Kapitel 39

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Claires POV:

Es dauerte ganze dreißig Minuten, in denen ich unter dem Sitz gefühlt hin und her geschleudert wurde, ehe wir endlich in der Stadt ankamen. Ob ich mich nun darüber freuen oder Zweifel hegen sollte, wusste ich nicht. Jedenfalls blieb mir nicht allzu viel Zeit um mir etwas Vernünftiges auszudenken, da wir schon in Kürze meine beste Freundin antreffen würden. So langsam bekam ich Angst...und Panik. Ich konnte nicht schon wieder versagen, das würde ich nicht verkraften können.

Vorsichtig drückte ich mich nach oben und lehnte mich in Richtung des Fensters, um einen Blick auf die Lage erhaschen zu können. Noch lief der Motor, jedoch wurden wir mit jedem Augenblick langsamer und ich wusste, dass es gleich soweit sein würde. Mit einem Ruck blieb das Auto stehen, wobei ich fast aufgekreischt hätte, mich aber noch im letzten Moment zusammenreißen konnte, indem ich mir eine Hand auf den Mund presste. Jace blickte aus dem Fenster und schien jemanden zu fokussieren, höchstwahrscheinlich Anna. Bevor ich mir noch weiter Gedanken machen könnte, wurde auch schon die Fahrertür aufgerissen und Jace stieg aus. Die Tür knallte er zu, wobei das laute Geräusch meine Ohren betäubte. Ich wartete ein paar Sekunden, bis ich mir sicher war, dass ich gefahrlos aus dem Fenster blicken konnte. Sofort erkannte ich Anna, welche vor der Metzgerei stand, die schon seit Jahren nicht mehr funktionierte. Sie tippte auf ihrem Handy rum und versuchte verzweifelt jemanden zu erreichen, wobei sie ihre Umgebung kaum wahrnahm. Jace schritt gezielt auf sie zu und erst als er sich nur noch fünf Meter von ihr weg befand, blickte Anna etwas verwundert auf. Hören konnte ich natürlich nichts von dem Gespräch, jedoch schien Jace es ziemlich ernst zu meinen. Am Anfang sah es etwas so aus, als würden sie Smalltalk führen, jedoch wurde die Diskussion immer hitziger und ich hatte schon Angst, dass Jace gleich die Fassung verlieren würde.

Länger konnte ich auf jeden Fall nicht warten. Ich hatte verdammt Glück, dass Jace nicht daran gedachte hatte, das Auto abzusperren, also öffnete ich rasch die Tür und rannte auch schon auf die beiden zu. Jetzt waren Improvisationskünste angesagt, um die Situation zu entschärfen. Na das konnte ja mal was werden. Die beiden schienen mich gar nicht zu bemerken, da sie ganz und gar in der Situation gefangen waren. Anna schaute ängstlich drein und Jace wirkte so dominant wie fast immer. Okay Claire, lass dir verdammt nochmal was einfallen!

"Jace, da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht!" Mit diesem Satz unterbrach ich die beiden schlagartig, woraufhin mich beide ungläubig musterten. Ich ging auf Jace zu, packte sanft seinen Nacken und zog ihn zu mir runter, um ihn liebevoll auf seine Lippen zu küssen. Erst war er sichtlich verwirrt, doch schon kurze Zeit später spielte er mit.

"Claire, du...aber wieso...", stammelte Anna hilflos vor sich hin. Kurzerhand löste ich mich von Jace und zog auch Anna in eine innige Umarmung. "Ich dachte du wärst tot.", murmelte sie trautig in mein Ohr.

"Tut mir leid, ich hab einfach eine Auszeit gebraucht. Ich weiß, ich hätte was sagen sollen, aber...ach ich weiß auch nicht, ich dachte ich bin dir völlig egal.", meinte ich ehrlich zu Anna und ließ somit meinen Gedanken freien Lauf.

"Was? Nein?! Ich weiß ich hab mich in letzter Zeit echt dämlich verhalten, aber das wird nicht wieder vorkommen. Ashley und Fiona können mich mal, du bist die Einzige, die mich je so verstanden und akzeptiert hat, wie ich bin.", gestand mir meine beste Freundin. Daraufhin drückte ich sie nochmal und blickte anschließend zu Jace rüber.

"Nun ja da wir schonmal alle hier sind: Jace Anna. Anna Jace. Tut mir leid, aber mein Freund hatte heute einen ziemlich schlechten Tag...", dabei blickte ich ihn streng an, da ich ihm böse war, dass er Anna bedrängt hat, "...aber keine Sorge, er wird dich nicht weiter belästigen. Nicht wahr, Jace?" Mein Blick glitt wieder eindringlich zu ihm. Er flüsterte eine ziemlich unverständliche Entschuldigung, jedoch ließ ich ihm das durchgehen und Anna mehr oder weniger auch.

"Und was ist mit deiner Mum? Ich hab sie schon seit einer Woche nicht mehr gesehen. Sie war komplett verzweifelt und hat nach dir gesucht..."

Kurzerhand unterbrach ich sie: "Ich habe leider nichts von meiner Mum gehört, da ich mein Handy...naja, entsorgt hab. Vielleicht ist sie ja zuhause...ich werd mich drum kümmern. Na wie dem auch sei, ich und Jace müssen jetzt los." Dabei nahm ich meinen 'Freund' an der Hand und stellte mich neben ihn.

"Aber...wirst du wieder kommen?" Anna schaute mich mit einem traurigen Blick an, so als würde sie glauben, dass ich wieder für Wochen oder Monate untertauchen würde.

"Ich...", mein Blick wanderte zu Jace, welcher mich eindringlich musterte, und anschließend wieder zu Anna, "...ich komme wieder, keine Sorge." So ganz sicher war ich mir dabei zwar nicht, aber ich wollte Anna nicht weiter beunruhigen. Kurzerhand verabschiedeten wir uns von ihr und gingen auf Jaces Auto zu.

Erst als wir beide eingestiegen waren, ergriff Jace das Wort. "Wie bist du überhaupt in das Auto gekommen?", fragte er mich schließlich.

"Ich hab die Gelegenheit genutzt, als dein Auto nicht angesprungen ist. Ich konnte nicht zulassen, dass du Anna etwas antust." Eine Weile herrschte Stille, ehe ich ihm die Frage stellte, welche schon, seitdem ich in das Auto gestiegen war, in meinem Kopf herum schwirrte. "Was wirst du jetzt mit mir machen?"

Auf meine Frage hin, folgte erst einmal eine kurze Pause, ehe er mir eine vage Antwort gab. "Nach Hause."

"In das Haus im Wald?"

"Nein. Zu dir nach Hause."

Ich schaute ihn ungläubig an und dachte erst er macht Witze. Als ich dann aber seinen ernsten Blick bemerkte, wusste ich, dass er es ernst meint. "Was ist mit deiner Regel passiert?" Ich konnte mir einfach nicht verkneifen, diese Frage zu stellen.

"Die ist jetzt nicht mehr wichtig. Du sollst dein normales Leben weiter führen und deinen Abschluss machen. Dabei werde ich dir nicht im Weg stehen."

"Verstehe." Eine bessere Antwort brachte ich gerade nicht hervor, da ich erst realisieren musste, was hier gerade passierte. Jace hatte in der Zwischenzeit schon den Motor gestartet uns fuhr in Richtung meiner Wohnung. Ich würde tatsächlich frei kommen?! Nein, unmöglich. Es schien mir fast absurd. Die Vorstellung frei zu sein schien mir viel zu fern, als dass sie Realität werden könnte.

Als wir schließlich zum Stehen kamen wusste ich, dass wir am Ziel waren. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder wie ich mich verabschieden sollte. Ich hatte mit diesem Mann die letzten Wochen und Monate verbracht, fast ohne jegliche Privatsphäre, und jetzt würden sich unsere Wege einfach trennen. Ich griff auf die Hintersitze, um mir meine Tasche zu schnappen und blickte anschließend Jace noch ein letztes Mal in seine Augen.

"Auf Wiedersehen, Jace!" Ohne eine Antwort abzuwarten stieg ich aus und schloss flink die Autotür hinter mir. Nach einem letzten Blick nach hinten schritt ich auf das Haus zu, öffnete die Tür und verschwand darin. Anschließend lehnte ich noch eine ganze Weile an der Haustür und überdachte die letzte Zeit und alles was passiert war. Ich war frei, endgültig, jedoch fühlte es sich jetzt so an, als würde etwas fehlen. Tief in meinem Inneren hatte sich ein Loch, eine Leere gebildet. Etwas fehlte. JEMAND fehlte...

   

So, hier kommt nach fast zwei Wochen mal wieder ein Update 😅 Ich hab einfach keine Lust und Motivation zum Schreiben gefunden, auch wenn ich das Ende eigentlich schon durchgeplant hatte. Vielleicht auch gerade deswegen, eben weil ich das Buch noch nicht zuende bringen wollte. Na wie dem auch sei, es kommt wahrscheinlich noch ein Kapitel und dann sind wir durch. Habt noch einen schönen Tag und genießt die Ferien! 🥰

You're mine - a kidnapper story ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt