6.Kapitel

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//Emilia//

Die nächsten Tage waren vollgestopft mit Arbeit und Lernen. Mir war jede Abwechslung sehr willkommenen und so ging ich so gut wie jeden Morgen mit Wincent eine ausgedehnte Runde Joggen.

Am Mittwochabend wollten wir zur 90er Party, die Kathi vorgeschlagen hatte. Aber kurzfrisitg entschieden wir uns dann in unseren alten Stammclub in Lübeck zu gehen, denn auch dort sollte heute eine Back to the 90ies Party stattfinden. Der Club würde erst um 21 Uhr öffnen, weshalb wir beschlossen, einen Zug erst gegen 22.45 Uhr zu nehmen und vorher mit den Jungs bei uns zu grillen und schon etwas zu trinken. Während Marco und Kathi sich um den Grill und das Fleisch kümmerten, ging ich in die Küche und holte alles andere. "Kann ich dir helfen?", rief Wincent mir von der Terrasse aus zu. "Gerne", nickte ich ihm mit einem kurzen Lächlen zu. Und während ich die Teller aus dem Schrank holte, stand Wincent direkt neben mir und suchte das Besteck beisammen. Sein Blick hatte meinen Körper einmal komplett gestreift, das hatte ich genau bemerkt. Ich konnte ihm es nicht verübeln, bei dem Outfit. Ein schwarzes Crop Top aus mit Spitze und eine enge Röhrenjeans. Aber mittlerweile stand er wieder so nah an mir, das ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Einerseits empfand mein Körper das als ziemlich aufregend und zeigte dies auch deutlich mit einer Gänsehaut auf den Armen. Aber andereseits vermittelte mein Bauch mir dabei kein gutes Gefühl. Außerdem kämpfte ich immer noch damit, meine Gefühlswelt zu sortieren und einigermaßen in Griff zu bekommen, und ich war nun wirklich nicht der Typ Frau, die sich mit One Night Stands tröstet. Wenn zwischen uns tatsächlich etwas sein sollte, dann würde ich eh Zeit brauchen. Also drehte ich mich geschickt von Wincent weg und trug alles nach draußen.

Nachdem wir gut gegessen und auch schon getrunken hatten, brachen wir schließlich Richtung Bahnhof auf. Ausnahmsweise war der Zug tatsächlich mal pünktlich, sodass wir um 23.30 Uhr am Club ankamen. Die Luft war bereits stickig und die Menschen drängten sich dicht an dicht an die Bar, um an Drinks zu kommen. Wir gingen nach den ersten Shots langsam Richtung Tanzfläche, wo ich mit Kathi einen ziemlich sexy Tanz hinlegte. Genau wie früher.

"Hey, darf ich auch mal?" Wincent kam zwischen Kathi und mich. Kathi machte sich nichts daraus, da sie sowieso auch gerne noch mit Marco tanzen wollte. Anfangs machte es wirklich viel Spaß einfach mal den Kopf auszuschalten und zu tanzen. Irgendwann ging es schlagartig in ein ruhigeres Lied über und der DJ spielte Un-break my heart. Damit hatte ich nicht gerechnet, und Wincent stand wie ich angewurzelt auf der Tanzfläche. Doch nach wenigen Augenblicken reichte er mir seine Hand. "Darf ich bitten?", schmunzelte Wincent. Ich konnte nicht anders und musste lachen, aber stimmte zu. Zögerlich nahm ich seine rechte Hand in meine und legte die andere Hand auf seine Schulter. Mein Kopf legte ich auf seiner Brust ab. "Du tanzt nicht so oft, oder?", fragte ich dann irgendwann. "Nicht wirklich. Aber da jeder das in dem Augenblick gemacht hat und wir sonst verloren ausgesehen hätten, war das die einzig logische Schlussfolgerung.", flüsterte er mir ins Ohr. Und da war sie wieder. Die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Scheinbar hatte Wincent diese bemerkt, weshalb er noch mehr grinsen musste als eh schon. Aber irgendwie schien er auch schon ganz gut angetrunken zu sein. Denn mit einem mal versuchte er mich zu küssen. "Wincent, nicht", sagte ich leise und drehte meinen Kopf zur Seite. Er hörte nicht. "Lass das!", ich befreite mich von ihm und ging zur Lounge in der Kathi und Marco saßen. "Alles gut bei euch?", fragte Kathi verwirrt. "Nein!", war alles was ich gerade mit der Wut in mir sagen konnte. Und dann ging mein Blick wieder Richtung Tanzfläche. Ich traute meinen Augen kaum. Wincent hatte sich schon die nächste geangelt, als wäre nichts gewesen und der Plan schien zu sein zusammen Richtung Toilette zu verschwinden. Na klar, lässt eine ihn nicht ran, nimmt er halt die nächste. Andererseits war er auch schon betrunken. "Wo ist eigentlich Wincent?", fragte Marco genau in dem Moment. "Der ist gerade mit 'nem Mädel Richtung Toilettengang verschwunden!" "Nicht schon wieder", stöhnte Marco. "Wie jetzt...schon wieder?" Scheinbar blieb meine in mir kochende Wut nicht unbemerkt. "Alsooo, ja ... vielleicht hat er das in letzter Zeit schon mit ein zwei Mädels gemacht, aber wirklich nicht mit mehr! Um sich über Yvonne wegzutrösten." Dabei kratzte er sich verlegen am Hinterkopf. Mein Mund stand offen, ich konnte nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Ich sollte also nur ein Trostpflaster von vielen sein. "Ich muss hier raus!", sagte ich während ich schon aufstand und Richtung Ausgang lief.

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