An Wunder

21.Kapitel | Throwback

//Throwback Winter 2015//Emilia//

Bereits einige Tage später hatte ich einen Termin beim Frauenarzt und die Schwangerschaft war offiziell bestätigt. Ich wusste noch nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte.
Natürlich hatten Lars und ich schon mehr als einmal darüber gesprochen, dass wir beide später einmal Kinder haben wollen würden. Aber an diesem Punkt war ich für meinen Teil noch längst nicht angekommen.
Ich hatte immer noch keine Idee, wie ich es Lars beibringen sollte. So ein Überraschungsding, wie man sie immer auf Instagram und Youtube sieht, sollte es definitiv nicht werden. Danach war mir nicht und es passte auch gar nicht.
Es war Fluch und Segen zugleich. Einerseits freute ich mich natürlich auf das kleine Menschlein, andererseits hatte ich es jetzt noch nicht erwartet. Es war für uns zu früh, diese Verantwortung in unser Leben zu lassen, noch dazu steckten wir beide mitten im Studium. Noch dazu wurde mir damit schlagartig bewusst, dass ich wahrscheinlich für immer an Lars gebunden sein würde ... Vielleicht war es aber auch das was wir brauchten, um unsere Beziehung wieder inniger werden zu lassen.

Zwei Tage war ich noch krank geschrieben. Ich bat meine Frauenärztin darum, denn ehrlicherweise machte mir die ständige Übelkeit wirklich zu schaffen. Noch dazu drehte sich fortwährend diese bescheuerte Gedankenkarussell in meinem Kopf. Irgendwann hatte ich mir über alles dermaßen meinen Kopf zermartert, dass ich vor lauter Erschöpfung mitten am Tag zusammengerollt auf der Couch einschlief.
Ich wurde erst wieder wach, als mir Lars sanft über meine Wange streichelte. "Mila? Alles in Ordnung?", flüsterte er. Ich blinzelte ein paar mal, bis ich ganz wach war. "Ich war einfach so müde", sagte ich nur die halbe Wahrheit. "Okay. Ich geh mir eben was anderes anziehen und das koche ich uns was", sagte er leise und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Heute würde ich es ihm sagen müssen. Langsam konnte ich die Lüge echt nicht mehr aufrechterhalten, ohne, dass mir all das zu schaffen machte - vor allem seelisch.

Nach dem Essen blieben wir noch eine Weile aneinander gekuschelt auf der Couch sitzen und hörten der leisen Musik zu. Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen ~ wobei ich eigentlich wusste, keine Angst vor dem Gespräch und Lars' Reaktion haben zu müssen.

E:"Lars?", ich richtete mich langsam auf, um ihm in die Augen schauen zu können.

L:"Hmm?"

E:"Ich bin nicht krank geschrieben wegen einer Magenverstimmung." Lars blieb einen kurzen Moment still, als würde er sich seine nächsten Worte überlegen.

L:"Irgendwie hab ich mir das schon gedacht", erwiderte er in einem ruhigen Ton. "Was ist wirklich los, Mila? Du bist jetzt schon ein paar Tage so abwesend. Das kenne ich gar nicht von dir." Er blickte mir besorgt in die Augen und streichelte mir sanft über meine Wange. Augenblicklich liefen mir Tränen über diese. Ich versuchte, ganz ruhig Luft zu holen.

E:"Lars, ich bin schwanger ... in der 6.Woche." Jetzt war es raus, die Bombe geplatzt. In Lars' Augen flammte direkt ein Leuchten auf. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich seit langem mit einer großen Leidenschaft.

L:"Deshalb warst du so abwesend? Aber du hättest doch sofort mit mir reden können!" Das Leuchten wurde zu Enttäuschung.

E:"Verstehst du nicht? Ich konnte noch nicht, mir ging zu viel durch den Kopf, ich hatte Angst vor deiner Reaktion ... ach scheiße, ich bin vollkommen überfordert im Moment!" Und aus meinen Tränen wurde eine Heulattacke. Ich versank weinend in Lars' Armen, während er mich hielt und über meinen Kopf strich. "Shhh", Lars versuchte mich zu beruhigen, "alles wird gut, wir kriegen das hin."

Ich erinnere mich an den Abend, als wäre es gestern gewesen. Wir dachten wirklich, dass wir wieder näher zu einander finden und all das gewuppt bekommen. Doch niemand von uns konnte auch nur ansatzweise ahnen, wie schnell sich die Ereignisse in den darauf folgenden Wochen überschlagen würden.