Die Wut staut sich

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So vergingen die Tage. Ich vergaß das ganze Geschehene oder eher ich verdrängt was mir und meiner Mutter passiert ist. Ich wollte einfach daraus keine große Nummer machen. Es gibt viel schlimmeres. Uns geht es doch gut, das ist doch was eigentlich zählt. Liam musste inzwischen wieder nach Hause, was ich sehr traurig fand. Es war schön jeden Tag mit ihm verbringen zu können und jetzt sehen wir uns vielleicht an den Wochenende, wenn überhaupt. Aber ich wusste von Anfang an worauf ich mich da einlasse. Mir war klar, dass die Beziehung nicht leicht wird. Aber wenn wir Zeit zusammen verbringen sind wir so schwerelos. Einfach nur wunschlos glücklich. Nur deshalb halte ich an unsere Liebe fest. Ich weiß, dass wir es schaffen werden. Zusammen können wir alles schaffen.

"Alessa, willst du heute zur Schule?", fragte mich plötzlich meine Mutter, die in meinen Zimmer stand. Ich habe gar nicht bekommen, dass sie rein gekommen ist, so bin ich in Gedanken.

"Ja ich denke schon. Es wird Zeit wieder zur Schule zu gehen. Ich habe nur ein wenig Angst vor der Reaktionen meiner Mitschüler", schmunzelte ich.

"Ach Schatz, es ist doch egal was sie sagen oder denken. Es ist dein Leben!", entgegnete meine Mutter. Sie hat doch Recht, es ist mein Leben. Wenn was aus mir werden will, brauche ich einen guten Abschluss und das heißt, dass ich zur Schule gehen muss. Früher oder später hätte ich wieso wieder zur Schule gemusst. Dann wäre ich auch meinen Mitschüler ausgesetzt.

"Ja du hast Recht. Ich gehe zur Schule", erwiderte ich daraufhin.

"Ich bin so stolz auf dich, mein Schatz", sagte meine Mutter und gab mir einen Kuss auf meinen Kopf. Worauf ist sie denn bitte stolz? Das ich an alles Schuld bin? Ich habe Mike Johnson, meinen leiblichen Vater im Gefängnis besucht und ihn auf unsere Fährte gelockt. Nur wegen mir weiß er, dass ich ich überhaupt existiere. Noch immer habe ich ein schlechtes Gewissen obwohl mir meine Mutter das alles nicht übel nimmt. Aber ich finde, dass ich total naiv gewesen bin. Wie hätte ich denken können, dass mein leiblicher Vater was von mir wissen will. Er wollte lediglich eine Marionette aus mir gemacht. Ich sollte für ihn Menschen umbringen. Wie krank kann ein Mensch nur sein. Ich bin so froh, dass er nie wieder aus dem Gefängnis kommt. Jetzt wurde ihn sogar den Freigang in den Hof untersagt, weil bei ihm eine Fluchtgefahr besteht. Also werde ich ihn nie wiedersehen, das beruhigt mich zumindestens mal.

"Das bin ich wirklich", fügte meine Mutter nach einer Weile hinzu, da ich keine Anstalten machte was zu sagen.

"Okay", sagte ich lediglich.

"Dann mach dich mal fertig. Alos ich gehe nach noch Essen", entgegnete meine Mutter stolz.

"Ach mit wen denn?", fragte ich neugierig nach.

"Mit Dominic", sagte sie über glücklich. Ich war wirklich froh meine Mutter nach langer Zeit wieder so glücklich zu sehen. Mit ihr und Dominic scheint es wirklich ernster zu sein wie ich angenommen aber. Aber das hat meine Mutter verdient. Nach langer Zeit vertraut sie wieder Männe und öffnet sich ihnen.

"Dann wird er wohl bald hier einziehen", neckte ich sie.

"Ach so schnell läuft es nun wieder auch nicht. Ich gehe es alles ganz langsam an. Ich will nichts überstürzen und außerdem musst du ihn vorher kennenlernen bevor er hier einzieht. Ich möchte, dass du keine Einwände dagegen hast", hörte ich meine Mutter sagen.

"Ein wenig kenne ich ihn ja. Ich habe mal mit ihm telefoniert. Er hört sich sehr sympathisch an", entgegnete ich.

"Ja aber jetzt mach dich erst einmal fertig, sonst kommst du noch zur spät zur Schule", sagte meine Mutter und verließ mein Zimmer. Ich hätte wirklich nichts dagegen wenn ein Mann bei uns einzieht. Meiner Mutter würde es sicher gut tun jemand an ihrer Seite zu haben und nicht immer alles alleine stemmen muss. Ein Mann würde alles wesentlich leichter machen in ihrem Leben.

Let me love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt