Kapitel 13

2.4K 50 0
                                    

Jaces POV:

Bevor Claire auf dem harten Boden aufschlagen könnte, fing ich sie rechtzeitig auf. Ihr Körper wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer und die Wunde blutete wie aus Strömen. Das hätte nie passieren dürfen, nie hätte ich tatsächlich abgedrückt, aber sie musste sich ja einmischen. Mein Ziel war es ihr Angst zu machen, sodass sie nicht erneut etwas aushecken wollte, um mir zu entkommen. Ich bemerkte wie ihre Augenlider begannen sich zu schließen, weswegen ich sie mehrmals dazu anwies, sie offen zu halten. So fest ich nur konnte drückte ich meinen Pullover auf ihre Wunde, sodass sie nicht ausblutete. Ich musste jetzt schnell handeln, ich würde sie nicht einfach so sterben lassen. Geschwind hob ich sie hoch und trug Claire die Treppen hoch in mein Zimmer, da ich dort meine Arbeitsmaterialien aufbewahrte. Schließlich wusste man nie, wann an mal ein Skalpell, Infusionen oder Schmerzmittel brauchte. Oben angekommen legte ich sie auf mein Bett und legte ihr sofort eine Kanüle, nachdem ich mir ein Paar Handschuhe übergezogen hatte. Anschließend schloss ich den Schlauch an, durch welchen die Infusion in ihren Körper gelangen würde. Ich wollte nicht, dass sie Schmerzen hatte, weswegen ich der Flüssigkeit etwas Morphium beigefügt hatte. Die Schussverletzung sah nicht gerade gut aus, weshalb ich zu etwas Stärkerem gegriffen hatte. Wenn sie später aufwachen wird, kann zwar eine verzerrte Wahrnehmung oder eine Art Rausch auftreten, jedoch war es das wert, da die Schmerzen weitaus schlimmer wären.

In einem nächsten Schritt entledigte ich sie ihres Pullovers, welcher mir bei dem Eingriff ohnehin schon im Weg war. Kurzerhand griff ich nach einer Schere und schnitt ihn auf, da ich ich ihr aufgrund der Infusion jetzt nicht einfach ausziehen konnte. Die Hose kam ebenfalls weg, weil der Bund die Verletzung bedeckte und somit unzugänglich für mich machte. Als ich damit fertig war, kam schließlich eine Art Zange zum Einsatz, um die Kugel aus ihrem Inneren herauszubekommen. Mit der Zunge öffnete ich die Wunde leicht und mit einer Pinzette zog ich die Kugel vorsichtig hinaus. Claire hatte wirklich Glück gehabt, da keine besonderen Organe getroffen wurden. Ich hätte mir nie verzeihen können, wäre ihr etwas passiert... etwas mit ernsthaften Konsequenzen. Letztendlich musste ich die Wunde noch zunähen, also griff ich nach Nadel und Faden und begann mit meiner Arbeit. Operationen waren schon immer mein Spezialgebiet gewesen, vor allem solche wie diese hier. Relativ einfach und meistens unkompliziert, trotzdem beanspruchten sie meine ganze Konzentration und als ich endlich damit fertig war, konnte ich meine Erschöpfung spüren. Es würde ihr gut gehen, sie würde wieder gesund werden. Zu guter Letzt kam noch ein Pflaster über die Stelle, um eventuellen Blutungen vorzubeugen und um nicht das Bettlaken voll zu bluten. Ich deckte sie schließlich zu und platzierte ihren Arm direkt neben ihrem Körper, damit die Infusion zu Ende laufen konnte. Selbst in diesem Zustand sah sie noch wunderschön aus. Ihr blondes, sanftes Haar zierte das schlichte Kissen und ihre blasse Haut hatte einen rosigen Teint angenommen. Hoffentlich bekam sie kein Fieber, das wäre gar nicht gut für ihr Immunsystem, vor Allem zusätzlich zu der Verletzung. Mehr konnte ich im Moment nicht für sie tun, also ließ ich sie alleine in ihrem Zimmer und ging nach unten, um mir erstens einen Kaffee zu machen und zweitens die ganzen Blutspuren zu reinigen.

Nachdem ich genüsslich meinen schwarzen Kaffee getrunken hatte, machte ich mich daran, die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Dazu holte ich mir einen nassen Lappen und fing damit an, die Blutspuren vom Boden wegzuwischen, was auch ganz gut funktionierte. Bei dem nebenstehenden Regal wurde es schon etwas schwieriger, da das rot nicht vom weiß abzubekommen war, letztendlich klappte es aber. Anschließend hob ich noch das Buttermesser auf, welches sich Claire zur Verteidigung hatte schnappen wollen. Dabei brauchte sie doch keine Angst vor mir zu haben, ich hatte sie lediglich einschüchtern wollen. Sie bedeutete mir jetzt schon so viel. Ich könnte ihr nichts antun, selbst wenn ich wollte. Nicht ich war derjenige, der abgedrückt hat, sondern Claire. Sie hasste mich so sehr, dass sie die Waffe gegen mich verwenden wollte. Ob sie mich tatsächlich erschossen hätte, weiß ich nicht, aber innerlich zog sich mir dabei der Magen zusammen. Natürlich war eine Entführung vielleicht nicht die beste Methode gewesen, aber hier draußen waren wir alleine, ungestört von allen Menschen, vor Allem von denen, die ihr Böses wollten.

Anna war eine davon. Sie und ihre Freundinnen hatten ihr doch nur Minderwertigkeitskomplexe gegeben und sie so oft ausgeschlossen, wie sie nur konnten. Das waren keine echten Freunde, was sie auch mehr oder weniger wusste, jedoch gab sie sich trotzdem mit ihnen ab. Sie waren kein guter Umgang für sie, zumindest konnte ich Claire von ihnen trennen. Dann war da noch ihre Mutter, welche sich so gut wie keine Zeit für sie nahm. Ich wusste, dass sie fast ganztägig arbeitete und dass ihre Arbeit nicht gerade die Angenehmste war, trotzdem vernachlässigte sie ihre Tochter fast gänzlich. Claire liebt ihre Mutter, schließlich tut das doch irgendwie jedes Kind, aber immer wenn ihre Mutter arbeitet, fühlt sich Claire hilflos und allein. Sie hat sich deswegen auch schon ein paar Mal selbst verletzt, weil sie sich fehl am Platz fühlte, weil sie all ihre Emotionen rauslassen wollte oder weil sie sich einfach frei fühlen wollte. Sie tat mir leid, deshalb habe ich sie das rausgeholt und sie hier in eine neue Umgebung gesteckt. Claire hatte an diesem Ort alles, was sie brauchte, alles was sie schon jemals haben wollte. Ich habe das Haus ganz ihren Vorstellungen angepasst. Und dennoch wollte sie weg von hier. Das musste ich verhindern. Ich wollte, dass sie sich hier wohlfühlte, nicht nur wegen dem Ambiente, sondern auch wegen mir. Sie konnte mir vertrauen, nur leider hatte ich es mir im Wald mit ihr etwas verscherzt. Ich hätte sie nicht so anfassen sollen und der Kuss hätte nicht gewaltsam heraufbeschworen werden sollen. Ändern konnte ich es nicht, aber das würde ich nicht nochmal machen, das war einfach nur dumm. Ich hatte meine Emotionen und meine Begierde nach ihr nicht im Griff. Ich wollte sie in dem Moment, ihren Körper ganz nahe an meinem spüren, aber wenn sie das noch nicht wollte, akzeptierte ich ihre Entscheidung. Irgendwann würde sie ihre Meinung schon noch ändern, doch bis dahin würde ich ihr etwas Raum geben, so lange sie das wollte.

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt