Der Tag danach

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Die ganze Zeit konnte ich mir das Gelalle von Leon anhören. Er war total besoffen, sodass ich ihn kurzer Hand auf meiner Schlafcouch quattierte. Ich konnte ihn ja schlecht am frühen Morgen sturz betrunken nach Hause laufen lassen. Immerhin wohnt er eine knappe Stunde von mir entfernt, zu Fuß. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihn auf den Rückweg was passiert wäre, deshalb hielt ich es für die beste Idee Leon bei mir schlafen zu lassen.

Nur mit einen Nachthemd bekleidet, legte ich mich dann ebenfalls schlafen. Sofort fiel ich einen tiefen und ruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen wurde ich von dem Klingeln meines Handy geweckt. Mühsam öffnete ich meine Augen und griff nach meinem Handy, was auf meinen Nachttisch lag. Ich nahm den Anruf entgegen.

"Guten Morgen Schatz", hörte ich Liam fröhlich sagen. Wie kann man am frühen Morgen nur so gut gelaunt sein?

"Der ist auf keinen Fall gut", krächzte ich.

"Ist alles okay bei dir? Bist du krank? Du hörst dich so komisch an", hörte ich ihn besorgt sagen.

"Ich habe zu tief ins Glas geguckt. Ich habe tierische Kopfschmerzen", beklagte ich mich.

"Kannst du mal ruhig sein, ich brauche dringend Schlaf", entgegnete Leon genervt. Das hat mir jetzt auch noch gefehlt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Liam ihn gehört und mahlt sich das schlimmste aus. Zum Beispiel, dass ich mit ihm im Alkoholrausch geschlafen habe.

"Wer war denn das?", fragte Liam dann auch schon. Die Frage hätte ich ihn wahrscheinlich auch sofort gestellt, wenn ich eine Mädchenstimme im Hintergrund unseres Telefonats höre würde.

"Das ist eine sehr lange Geschichte. Das ist Leon, er ist unglücklich verliebt in Kira und stand gestern Abend betrunken vor meiner Tür. Ich konnte ihm in dem Zustand doch nicht nach Hause gehen lassen als hat er auf meiner Schlafcouch geschlafen", erklärte ich ihn kurz.

"Okay", erwiderte er lediglich.

"Schatz ich hätte es nicht mit mir ausmachen können, wenn ihn was passiert wäre. Außerdem würde ich dich doch niemals betrügen und das weißt du auch selber. Ich liebe nur dich und das wird auch so bleiben. Aber Liam dieses Thema hatten wir doch schon so oft, ich dachte wirklich, dass wir es hinter uns haben", sagte ich daraufhin.

"Ich weiß, es tut mir Leid mein Engel aber es ist nun einmal ein komisches Gefühl zu wissen, dass ein anderer Kerl bei dir im Zimmer schläft. Aber ich vertraue dir da ganz", hörte ich ihm am anderen Ende der Leitung sagen. Nachdem wir noch eine halbe Stunde über belanglose Dinge redeten, legten wir auf und ich stand von meinem Bett auf. Ich brauche unbedingt eine Kopfschmerztablette.

"Leon soll ich dir eine Kopfschmerztablette mitbringen?", fragte ich ihn einfach obwohl ich mir nicht sicher war ob er schläft oder noch wach ist.

"Ja gerne. Wie schafft ihr das überhaupt? Also ich meine dein Freund und du, ihr führt eine Fernbeziehung und dennoch liebt ihr euch über alles und packt das, trotz der Entfernung", hörte ich Leon dann sagen. Also war er noch wach und hat mein Gespräch mit Liam belauscht.

"Leon man lauscht keine Gespräche aber wenn man sich gegenseitig liebt, besteht sie auch die Entfernung. Es hat viel mit Vertrauen zu tun. Irgendwann findet man einen Menschen ohne den man nicht mehr kann, den man mehr als alles andere liebt, da ist es egal wie weit diese Person entfernt ist. Die Liebe findet immer einen Weg zueinander", sagte ich und verschwand ins Bad. Dort holte ich die besagten Tabletten und holte aus der Küche noch eine Wasserflasche und zwei Gläser.

"Sowas wie du will ich auch haben. Jeder will doch seine bessere Hälfte finden und ein Leben lang mit ihr verbringen", entgegnete Leon nachdem wir beide unsere Tabletten nahm und uns noch einmal hinlegten.

"Jeder findet irgendwann den richtigen", sagte ich.

"Kannst du mir wirklich nicht mit Kira helfen? Ich denke, dass sie die richtige für mich ist auch wenn ich es anfangs nicht ernst genommen habe", fing Leon auch schon wieder an. Wann versteht er denn endlich, dass ich ihn da nicht helfen kann. Ganz allein er kann es wieder gut machen.

"Leon ich kann dir da wirklich nicht helfen ich kann dir lediglich raten ihr Herz zurück zu gewinnen. Dafür musst du dich aber ins Zeug legen und dir was einfallen lassen. Kira steht auf romantische Aktion", entgegnete ich daraufhin.

"Meinst du so kann ich ihr Herz gewinnen?", fragte er noch einmal nach.

"Natürlich musst du dich gedulden. Kira wird es dir mit Sicherheit nicht so leicht machen", erwiderte ich daraufhin.

"Okay aber ich werde es schon wieder zusammenflicken. Kann ich kurz bei dir duschen gehen? So wie ich aussehe will ich nicht in die Öffentlichkeit", fragte er mich.

"Natürlich", sagte ich und zeigte ihm das Bad. Nachdem er fertig war ging er auch, sodass ich auch endlich duschen gehen konnte. Ich hätte einfach nicht so viel trinken soll, ich finde es gehört sich nicht wenn man in einer Beziehung ist. Im Alkoholrausch kann man echt viel scheiße machen. Aber zum Glück habe ich mich zusammengerissen. Heute steht zum Glück nichts mehr besonderes an. Meine Mutter und Dominic ging ich die ganze Zeit gekonnt aus dem Weg. Wenn ich nur daran denke, dass wir das Haus, wo ich aufgewachsen bin, verkaufen macht mich verrückt. Wie kann meine Mutter nur alles aufgeben, was wir zusammen aufgebaut haben? Für sie bin ich jetzt Luft. Jetzt hat sie Dominic und bald ein Wunschkind, dass Kind was sie immer haben wollte. Ein gewolltest Kind und kein Kind, was aus einer Vergewaltigung entstanden ist. Wenn ich ehrlich bin, könnte ich ein Kind aus einer Vergewaltigung nicht lieben. Ich könnte es wahrscheinlich nicht einmal akzeptieren, geschweige denn lieben. Eigentlich kann ich froh sein, dass ich überhaupt lebe. Meine Mutter hätte mich genauso gut abtreiben können.

Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. Hat Leon den Ausgang nicht gefunden? Aber das ist doch wohl nicht so schwer ihn zu finden. Dann wurde die Tür auch schon geöffnet und meine Mutter starrte mich entgeistert an. Was ist denn in ihr gefahren? Ist vielleicht etwas passiert?

"Mum ist irgendwas passiert?", fragte ich sie deshalb.

"Schatz ich weiß, dass eine Fernbeziehung nicht immer leicht ist aber das ist doch noch lange kein Grund eine Affäre mit einen anderen anzufangen. Du bist doch noch viel zu jung für so etwas", erwiderte meine Mutter daraufhin und setzte sich neben mir auf meinen Bett. Ich verstand die Welt nicht mehr, wovon redet sie?

"Affäre? Mum wovon redest du. Ich bin mit Liam glücklich auch wenn wir uns nicht so oft sehen wie normale Pärchen", entgegnete ich total verwirrt.

"Du musst es jetzt nicht leugnen. Ich habe den Jungen doch gesehen. Er ist aus deinen Zimmer gekommen", hörte ich sie dann sagen. Erst jetzt wurde mir bewusst was meine Mutter meint. Sie redet von Leon.

"Leon? Mum er stand gestern besoffen vor der Tür. Er hat Liebeskummer wegen Kira. Er hat auf meiner Couch geschlafen, weil ich ihn um 4 Uhr nicht nach Hause schicken wollte. Was denkst du eigentlich von mir? Ich würde Liam niemals betrügen. Ich liebe ihn mehr als alles andere", klärte ich meine ahnungslose Mutter erst einmal auf. Sofort entspannte sich ihr ganzer Körper.

"Es tut mir Leid, dass ich dir sowas unterstellt habe, aber ich hatte doch keine Ahnung", entschuldigte sie sich auch schon.

"Geh einfach Mum", entgegnete ich kalt. Wie kann sie sowas nur von mir denken? Sie müsste mich doch eigentlich besser kennen. Ich bin zutiefst enttäuscht von ihr.

Let me love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt