Kapitel 4

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Ich hinkte langsam zu Jaces Auto, welcher mich immer noch fest umschlossen hielt, um mir Stabilität zu geben. Er öffnete mir die Tür seines schwarzen Porsche und half mir, mich auf den Sitz zu schlurfen. Meine High Heels legte er mir unten auf den Boden hin, mit denen hätte ich unmöglich laufen können. Langsam schloss er die Beifahrertür und ging um sein Auto herum, um sich auf den Fahrersitz zu begeben. Richtig denken konnte ich zwar immer noch nicht so richtig, aber da war doch etwas, das ich vorhin noch in meinen Gedanken hatte. Ich strengte mich an, um mich wieder daran zu erinnern, doch es brauchte eine Weile bis es mir wieder einfiel. Gerade als Jace den Motor starten wollte, sprach ich meine Gedanken aus:

"Woher wusstest du eigentlich, welche Klamotten und Schuhe meine waren?", fragte ich ihn etwas nachdenklich. Neben dem Pool befanden sich Unzählige davon, aber wieso auch immer wusste er genau, welche davon mir gehörten.

Auf meine Frage antwortete er mir ganz locker. "Ich muss ehrlich zugeben, dass ich ein Auge auf dich geworfen habe und gesehen habe, wie du dich deiner Sachen entledigt hast, bevor du in den Pool gestiegen bist."

"Bitte was, du hast mich beobachtet?", lachte ich etwas unsicher, während ich leicht rot anlief. Es waren doch so viele hübsche Mädchen auf dieser Party und da suchte er sich ausgerechnet mich aus?

"Ja, du bist mir gleich aufgefallen.", gab er ehrlich zu und grinste mich an, während er den Motor startete und aus der Ausfahrt fuhr. Nach einer Weile fügte er noch eine Frage hinzu: "Wohin darf ich dich fahren, Claire?"

Ich nannte ihm meine Adresse, ehe ich mich zurücklehnte und meine Augen schloss, da ich durch den ganzen Alkohol wirklich müde geworden bin. Das erste Mal seit einer ganzen Weile fiel ich in einen friedlichen Schlaf, ohne Albträume oder sonstige Grausamkeiten. Leider fiel dieser viel zu kurz aus, da ich ein leichtes Schütteln an meiner linken Schulter vernehmen konnte. Einen Augenblick später kam ein Flüstern dazu, das immer lauter wurde, ehe es in einem normalen Tonfall mündete

"Claire wach auf, wir sind da.", sagte Jace sanft, um mich nicht drastisch aus meinem Schlaf zu reißen.

"Schon gut, ich bin wach.", murmelte ich noch etwas verschlafen, war aber auch froh darüber, dass ich endlich zu Hause war. Immerhin hatte ich morgen Schule und ich wollte zumindest einige Stunden Schlaf bekommen, auch wenn es schon weit über Mitternacht war.

"Danke fürs Heimfahren, Jace.", gerade wollte ich aussteigen, als mir noch etwas in den Sinn kam. "Sag mal, würdest du mir vielleicht deine Handynummer geben?", fragte ich etwas verlegen.

Ich gab ihm mein Handy, wo er seine Nummer eintippte, ehe er es mir wieder gab. Ich befand mich bereits außerhalb des Fahrzeugs, als reichte er es mir durch die Tür zurück. Daraufhin verabschiedeten wir uns und ich ging, immer noch etwas unsicher, Richtung meiner Wohnung. Mit meiner leeren Hand öffnete ich vorsichtig die Tür und schlich die ganzen Treppen hoch. An meiner Haustür angekommen, öffnete ich diese behutsam, um meine Mutter nicht aufzuwecken, und begab mich in mein Zimmer, wobei ich fast eine Vase im Flur umschmiss. Ich war viel zu erschöpft, um mich jetzt noch bettfertig zu machen, also zog ich einfach das Kleid über meinen Kopf und verzog mich in mein Bett, wo ich dann gleich wieder einschlief.

* * *

Mein Wecker riss mich aus einem traumlosen Schlaf, nach welchem ich gefühlt noch müder war als vorher. Ich raffte mich aus meinem warmen Bett, um meinen Alarm auszuschalten, nur um mich dann wieder zurück in mein Bett zu verkriechen. Ich fühlte mich elendig  und zu allem Übel konnte ich mich an fast nichts mehr erinnern. Ich wusste nicht was letzte Nacht alles vorgefallen war, mein Kopf dröhnte und der letzte Ort, an den ich gerade wollte, war die Schule. Eigentlich trank ich doch nicht so viel, ich weiß wirklich nicht, was ich mir gestern dabei gedacht habe. Vermutlich wollte ich einfach mal alles vergessen, was für den Moment auch funktioniert hat, allerdings sind alle guten Dinge nur temporär. Als ich den verhassten Ton aber zum zweiten Mal vernahm, war es wirklich aller höchste Zeit, da ich sonst zu spät kommen würde.

Schlagartig stand ich auf und schlich mich ins Bad, um mein verwischtes Make-Up von gestern zu entfernen. Ich hatte immer noch nur meine Unterwäsche an, aber das war mir egal, da meine Mutter sowieso schon bei der Arbeit war und ich mich somit alleine zu Hause befand. Als das erledigt war, zog ich mich aus und stieg geschwind in die Dusche, um einigermaßen wach und frisch zu werden. Mit lediglich einem Handtuch ging ich dann Richtung Küche: Erstens brauchte ich dringend eine Aspirin und zweitens hatte ich Hunger und Durst ohne Ende. Ich hatte noch eine halbe Stunde, bis ich los musste, also konnte ich mir ruhig etwas Zeit lassen. Ich holte mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte mich schonmal an den Küchentisch, während mein Kaffee noch von der Kaffeemaschine fertig gestellt wurde. Nachdem ich fertig war mit Essen, griff ich nach meinem Getränk und stolzierte in mein Zimmer, da es Zeit war, mich anzuziehen. So wie jeden Tag blickte ich hoffnungslos in meinen Kleiderschrank, da ich wusste, dass ich dort sowieso nichts Gescheites finden würde. Meine Wahl fiel auf einen Pulli und eine schlichte Jeans, die ich mir schnell überzog, während ich meinen Kaffee trank.

Anschließend griff ich nach meinen Schulsachen, stellte meine Tasse ab, während ich an der Küche vorbei lief und verschwand durch die Tür, um zur Schule zu gehen. Meine Kopfschmerzen sind zum Glück mittlerweile fast weg gegangen, aber die Lücke von gestern Nacht blieb noch. Selbst nach größten Bemühungen blieb meine Erinnerung fort und schien auch vorerst nicht zurück zu kommen. Darüber konnte ich mir auch später noch Gedanken machen, jetzt sollte ich erstmal dafür sorgen, dass ich rechtzeitig zum Unterricht kam, da ich wirklich keine Lust auf Nachsitzen hatte. Ich beschleunigte meinen Gang, um schnell durch die Straßen Londons zu kommen. Ich hatte jetzt nicht einmal mehr Zeit, um mir etwas aus der Bäckerei zu holen. Was für ein Mist! Dann musste halt das Essen aus unserer Mensa seinen Zweck erfüllen, so schlecht war es auch wieder nicht.

Ich kam an meiner High School genau eine Minute, bevor es klingelte, an. Jetzt spurtete ich einfach nur schnell die Treppen zu meinem Klassenzimmer hoch und kam auf die Sekunde genau mit vollkommen zerzausten Haaren an meinem Platz an. Die ganze Klasse starrte mich an, da ich lautstark ein- und ausatmete. Ich machte mir aber nicht wirklich etwas daraus, auch wenn mein Lehrer gerade eine Anspielung auf meine sogenannte 'Pünktlichkeit' äußerte. Sollte er doch, das war mir egal. Ich lehnte mich zurück und versuchte mich, so gut es ging, auf den Unterricht zu konzentrieren.

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt