Kapitel 17

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Claires POV:

Ich und Jace waren mittlerweile unten im Wohnzimmer angekommen und während ich es mir auf dem großen Sofa gemütlich machte, da ich natürlich immer noch Probleme damit hatte, lange zu stehen, ging Jace in die Küche, um uns etwas zu essen zu holen. Vermutlich hätte ich die Gelegenheit nutzen können, um über den Smart-TV jemanden zu kontaktieren, aber würde er mich dabei erwischen, hätte ich unsere Vertrauensbasis direkt wieder über den Haufen geschmissen. Also entschied ich mich einfach dazu, Netflix anzumachen und nach einem guten Film zu suchen. Letzen Endes fiel meine Wahl auf den Horrorfilm Annabelle, welchen ich mir schon ein paar Mal angeschaut hatte, da er wirklich gut gemacht war. Ehe ich mich versah kam Jace auch schon mit zwei Tellern zurück. Ein betörender Duft stieg mir in die Nase, den ich sogleich einem bestimmten Essen zuordnen konnte: Sandwiches! Ich strahlte förmlich den Teller an, nach welchem ich meine Arme ausstreckte und herzlich an mich riss. Ich hatte verdammt Hunger, schließlich bekam ich mein Essen in den letzten Tage nur über Infusionen, also freute ich ich jetzt umso mehr über vernünftige Nahrung.

"Annabelle, nette Wahl.", lächelte er mich an, während ich bereits mein Sandwich verzehrte und mit meiner freien Hand den Film startete. Ich musste gefühlt die ganze Zeit lachen, da ich das bei Horrorfilmen irgendwie immer tat. Jace schien sich ebenfalls zu amüsieren und blickte immer mal wieder zu mir rüber, wie um sich zu vergewissern, dass ich immer noch neben ihm saß. Als ich fertig mit meinem Essen war, legte ich den Teller auf den edlen Designertisch vor dem Sofa und lehnte mich entspannt zurück. Erst jetzt bemerkte ich, wie nah ich und Jace eigentlich nebeneinander saßen. Mein erster Instinkt war es gewesen, einige Zentimeter von ihm wegzurücken, andererseits wunderte ich mich wie er wohl reagieren würde, wenn ich mich ihm sogar noch etwas annäherte. Oder besser, wie würde ich mich wohl damit fühlen, in den Armen meines Kidnappers zu liegen. Das würde dann ja wohl dermaßen dem Klischee entsprechen, oder besser gesagt dem Stockholm Syndrom. Dennoch hatte ich irgendwie das Verlangen, es trotzdem zu tun, also tat ich es auch. Ich rückte ein paar Zentimeter näher zu Jace, welcher sich darüber erst zu wundern schien, sich aber schlussendlich darüber freute. Während ich meinen Kopf auf seine starke Schulter lehnte, legte er seinen rechten Arm sanft um meinen Körper und verursachte damit bei mir eine Gänsehaut. Zwar wollte ich es nicht zugeben, aber es gefiel mir. Es fühlte sich gut an, so nah bei ihm zu sein. Oh man, was war bloß los mit mir? Je weiter ich darüber nachdachte, desto mehr verkrampfte sich mein Körper, was Jace natürlich sogleich bemerkte.

"Alles gut bei dir, Claire?", fragte er mich behutsam.

"Ich musste wieder an meine Mom denken. Du hast gemeint, du hättest dich um sie gekümmert, wenngleich ich nicht genau weiß, was du mir damit sagen wolltest. Ich vermisse sie und ich bin mir sicher das beruht auf Gegenseitigkeit.", antwortete ich ihm ehrlich auf seine Frage.

"Du hast Recht.", sagte er schließlich und blickte mir in meine Augen. "Sie vermisst dich und hat dich schon abermals versucht zu kontaktieren."

"Wie bitte?! Und du hast mir nichts davon gesagt?", natürlich hatte er das nicht, schließlich wollte er mich von ihr so gut es ging fernhalten, aber meine Mutter musste sich schreckliche Sorgen um mich machen. Dadurch dass ich meine Stimme anhob, strapazierte ich anscheinend auch meine Bauchmuskulatur, was ich im nächsten Moment bereute, da meine Wunde furchtbar anfing wehzutun. Als Folge verzog ich mein Gesicht und hielt mir die Wunde, als ob das irgendwas bringen würde.

"Reg dich bitte nicht auf, das tut dir vor Allem jetzt nicht gut.", begann er seine Ansprache. "Ja, sie hat dich nach ein paar Tagen kontaktiert, da sie sich nicht mehr mit dem Gedanken zufrieden gegeben hat, dass du dir lediglich eine Auszeit gönnen wolltest. Ich hatte ihr unter deinem Namen einen Abschiedstext geschrieben, ich denke aber sie könnte durchschaut haben, dass er nicht von dir war. Ich möchte, dass du sie anrufst und das richtig stellst."

"Okay wow. Wieso denkst du ich würde ihr am Telefon nicht sagen, dass ich entführt würde?", wollte ich von ihm wissen. Ich war wirklich gespannt auf seine Antwort.

"Aus dem einfachen Grund, dass das ganz üble Konsequenzen haben könnte, und zwar für beide Seiten.", nun schaute er mich mit einem Blick an, der mich erschaudern ließ. Was wollte er schon machen, ihr Leben bedrohen?

"Soll das eine Drohung sein? Wolltest du sie aus dem Weg haben, hättest du ihr bestimmt schon etwas angetan."

"Was nicht ist, kann ja noch werden.", während er die Worte aussprach, zogen sich seine Mundwinkel nach oben und er grinste mich einfach nur an. Was lief denn bitte falsch bei ihm? Hatte er eine traumatische Vergangenheit oder wieso ließ er das jetzt an mir und meinen Liebsten aus? Sollte ich nachgeben oder meiner Mutter die Wahrheit sagen? Selbst wenn ich Letzteres tat, würde man mich hier draußen mitten im Nirgendwo finden? Vielleicht konnte man ja mein Handy orten, dann gab es zumindest den Hauch einer Chance für mich. Auch wenn ich Jaces Gesellschaft nicht vollkommen schrecklich fand, wollte ich dennoch nichts lieber, als wieder zuhause bei meiner Mutter zu sein. Ich hatte mich entschieden. Ich würde ihr Bescheid sagen, aber ich würde versuchen, es unauffällig anzustellen. Dazu hoffte ich lediglich, dass ich nicht die Freisprechanlange anschalten musste.

"Na schön, ich machs.", sagte ich selbstbewusst, man sollte mir keine Schwäche ansehen.

"Sehr schön, aber denk nicht mal daran, etwas zu versuchen. Die Freisprechanlage bleibt an, das versteht sich ja wohl.", was für eine scheiße, das hätte ich mir denken können. Hingegen meiner inneren Reaktion, verhielt ich mich nach außen hin ruhig und gefasst und ließ mir nichts von meiner Verzweiflung anmerken. Dann würde ich halt improvisieren, das funktionierte meistens ganz gut. Ich stimmte ihm zu und bekam mein Handy überreicht, bei welchem die Nummer meiner Mutter bereits vorgewählt war. Nun musste ich nur noch den grünen Button drücken und dann konnte es losgehen. In erster Reihe freute ich mich aber, wieder ihre Stimme zu hören. Es würde schon alles gut gehen, darauf vertraute ich jetzt einfach mal und vernahm bereits das Läuten der Leitung.

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt