durchtrennen. Da gab es nur ein klitzekleines Problem: Ich kam nicht einmal ansatzweise da dran, zumal ich dank der Fesseln wirklich an das Bett gebunden war und ich dieses nicht einfach mal so verlassen konnte. Mein nächster Instinkt war es zu schreien, doch wäre das wirklich so schlau? Augenscheinlich bin ich entführt worden, auch wenn ich mich immer noch nicht daran erinnerte. Es wäre bestimmt nicht von Vorteil, meinen Entführer durch Geschreie gegen mich aufzuhetzen.

Ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, was leichter gesagt war als getan. Sollte sich mir eine Gelegenheit zur Flucht bieten, würde ich sicher nicht zögern, um sie auszunutzen, doch bis dahin sollte ich nichts Dummes anstellen. Deswegen versuchte ich mich wieder etwas zu entspannend und legte mich mit dem Kopf Richtung Decke blickend wieder zurück auf das Bett, etwas anderes war mir zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht möglich. Ich war sogar kurz davor einzuschlafen, als ich plötzlich aus meinem Blickwinkel wahrnehmen konnte, dass die Tür aufgemacht wurde. Nun war es soweit. Ich würde endlich sehen, wem ich diese fast aussichtslose Lage zu verdanken habe. Die Person trat hinein und es dauerte keine Sekunde, ehe ich sie erkannte.

"Jace?! Was zur Hölle soll das hier? Binde mich sofort los!", gut, das hätte ich bestimmt auch freundlicher formulieren können, aber mit ihm hatte ich bestimmt nicht gerechnet.

"Ganz ruhig, Claire. Du bist hier in Sicherheit.", redete er ruhig auf mich ein.

"In Sicherheit?! Du bist Derjenige, der mich hierher verschleppt hat, also mach mich gefälligst los!", bei mir brannten gerade alle Sicherungen durch, und das ließ ich ihn gerade vollstens spüren. So viel zu mach ihn nicht wütend, ganz toll gemacht, Claire!

Jace kam langsam auf mich zu, wobei sich mein Körper leicht verkrampfte. Nicht, dass ich jetzt unbedingt Angst vor ihm hatte, aber eine gewisse Portion Vorsicht hat auch noch nie jemandem geschadet. Er setzte sich neben mich auf das Bett und ich rückte so gut es ging weg von ihm. In jener Nacht, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren, wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen, doch jetzt wollte ich einfach nur weg von ihm. Da hatte ich noch nicht gewusst, was für Störungen dieser Mann hatte. Ganz entgegen meinen Erwartungen tat er jetzt aber etwas in meinen Augen vollkommen Unverständliches. Er band mein Handgelenk los. Sofort entzog ich es aus seinem Griff und begab mich an die andere Seite des Raumes, um so viel Abstand zwischen uns zu schaffen wie nur möglich. Etwas verwundert blickte ich ihn an. War er dumm? Was sollte das? Nicht, dass ich mich beschwerte, aber ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Mein nächster Blick wanderte dann zur Tür am anderen Ende des Zimmers. Sollte ich diese Chance ergreifen? Bevor ich jedoch losrennen konnte, ermahnte mich seine Stimme streng.

"Versuch es erst gar nicht, Claire! Es gibt nur eine Regel hier, und die heißt: Versuche nicht zu fliehen.", sagte er streng.

Der konnte mich mal, seine sogenannte Regel war mir absolut egal. Ohne mir viel dabei zu denken stürmte ich auf die Tür zu, wurde aber in der letzten Sekunde an meiner Schulter gepackt, umhergerissen und an die Wand gedrückt. Ich schaute Jace mit einem empörten, aber auch etwas wütenden Blick an.

"Lass mich los, Jace!", fauchte ich ihn an, was ihn anscheinend zu amüsieren schien, da sich ein Grinsen auf seine Lippen schlich.

"Mach das noch einmal und es wird Konsequenzen für dich haben!", gegen Ende wurde seine Stimme wieder ernst und er blickte mich eindringlich an. Schließlich ließ er mich los und verschwand aus der Tür, welche er sogleich von außen abschloss. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich wieder zu fassen und zu realisieren, in welcher Lage ich mich gerade befand. Ein, zugegebenermaßen gutaussehender, Mann hatte mich entführt und hielt mich jetzt in diesem Haus gefangen, von welchem ich nicht einmal wusste, wo es sich befand. Ob er mir wirklich etwas antun würde, wusste ich nicht, aber es herauszufinden war definitiv auch nicht meine Absicht. Langsam löste ich mich von der Wand, an die er mich gerade von fixiert hatte und schritt langsam auf das Fenster zu. Als ich hinausblickte sah ich lauter hohe, dunkle Bäume. Sehr schön, wir befanden uns also in einem Wald, vermutlich mitten im Nirgendwo, sodass mich hier ja keiner finden konnte. War meine Situation hier aussichtslos? Naja, nicht unbedingt...hoffte ich zumindest. Ich würde ganz bestimmt nicht gleich aufgeben, außerdem würden mich meine Mutter und meine Freunde sicher morgen in der Schule vermissen. Bei letzteren war ich mir zwar nicht so sicher, aber auf meine Mum konnte ich zählen. Die Polizei konnte dann ihren Rest tun und hoffentlich war ich dann im Nullkommanix heil und unversehrt wieder hier raus.

Diese Aussage bezweifelte ich aber im Nachhinein. In Filmen brachte die Polizei auch immer nichts auf die Reihe. Moment, stopp! Wir waren hier aber in keinem Film! Alles wird gutgehen! Mit diesem Gedanken befriedigte ich mich vorläufig und entschloss mich dann, mir das Zimmer einmal genauer anzuschauen.

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt