16.Kapitel

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//Emilia//

Am nächsten Morgen wurde ich von dem unangenehmen Klingeln meines Handys geweckt. Gleichzeitig versuchte ich irgendwie an mein Handy zu kommen und mich unauffällig aus Wincents fest um mich geschlungenen Armen zu befreien. Eingehender Face-Time Anruf von Kathi. Nervös schaute ich an mir herunter. Ups. So würde ich keinen Videoanruf annehmen können. Schnell drückte ich meine beste Freundin weg. Ich zog mir schnell meinen Slip und ein T-Shirt von Wincent an. Da Wincent noch leise schnarchend im Tiefschlaf war, machte ich es mir auf dem kleinen Balkon gemütlich.

K: "Mila! Mensch, wo bist du denn?"

E: "Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen um diese unmenschlich frühe Uhrzeit!", säuselte ich leicht sarkastisch ins Telefon, konnte mir aber ein Grinsen nicht verkneifen.

K: "Einen guten Morgen mein Mäuschen! Aber sag mal, warum hast du mich wegge " Sie schien eins und eins zusammen zu zählen. Ich wusste genau, dass sich gerade mit zusammen gekniffenen Augen die Hand vor die Stirn schlug. "Ahhh, tut mir leid! Ich glaube, dass ist schon die Schwangerschaftsdemenz! Also erzähl, heißer Abend oder heiße Nacht?" Ich musste kurz auflachen.

E: "Ähh also vielleicht auch beides? Und nein, das zählt noch nicht unter Schwangerschaftsdemenz, sondern unter übertriebene Besorgnis!" Aber Kathi konnte ich zum Glück nicht böse sein. Kathi stieß einen anerkennenden Pfiff aus.

K: "Also du bist längst nicht mehr das unschuldige, schüchterne Mädchen von nebenan."

Und so redeten wir noch eine ganze Weile, bis ich den Duft von frischem Kaffee vernahm. Da ich eh im Laufe des Tages wieder zuhause sein würde, war Kathi auch nicht böse das Gespräch langsam zu beenden.
Nur in Boxershorts bekleidet stand Wincent mit dem Rücken zum Balkon in der Küche und goss den Kaffee in zwei Tassen. Ich schlich mich von hinten an ihn ran, legte meine Arme um seine Taille und meinen Kopf auf seinen Rücken. "Guten Morgen", nuschelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Haut. Ich spürte genau, dass es ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Guten Morgen", gab er zurück, drehte sich um und hielt mir einen dampfenden Becher entgegen. Zusammen gingen wir wieder auf den Balkon.

W: "Ich hatte schon Angst, du hättest dich einfach davon gestohlen", sagte er zwischen zwei Schlucken. Mich ließ es schmunzeln. Scheinbar hatte er meinen überstürzten Abgang aus Lissabon immer noch im Hinterkopf.

E: "Nicht, ohne mich zu verabschieden", ich strich ihm sanft über seinen Oberschenkel, "aber Kathi hat mich quasi aus dem Bett geklingelt hat sich Sorgen gemacht, weil ich gestern Abend nicht Heim gekommen bin", sagte ich mit einem schelmischen Grinsen, in Erinnerung an letzte Nacht. Wincents blödes Grinsen verriet mir, dass er irgendwas erwidern wollte.

W: "Nicht Heim gekommen, aber mit mir gekommen", auch ich musste grinsen, aber einen kleinen Klaps handelte er sich trotzdem ein. Den ganzen Vormittag verbrachten wir noch in der Herbstsonne, bis ich gegen Mittag dann doch langsam nach Hause musste. "So gerne ich noch bleiben würde, aber die Arbeit ruft", sagte ich, nachdem ich meine wenigen Sachen zusammen gesucht hatte.

In Wincents Augen konnte ich sehen, wie schwer es ihm fiel, mich nach der sehr intensiven gemeinsamen Zeit gehen zu lassen. "Jetzt schau nicht so, ist doch kein Abschied für immer", flüsterte ich. Wir standen eine gefühlte Ewigkeit schon in der Haustür. "Ich hoffe doch", antwortet Wincent so leise, dass ich es gerade so verstand. "Bestimmt nicht mich wirst du so schnell nicht mehr los." "Ich hatte auch nicht vor, dich für immer gehen zu lassen." Das war ehrlich gemeint, dass spürte ich und ich musste lächeln. Keine Spur von Sarkasmus wie bei Lars.
"Ich muss bald erst nach Frankfurt für ein Event, danach mache ich einen Zwischenstopp in Hamburg bei meinen Eltern und schwupps sind anderthalb Wochen um und wir sehen uns wieder", doch das schien nicht so einfach zu sein. Wincent seufzte. "Ach Mila. Wenns so einfach wär. Wenn du wieder da bist, beginnt meine Tour schon fast." Traurigkeit sammelte sich in seinem Blick. "Hey, wir finden schon einen Weg! Aber nur, wenn wir uns keinen Druck machen außerdem haben wir noch WhatsApp und FaceTime", sanfte fuhr ich über Wincents Wange. "Aber jetzt muss ich wirklich los", nuschelte ich in unsere Umarmung rein. Ein letztes Mal trafen sich unsere Lippen. Es war wie ein Stromschlag durch den ganzen Körper und trotzdem war da schon eine Vertrautheit. "Bis bald, mein Herz", flüsterte Wincent, ehe er mich gehen ließ.

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