3.Kapitel

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//Neustadt i.H.//Emilia

Mittlerweile waren schon einige Wochen ins Land gezogen und der Frühling zeigte sich von seiner besten Seite. Ich hatte mich zwischenzeitlich dazu entschieden, mein altes Leben in Frankfurt komplett hinter mir zu lassen und mir im Norden Deutschlands eine neue Zukunft aufzubauen. Da Kathi, meine beste Freundin seit dem Kindergarten, zufällig auf der Suche nach einer Mitbewohnerin war, zog ich ohne lang zu zögern bei ihr ein. Es war eine wunderschöne Wohnung im Loft-Stil in einem kleinen Städtchen an der Ostsee unweit vom Strand. Und unser gemeinsamer Kindheitstraum später zusammen in eine WG zu ziehen wurde damit gleich auch noch wahr.

Nur ein einziges Mal fuhr ich noch mit meinem Auto nach Frankfurt, um mein restliches Hab und Gut aus der alten Wohnung abzuholen

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Nur ein einziges Mal fuhr ich noch mit meinem Auto nach Frankfurt, um mein restliches Hab und Gut aus der alten Wohnung abzuholen. Nach zwei Stunden hatte ich alles in Kartons im Auto verstaut. Den Schlüssel zur Wohnung ließ ich auf der Küchentheke liegen, drehte mich um und zog die Wohnungstür mit einem lauten Knall zu. Und es fühlte sich gut.
Auf dem Weg zum Auto traf ich natürlich nochmal auf Lars ~ ehrlich gesagt rannte ich ihn eher fast um, da ich ihn nicht gesehen und auch nicht erwartet hatte. „Der Wohnungsschlüssel liegt in der Küche und meine Sache hab ich alle rausgeholt. Wenn du noch was finden solltest, dann ... dann wirf es weg!", sagte ich noch, ehe ich mich umdrehen und gehen wollte, doch ich hatte die Rechnung ohne Lars gemacht. Er hielt mich am Handgelenk fest, sodass ich mich notgedrungen noch einmal zu ihm umdrehen musste. „Was ist denn noch?", langsam würde ich ungeduldig und ehrlich gesagt wurde mir auch alles zu viel. „Mia ... ich ... also ... können wir nicht nochmal über alles reden?" „Reden?! Ich wüsste nicht worüber. Für mich war das alles eindeutig genug!!" Ich ging zu meinem Auto, drehte mich vorher aber noch einmal um. „Unsere Beziehung hat sich sowieso irgendwie dem Ende zugeneigt. Und das hast du mir heute mehr als eindeutig klar gemacht! Mach's gut Lars!" „Mila!" Lars kam mir zum Auto hinterhergerannt, nur das Auto trennte uns von einander. In seinen Augen standen Trauer, Wut und ein Funke Verzweiflung. „Es tut mir leid, Mila. Bitte geh' nicht!!" Ein verzweifeltes Lachen entwich meinem Mund. „Nein, Lars! Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du dieses Flittchen mit in unser Wohnzimmer genommen hast. Jetzt ist eh zu spät." Tatsächlich brannte mir aber noch eine Frage auf der Zunge. Es war nicht die Frage nach dem Warum, viel mehr war es die Frage seit wann. "Aber beantworte mir mir nur noch eine Frage und bitte sei ehrlich. Seit wann?" Auch wenn das alles hier mehr weh tat als ich mir selbst zugestehen wollte. Doch seine Antwort würde für mich den endgültigen, abschließenden Stich in Herz bedeuten. Ich habe ihn geliebt, ohne Zweifel. Aber zum Schluss nicht mehr so, wie es am Anfang unserer Beziehung einmal war. Gerade über die letzten Monate hatten wir uns ziemlich auseinander gelebt, deswegen kann ich Lars den Fehltritt wohl kaum verübeln. Und trotzdem tut es verdammt weh. Immerhin gehen gerade 6 Jahre Beziehung auseinander. Ich hatte es schon kommen sehen, schon lange habe ich mich gefragt, wann es passieren würde, nur habe ich nicht damit gerechnet, ihn inflagranti zu erwischen.

Beschämt sah Lars zu Boden. „Also ... so seit 4 Wochen." Wir schauten uns dabei direkt in die Augen. Lars war es mehr als unangenehm, dass er vor mir und auch vor sich selbst die Wahrheit eingestand. Mir gab es einfach den Rest. "Ich muss hier raus!", schrien meine Gedanken mir entgegen.  "Und wo gehst du jetzt hin?" „Das braucht dich jetzt wohl nicht mehr interessieren, immerhin muss ich mich jetzt auch für meinen Job nicht mehr vor dir rechtfertigen und mir ein schlechtes Gewissen einreden lassen!" Damit fuhr ich los und es fühlte sich verdammt nochmal gut an.
Im Rückspiegel konnte ich noch sehen, wie Lars sich umdrehte und  auf dem Weg Richtung Haustür der Mülltonne einen kräftigen Tritt verpasste.

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