Eigene Wohnung

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Mir fiel die Entscheidung von Zuhause auszuziehen nicht leicht. Aber ich wusste, dass es für das ungeborene Kind das Beste ist. Auf keinen Fall will ich schuld sein, wenn dem Baby etwas zustößt.
Also packte ich das wichtigste in einen Koffer und eine Reisetasche. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nie wieder hier wohnen werde aber ich hoffe, dass meine Mutter irgendwann meine Entscheidung verstehen kann. Ich brauche einen Neuanfang mit Liam, woanders. Da wo mich niemand kennt. Da wo niemand meine Vergangenheit kennt. Da wo niemand weiß wer mein Erzeuger ist.

Für mich wird es ein besseres Leben werden. Nur muss meine Mutter mich verstehen. Sie weiß doch wie ich sehr ich Liam liebe. Warum kann sie meine Entscheidung dann nicht nachvollziehen? Ihr müsste doch von Anfang an klar gewesen sein, dass ich auf Dauer keine Fernbeziehung führen möchte. Ich will endlich eine ganz normale Beziehung führen. Jeden Tag neben Liam aufwachen und zusammen frühstücken.

Sie hat ihr Glück doch auch mit Dominic gefunden. Versteht sie denn nicht, dass ich auch glücklich werden möchte? Außerdem habe ich in ihrem Leben doch wieso keinen Platz mehr. Wenn das Kind einmal da ist, bin ich abgeschrieben und kann auf ewig die Babysitterin spielen. So habe ich mir mein Leben nun wirklich nicht vorgestellt. Ich will endlich mein Leben selbst in die Hand nehmen und selber für mich sorgen.

Früher waren meine Mutter und ich immer ein Duo aber nun hat sich alles mit einem Schlag verändert. Wir haben uns auseinader gelebt. Seit mein Erzeuger aus den Gefängnis ausgebrochen ist, hat sich einfach alles verändert. Ich habe mich verändert. Ich sehe das Leben jetzt mit anderen Augen, denn jede Sekunde kann dies nämlich zuende sein.

"Schatz das musst du nicht machen. Dominic wird sich schon beruhigen. Er steht noch unter Schock", rieß mich plötzlich Liam aus den Gedanken. Es wird so schön sein ihn jeden Tag zu sehen. Noch immer kann ich es nicht fassen, dass er mir gehört. Nur mir gehört. Er hat nur Augen für mich.

"Ich will es aber so. Es ist das Beste für alle Beteiligten", erwiderte ich daraufhin und schloss meinen Koffer.

"Aber willst du nicht bei der Geburt deines Geschwisterchen dabei sein?", fragte er nach.

"Nein. Ich will, dass meine Mutter versteht. Weißt du früher hat sie mich immer ignoriert und ist bis spät abends arbeiten gewesen. Nie wusste ich warum bis ich erfahren habe was ihr zugestoßen ist. Erst ab da konnte ich sie verstehen. Aber warum versteht sie mich dann nicht? Ich will mein Leben mit dir verbringen, weil ich dich unendlich liebe. Anfangs dachte ich mir, dass sie neidisch ist, dass ich eine funktionierende Beziehung führen kann aber das kann jetzt nicht mehr sein. Sie ist auch glücklich mit Dominic. Warum gönnt sie mir nicht mein Glück?", entgegnete ich schluchzend. Sofort war Liam bei mir und nahm mich in den Arm. Es war einfach alles zu viel für mich. Jetzt schmeißt mich mein Stiefvater schon aus den Haus. Es ist einfach nicht zu fassen.

"Süße es wird alles wieder gut. Irgendwann hat sich die Lage beruhigt und deine Mutter wird auf dich zukommen. Sie wird deine Entscheidung verstehen", sagte Liam beruhigen und strich mit behutsam über den Rücken. Es war schön ihn an meiner Seite zu wissen. So gingen wir dann mit meinen Koffer und meiner Reisetasche in Schlepptau nach draußen. Ich war gerade wirklich nicht in der Stimmung mich bei irgendwen zu verabschied. Nicht einmal bei meinen Freunden. Ich beschloss sie anzurufen wenn wir an unsere neuen Wohnung angekommen sind. Ich bin wirklich froh, dass wir sie jetzt schon mieten konnten. Zwar wollte Liam sie noch renovieren bevor wir einziehen aber nun haben sich unsere Pläne ein wenig geändert.

In unsere eigenen Wohnung angekommen, fand ich eine leere aber eine fast vollkommen renovierte Wohnung vor. Das wird ein Spaß werden hier die nächste Zeit zu leben. Aber ich habe mir meine jetzige Situation selbst zuzuschreiben. Also muss ich jetzt mit den Konsequenzen leben.

"Ich weiß, es ist nicht wirklich gemütlich aber ich werde noch heute das Bett aufbauen. Ich habe die Möbel, die ich schon gekauft habe im Keller gelagert und dazu gehört auch das Bett", hörte ich Liam sagen.

"Schatz es ist in Ordnung. Wir hatten alles anders geplant. Nun haben sich unsere Pläne halt ein wenig geändert", entgegnete ich daraufhin.

"Ein wenig?", fragte mich Liam lachend.

"Ja okay ich gebe es zu. Unsere Pläne haben sich in Luft aufgelöst", sagte ich lachend.
Zwei Stunden später stand das Bett und der Kleiderschrank. Ich war wirklich beruhigt, dass ich wenigstens ein Bett habe, wo ich schlafen kann. Auf eine umbequeme Luftmatratze kann ich nämlich gut verzichten.

"Ich hoffe es geht so für einige Tage. In einer knappe Wochen wird die neue Küche geliefert", hörte ich Liam sagen.

"Es ist alles gut so. Die Hauptsache ist, dass ich Ruhe vor meiner Familie habe", entgegnete ich und schmieß ich auf das Bett. Mein Leben habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Zwar wollte ich mit Liam zusammen ziehen aber doch nicht unter diesen Umständen. Ich wollte, dass meine Mutter ihr Einverständnis dafür gibt. Nie habe ich für möglich gehalten, dass sie so ausrastet und einen Kreislaufzusammenbruch erleidet. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es ihr erst später mitgeteilt. Vielleicht nach der Geburt meines Geschwisterchen.

"Schatz mach dir nicht so viele Gedanken, es wird alles wieder gut", hörte ich Liam sagen.

"Ich weiß. Irgendwann", entgegnete ich.

Let me love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt