//Emilia//
Wieder einmal waren die kommenden Tage vollgestopft mit lernen, arbeiten und seelsorgerischen Leistungen für Kathi. Sie hatte sich durchgerungen, jeweils mit Tim und Marco zu reden. Letzterer war verständlicher Weise verletzt, aber auch Wincent schien auf ihn eingeredet zu haben, denn im nach hinein versicherte er Kathi, dass all das nichts an seinen Gefühlen zu ihr ändern wird und er sie voll ganz unterstützen wird ~ egal wie der Vaterschaftstest ausgehen wird.
Zusammen mit Kathi saß ich im Esszimmer und machte eine kleine Mittagspause, als ich es am Briefkasten rascheln hörte. Wenig später kam ich mit einem Stapel Post wieder in die Küche, das meiste war eh nur Werbung, aber ein dickerer Brief war auch dabei ~ adressiert an Kathi. "Hier für dich", hielt ich ihr den Brief hin. "Oh", antwortete sie mit großen Augen, "das wird das Ergebnis sein." "Das ging aber schnell! Willst du die beiden dabei haben wenn du den Brief öffnest?", frage ich vorsichtig, immer bedacht nichts falsches zu sagen. Kathi schüttelte nur stumm den Kopf. "Nein, lieber nicht. Nur dich will ich dabei haben." Mein Herz machte einen Satz. "Natürlich ~ sag einfach bescheid, wenn du dich bereit fühlst rein zu schauen." Noch immer starrte sie auf den vor ihr liegenden Brief. Sanft streichelte ich ihr über die Schulter und gab ihr einen Kuss auf den Kopf, bevor ich mich mit einer dampfenden Tasse Kaffee wieder ins Arbeitszimmer begab. Ich setzte mich an den Schreibtisch, als mein Handy aufblinkte. Wincent. Direkt musste ich lächeln und dieses wohlige Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. "Ich vermisse dich jetzt schon ... ♥", stand dort kurz und knapp. "Ich dich auch!", antwortete ich. Kurz darauf viel mir beim Blättern durch meinen Terminkalender auf, dass ich genau zu Wincents Tourauftakt einen Auftrag in Frankfurt haben werde und er noch gar nichts davon wusste. Ich versuchte mein Glück und rief in per FaceTime an. Nach zweimal klingeln hob er strahlend ab.
W: "Heey"
E: "Hey. Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass ich bald in Frankfurt bin." Ich ließ in noch ein wenig zappeln und sagte nur die halbe Wahrheit. Wincent schaute verwirrt.
W: "Aber das weiß ich doch schon ... "
E: "Zufällig genau dann, wenn du auch da bist. Ich könnte eine Nacht länger bleiben und zum Konzert kommen ... also nur wenn du willst", sein Gesicht dabei war göttlich. Von Verwirrung zu Freude von null auf hundert ~ ich konnte nicht anders als herzlich zu lachen.
W: "Aber natürlich will ich, dass du zum Konzert kommst! Ich würde mir doch nicht die Chance entgehen lassen Zeit mir dir zu verbringen!"
Wir redeten noch eine ganze Weile, bis Wincent los musste. Mittlerweile war so viel Zeit verstrichen, dass es nicht mehr lohnte noch irgendwas zu erledigen und ich mir selbst einen freien Abend erlaubte.
Wieder in der Küche angekommen, saß Kathi schon wieder (oder noch immer?) am Tresen und schaute diesen Brief an. Ich setzte mich ihr gegenüber und legte meine Hand auf ihre. "Ich kann nicht reinschauen", nuschelte Kathi. "Soll ich das für dich übernehmen?", fragte ich leise und bekam als Antwort ein stummes Nicken. Ich zog den Brief zu mir, öffnete ihn vorsichtig und atmete noch einmal tief durch. Eigentlich wusste ich selbst nicht so recht, welches Ergebnis ich mir erhoffte. Schnell überflog ich alles bis ich beim entscheidenten Satz an kam. " ... lässt sich feststellen, dass Herr Marco ... der biologische Vater ist ... " "Oh mein Gott!", erleichtert sank ich auf dem Barhocker zusammen. Kathi blickte mich erwartungsvoll mit großen Augen an. "Und?" Ich grinste und ging direkt zu ihr rüber, um sie zu umarmen. "Mäuschen, Marco ist der Vater!" Vor Erleichterung brachen bei Kathi alle Dämme und sie lag weinend in meinen Armen. "Ein Glück ... ich weiß nicht, ob ich das mit Tim ertragen hätte!", sagte sie, nachdem sie sich die Tränen getrocknet und die Nase geschnäuzt hatte. "Na so schlimm ist er nun auch nicht. Aber ich bin froh, dass es Marco ist ... ihr werdet so tolle Eltern sein!" Noch einmal zog ich sie in eine feste Umarmung und blinzelte ein paar Tränen weg. Schließlich war ein emotionales Wrack schon genug. Ich freute mich wirklich unglaublich für sie. Kathi schaute mich mit einem durchdringenden Blick an.K: "Mila?"
E: "Hmm?"
K: "Hast du eigentlich schon mit Wincent drüber gesprochen? Also über die Sache wegen den Kindern ..." Eine Tränen lief über meine Wange. Ich hasste dieses Thema so sehr.
E: "Bist du verrückt? Natürlich nicht ... also noch nicht. Das ist noch zu früh, denke ich ... es ist gerade wieder alles in Ordnung, ich will nicht wieder alles in Wanken bringen."
K: "Zu früh? Ich denke nicht, dass es je zu früh sein kann, um mit offnen Karten zu spielen."
E: "Bitte, Kathi! Es geht noch nicht, aber bald bestimmt. Wir sind doch erst so kurz zusammen, da kann ich ihm doch nicht vor den Latz knallen, dass es nie gemeinsame Kinder geben wird!"
Jetzt war es Kathi, die ihre Hände beruhigend auf meine legte. "Es tut mir leid. So war das nicht gemeint! Wir müssen auch nicht weiter drüber reden."
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An Wunder
Fiksi PenggemarZwei Beziehungen, die zerbrechen. Zwei irgendwie ähnliche Geschichten. Sie die Betrogene, er der Verlassene. Eine schicksalhafte Begegnung für zwei jungen Menschen, die selbst noch nichts davon ahnen. Und so nimmt die Geschichte von Emilia und Win...