//Herbst 2017// Emilia// Frankfurt//
Langsam schlenderten wir von der U-Bahn Station am Main entlang. Die Skyline Frankfurts strahlte genauso sehr, wie ich es in diesem Moment, an diesem Abend tat.
Meine Hand fand von ganz alleine zu Wincents Hand. Und es fühlte sich verdammt gut an. Es mochte übertrieben klingen, doch an diesen Punkt waren wir bislang noch nicht gekommen. Nach und nach schlichen sich diese kleinen Dinge zwischen uns ein, die uns immer näher zueinander brachten. Denn es stimmte ... wir waren auf halbem Weg ... nein, eigentlich auf dem besten Weg, das, was sich zwischen uns entwickelte zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen. Auf der Mitte vom eisernen Steg angekommen, hielten wir für einen Moment an. Ich schaute ans Geländer gelehnt in die Nacht hinein und versank in meiner kleinen Welt. Ich spürte, wie mich Wincent von hinten sanft umarmte und seinen Kopf an meinen legte. So standen wir ein paar Minuten da, ohne viel Worte zu benötigen.//Wincent//
Eine gefühlte Ewigkeit standen wir so eng beieinander und schauten auf die Lichter Frankfurts. Dieser Abend, dieses Auftaktkonzert der Herbsttour hätte nicht besser enden können. Während mein Kopf an Milas lehnte, sog ich dann und wann ihr sanftes, unaufdringliches Parfum ein. Mit all diesen Kleinigkeiten - seien sie noch so klein - verdrehte diese Frau mir gewaltig den Kopf.
Langsam machte sich bei Mila ein kleines Zittern bemerkbar, während sie sich zu mir umdrehte. Vorsichtig strich ich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr, die sich aus ihrer Frisur davon gestohlen hatte. "Ist dir kalt?", flüsterte ich ihr zu, während ich schon dabei war, meine Jacke auszuziehen, um sie Mila über die Schultern zu legen. Mit einem kleinen Nicken antwortete sie mir und mit ihrem Blick schien sie wieder einmal in meine Seele, mein tiefstes Inneres zu Blicken und es verpasste mir eine gewaltige Gänsehaut. An diesem Punkt würden andere wahrscheinlich in eine wilde Knutscherei übergehen, stattdessen drückte ich all meine Gefühle Mila gegenüber in einem sanften, vielsagenden Stirnkuss aus. "Lass uns langsam Richtung Hotel gehen", flüsterte nun mir zu.//Mila// Hotel//
Kurz nach Mitternacht kamen wir endlich am Hotel an. Wincent wollte noch schnell unter die Dusche springen, währenddessen machte ich es mir bereits im Bett bequem ... leider zu bequem, weshalb ich relativ schnell einschlief, aber noch mitbekam, dass Wincent sich neben mich legte und mich fest in seine Arme schloss. Ich versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf. So gut hatte ich seit Jahren nicht mehr geschlafen - nicht einmal bei Lars.
Am nächsten Morgen wurde ich von einer wohligen Wärme in meiner Mitte geweckt. Als ich zu Seite schaute merkte ich, dass es Wincent war, der unter der Decke steckte. Sanft bedeckte er meine Mitte, meinen Körper mit kleinen, intensiven Küssen. Langsam arbeitete er sich nach oben vor, während sich bei uns beiden immer mehr Blut in der Mitte ansammelte und der Puls zunahm. Oben angekommen verfielen wir in noch intensivere Küsse und genossen jeden Sekunde miteinander. "Guten Morgen mein Herz", brummte er zwischen lauter Küssen. Ein kleines Keuchen war meine Antwort darauf. Dann drehte ich uns beide geschickt um, sodass nun Wincent unter mir lag. Nachdem ich mich auf die selbe Weise bei ihm nach unten vorgearbeitet hatte, lies ich uns beide kurz Luft holen. Dann lies ich mich langsam knieend auf ihn herab sinken. Erst langsam und dann immer schneller werdend bestimmte ich das Tempo, bis ein einziges Feuerwerk uns beide gleichzeitig kommen lies. Atemlos sank ich neben Wincent. Ohne große Worte blickten wir uns tief in die Augen, versanken abermals in einen langen Kuss. Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab, lauschte einen Moment seinem Herzschlag und seinem Atem. Einen Arm hatte er um mich gelegt, die andere Hand strich in sanften Kreisen durch mein Haar. Und dann, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung, durchbrach Wincent die Stille. "Mila?", setzte er vorsichtig an, wartete aber meine Antwort nicht ab. Lediglich meinen Kopf konnte ich heben, um ihn bei dem, was kam, in die Augen schauen zu können. Sein Blick sagte in diesem Augenblick so, so viel. Und dennoch überrumpelte er mich auf positive Weise. "Ich liebe dich, Mila." Bumm. Mein Herz machte einen Satz. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Versuchte mich zu sammeln. Doch das einzige was sich sammelte, waren die Freudentränen in meinen Augen. "Ich liebe dich doch auch, Wince!" Und scheinbar konnte er sein Glück gerade genauso wenig begreifen, wie ich es tat. Er zog meinen Kopf zu sich heran und dieser Kuss löste so viel mehr aus, als alle andere Küsse es bisher je getan hatten.
Doch von langer Dauer war dieser Augenblick leider nicht, denn mit dem Klingeln von meinem Handy wurden wir aus unserer Blase gerissen. Wie eine Seifenblase, die platzt. Ich drehte mich zum Nachttisch, um zu schauen, wer mich morgens schon anrief. Lars. Mist. Ich hatte vollkommen vergessen, dass wir uns gestern auf einen Kaffee verabredet hatten. "Mist", entwich es mir leise. "Wincent, ich muss gleich schon wieder los", traurig sah ich ihn an, "ich hab Lars gestern versprochen, ihn auf einen Kaffee zu treffen. Er hat nach einem Gespräch gefragt. Ist das in Ordnung?" Er sah mich verwirrt an. "Hey, natürlich ist das in Ordnung", er hatte eine Hand auf meiner Wange abgelegt, "da musst du nicht um Erlaubnis fragen!" Es tat gut, diese Worte zu hören. Wir beide mussten jetzt vor allem lernen, dass sich unsere Leben glichen, und dadurch nie jemand auf der Strecke bleiben und eifersüchtig werden würden. Es war nun an uns beiden, eine starke Basis an Vertrauen aufzubauen. Und das würde ein langer Weg, aber ich wusste aus tiefstem Herzen, dass wir das gemeinsam schaffen würden. Möge kommen, was wolle. "Danke!", sagte ich leise und gab ihm einen Kuss.
Vor der U-Bahn Station trennten sich unsere Wege. Ein letztes Mal umarmten wir uns eine halbe Ewigkeit. Fest in seinen Armen gelegen, schaute ich Wincent leicht wehmütig an. "Wann sehen wir uns wieder?" Doch sein Blick gab schon die Antwort, dass er es selbst nicht genau wusste. "Spätestens zum Tourabschluss in Hamburg, okay?", vorsichtig strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Okay", gab ich zurück. Sechs Wochen. Sechs verdammt lange Wochen. Aber wir würden diese überstehen. Ich gab ihm einen letzten Kuss auf die Wange und sog dabei noch einmal seinen Duft ein. "Ich liebe dich", flüsterte ich dabei in sein Ohr. Ein letzter Stirnkuss war seine Antwort, die mehr wert war als jegliche Worte es hätten sein können.Während Wincent nun zurück zum Tourbus musste und damit in die nächste Stadt fuhr, machte ich mich auf den Weg zur Innenstadt.
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An Wunder
FanficZwei Beziehungen, die zerbrechen. Zwei irgendwie ähnliche Geschichten. Sie die Betrogene, er der Verlassene. Eine schicksalhafte Begegnung für zwei jungen Menschen, die selbst noch nichts davon ahnen. Und so nimmt die Geschichte von Emilia und Win...