26.Kapitel

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// Mila// Neustadt// einige Wochen später//

Mittlerweile war der Herbst langsam aber sicher in den Winter übergegangen. Nach den aufregenden Tagen in Frankfurt spürte ich eine immense Erleichterung. Dass ich mich mit Lars ausgesprochen hatte, dass Wincent und ich offiziell zusammen waren, dass Kathi überglücklich und schwanger mit einem gesundem Kind war. Besser hätte es gar nicht laufen können. 

In wenigen Tagen würde Wincent seinen Tourabschluss in Hamburg haben und wir würden uns endlich nach sich unendlich lange anfühlenden Wochen wiedersehen. 
Da es bereits anfing zu dämmern, schlich ich durch die Wohnung und machte hier und da ein paar Kerzen und den Kamin an. Mit einer heißen Schokolade und einem Buch machte ich es mir auf dem Sofa bequem und genoss den Beginn der kalten Jahreszeit. 

Kathi war schon am Nachmittag mir Marco in die Therme zur After-Work-Hour gefahren

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Kathi war schon am Nachmittag mir Marco in die Therme zur After-Work-Hour gefahren. Hmm ... da wäre ich jetzt auch gerne, aber vielleicht dann ja bald mit Wincent. Im Winter würde er etwas mehr Zeit haben, gerade um Weihnachten und den Jahreswechsel herum. Mit diesem Gedanken kuschelte ich mich in meine Lieblingskuscheldecke ein und genoss das Knistern des Feuers und lies meine Gedanken schweifen. Bis sie, wie so oft, bei Wincent stoppten. Heute hatte er seinem Plan nach kein Konzert, daher versuchte ich mein Glück, scrollte in meinen Kontakten nach ganz unten und wählte "anrufen" aus. Es klingelte, einmal ... zweimal ... ... fünfmal ... da gab ich die Hoffnung eigentlich schon auf ... sechsmal ... und dann erklang ein tiefes, sanftes "Hey, Mila!". Unwillkürlich musste ich grinsen, mein Herz machte einen Satz und in breitete sich die gewohnte, wohlige Wärme und das Kribbeln aus. "Wincent!", strahlte ich, "wie geht's dir? Bist du unterwegs?" "Mila, alles super, ich bin gerade noch ein bisschen in der Stadt unterwegs! Die letzten Tage waren einfach der Hammer! So eine geile Tour, aber am meisten freue ich mich auf den Tourabschluss!", sein Grinsen war quasi durchs Telefon greifbar. "Das freut mich so sehr, das zu hören. Ich freue mich auch schon auf die Zeit! Ich vermisse dich ... ", ich knibbelte an meiner Decke, um mich von den aufsteigenden Tränen abzulenken. "Ich vermisse dich doch auch, mein Herz! Ich kanns gar nicht erwarten, dich wieder bei mir zu haben!" 
Währenddessen hörte ich Geräusche draußen an der Tür. Das musste die bestellte Pizza sein. Es klingelte. "Du warte mal kurz", sagte ich während ich zur Tür schlurfte, "es hat geklingelt, wahrscheinlich kommt gerade die Pizza." An der Haustür angekommen schloss ich auf, öffnete die Türe und schon sank mein Telefon nach unten. "W...Wincent ...?", mein Mund blieb offen stehen, wie dämlich musste das in dem Moment wohl aussehen? "Ich dachte ... also ... du ... in Bremen ... hä?", jetzt musste ich über mich selbst lachen. "Überraschung! Ich hab mir zwei freie Tage freigeschaufelt, um bei dir sein zu können", erwiderte Wincent grinsend. Dort stand er also in meiner Haustür, mit Blumen und Pizza und strahlte von ganzem Herzen. Ich nahm ihm Pizza und Blumen ab, schloss die Tür hinter ihm und wandte mich nun endlich an ihn. "Überraschung gelungen würde ich sagen!", flüsterte ich schon fast, während ich zu ihm hinauf sah. Ich legte eine Hand an seine Wange. "Ich hab dich so vermisst!", flüsterte ich nun wirklich. Die Hand wanderte von der Wange zum Nacken und endlich zog ich Wincent zu mir. Als sich unsere Lippen trafen war es, als würde mich ein Stromschlag treffen und gleichzeitig tausende Schmetterlinge durch meinen Bauch fliegen. Gleichzeitig konnte ich Wincents Gänsehaut spüren. Und seinen knurrenden Magen hören. Ich lächelte in den Kuss hinein, löste mich von ihm und zog in Richtung Wohnzimmer. "Ein bisschen wenig für zwei", Wincent deutete lachend auf den Pizzakarton. "Naja, war ja auch nur für eine Person gedacht", ich zuckte mit den Schultern und fing an zu essen. Wincent schaute verwirrt. Jetzt brach ich vollends in lachen aus. "Alles gut ... nimm dir!", beruhigte ich ihn, "dann müssen wir wohl Nachtisch essen", sagte ich ganz sanft. Es brauchte einen Moment, bis mein halbverhungerter Freund geschaltet hatte. Doch dann entfachte in seinem Blick dieses gewisse Feuer. 

Nach dem Essen lagen wir einfach auf der Couch, mein Kopf auf seinem Schoß und genossen vor dem Kamin die Zeit zu zweit. "Wie war eigentlich dein Treffen mit Lars? Du hast gar nicht mehr davon gesprochen", durchbrach Wincent die Stille. Ich richtete mich auf, um ihm gegenüber sitzen zu können. "Ach, er wollte sich nur aussprechen, wie leid ihm alles tut und so weiter. Und ... ", ich stockte und knibbelte wieder einmal an der Decke. Wincent wartete und gab mir Zeit, meine Gedanken zu sortieren. War der richtige Zeitpunkt jetzt gekommen? Ausgerechnet heute, wo wir eh so wenig Zeit hatten. Ich atmete tief ein. Wincent suchte mit seinem Blick meinen. Es stand so viel in seinem Blick. Sorge, Angst, Unsicherheit. "Mila?" Er legte eine Hand auf meinen Oberschenkel, ich legte meine darauf. "Naja, dann schob er ein Kästchen mit einem Ring über den Tisch. Ich hab erst im Gespräch erfahren, dass er für Silvester 2015 die Verlobung geplant hatte, aber es kam nie dazu. Weil es keine gute Zeit für mich und für uns als Paar war", erzählte ich weiter. Wincents Nähe gab mir den nötigen Halt, ihm alles zu erzählen. Unsere Beziehung sollte nicht auf Geheimissen und Verschwiegenheiten aufbauen. "Mila, wenn du nicht willst, musst du nicht weiterreden ... ", Wincent rutschte ein Stück näher an mich. Noch ein tiefer Atemzug. "Nein, alles gut, ich will keine Geheimnis mit in unsere Beziehung nehmen und immer ehrlich sein", ich schaute ihm direkt in die Augen, diese Augen die so viel erzählten. Wincent gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, als Zeichen des Dankes, dass ich alles mit ihm teilte. "Und danach kam nie mehr der richtige Zeitpunkt dafür ... weil seitdem zwischen uns irgendwas zerbrochen war", Wincents Blick ruhte nach wie vor fragend auf mir, er hielt mich. Ein weiterer Atemzug. Kontrolle der Emotionen. Ich schaute zur Decke runter. "Es lief schon vor Silvester nicht ganz so gut zwischen uns, mit der Verlobung wollte Lars es wieder auf die richtige Bahn bringen. Dann ging es mir in dieser Zeit nicht so gut, weil ich schwanger war und mich die Situation überforderte. Das neue Jahr kam, wir waren zuversichtlich alles zu schaffen, rauften uns zusammen. Und dann zerbrach zwischen uns irgendwas ... " Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Super, so hatte Wincent sich den Abend wahrscheinlich nicht vorgestellt. "Tut mir leid", flüsterte ich. Besorgt sah Wincent zu mir, "Heyyy, alles gut ... es ist okay. Du brauchst dich für deine Gefühle nicht entschuldigen. Es ist okay" "Das neue Jahr kam, aber das Baby ging", meine Stimme zitterte, seitdem hatte ich nie wieder mit jemandem außer Kathi darüber gesprochen, "man hat im Krankenhaus eine Eileiterschwangerschaft festgestellt. Es gab eine Not-OP. Und ... und wahrscheinlich kann ich keine eigenen Kinder mehr bekommen." Ich vergrub mein Gesicht in Wincents Schoß und sortierte meine Gedanken. "Das stand all die Zeit noch zwischen uns, wir haben nie wirklich das Thema zusammen verarbeitet, jeder für sich, während wir uns in die Arbeit stürzten", nuschelte ich abschließend. Wincents Hände strichen beruhigend über meinen Rücken. "Hey Mila", er zog mich zu sich hoch, sodass ich wieder in seine Augen blicken konnte. "Danke für deine Offenheit. Und ja, ich rede immer von einer Zukunft mit Kindern, Haus und Garten. Aber das ist erstmal nicht wichtig. Es gibt für Kinder auch andere Wege. Ich möchte, dass du weißt, dass das Thema nie zwischen uns stehen soll und wir alles zusammen durchstehen, dran arbeiten. Ich weiß gerade nur, dass ich einfach nur dich will!" Und da waren sie wieder, die Tränen. Aber diesmal vor Erleichterung. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Wincent! Außer: Du tust mir so verdammt gut! Ich liebe dich so so sehr, Wincent Weiß!" "Und ich dich erst, Emilia!" Noch eine Weile saßen wir eng an einander gekuschelt auf dem Sofa und sahen dem Feuer im Kamin zu. Mittlerweile hatte ich meine Gedanken und Emotionen wieder sortiert und ein weiteres Mal überkam mich heute die Erleichterung.

Und dann war ich es, die die Stille durchbrach. "Also ich hätte jetzt Lust auf den eigens von mir versprochenen Nachtisch!", flüsterte ich, während ich schon aufgestanden war und mich rittlings auf Wincents Schoß gesetzt hatte. "Mmhh ... und ich erst", brummte Wincent mit einem Blick voller Leidenschaft.

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