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Er blickte mich finster an, noch immer stand er unmittelbar vor mir.

"Ich warne dich, du solltest lieber auf mich hören, ansonsten-". Von meiner Wut benebelt unterbrach ich ihn. "Ansonsten was? Was willst du tun?" Während ich ihm diese Worte in sein Gesicht spuckte, kam ich ihm unbewusst immer näher, wild fuchtelte ich mit meinen Händen umher, bis er meinen Oberarm noch fester umschloss. Noch immer blickte er mir finster in die Augen, sein Blick war eisern und es schien so, als würden seine Augen sich garnicht schließen. "Ich werde dich umbringen."

Stille, nichts als Stille. Als wäre das, was er soeben gesagt hatte, etwas ganz normales, verließ er wieder das Zelt. Er hat es mit solch Leichtigkeit ausgedrückt, obwohl er darüber sprach mich umzubringen. Spätestens jetzt bemerkte ich, dass hier etwas ganz schön falsch lief, was hatte ich nur getan?

Erneut schaute ich aus dem Zelt, er hatte sich wieder zu den Männern gesetzt, die anscheinend einen Grund zum Lachen gefunden hatten, denn gleich nachdem er seinen Mund öffnete hörte ich bereits ihr Gelächter, ob er wohl von mir sprach?

Ob er das nun getan hat oder nicht, ich musste hier weg. Dieser Mann hatte mir gedroht und würde mich ganz bestimmt nicht gehen lassen. Ich musste hier raus, ein Plan schien nicht ganz so leicht, denn vor meinem Zelt standen zwei Wachmänner. Die Zelte waren alle getrennt voneinander, in einer runden Form aufgestellt.

In der Mitte war dieser Platz, wo sich die Männer versammelt hatten und alle Zeltausgänge gingen auf diesen einen Punkt hinaus. Hinter den ganzen anderen Zelten befand sich eine Art Burg, in der wahrscheinlich der Stammesführer lebte, sie war riesig. Es sah aus wie ein Schloss. Was sich hinter meinem Zelt befand, wusste ich noch nicht, vielleicht waren es noch mehr Zelte, eine Mauer oder nur die Wüste, worauf ich hoffte, denn dann könnte ich mit meinem Messer einfach eine Lücke in das Zelt schneiden und fliehen. Ich steckte meinen Kopf wieder hinein und überlegte was ich hier tun könnte, denn meinen Plan konnte ich erst nach Einbruch der Nacht ausführen.

"Dinah? Darf ich eintreten?" Ein etwas jüngeres Mädchen hatte ihren Kopf durch den Zelteingang gesteckt. "Wer bist du?" Sie sah jung aus, jünger als ich, sie hatte ein Kopftuch an, aus dem einige Strähnen hinausguckten. "Mein Name ist Adha, ich bin die jüngere Schwester von Ediz." Sie schien ganz nett, viel freundlicher als er. "Was tust du hier?", fragte ich sie ganz verwundert.

Vielleicht war es respektlos, sie nicht gleich eintreten zu lassen, jedoch galt mittlerweile die reine Vorsicht. "Ich habe dir essen gebracht." Sie streckte mir den Teller mit einer Art Brühe entgegen. "Mein Bruder hat mir eigentlich verboten dir Essen zu bringen oder auch nur mit dir zu sprechen, aber darauf höre ich nicht." Während sie zu mir sprach, nickte ich ihr zu und sie trat ein. Sie war tatsächlich anders, zumindest schien das so zu sein. "Ich hoffe er hat dir nicht weh getan?" Sie blickte auf meinen Kopf, und ich bemerkte erst jetzt, dass ein Verband darum gewickelt war, das war also der Grund, warum ich im Auto mein Bewusstsein verloren hatte, er war es.

"Das ist schon okay, er ist nicht gerade freundlich aber das halte ich aus, ich werde bald sowieso wieder Zuhause sein." Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. "Was ist denn los?", sie war irgendwie verloren, als wäre sie in einer anderen Welt. Sie schien wieder in der Realität anzukommen als ich an Ihrem Arm rüttelte und die Frage noch einmal wiederholte. Sie wusste etwas was ich nicht wusste. "Nichts, es ist nichts, ich denke ebenfalls, dass du in einigen Tagen wieder Zuhause sein wirst." Sie schien mir etwas zu verheimlichen, ich beließ es jedoch dabei. "Du bist so nett zu mir und das auch noch ohne mich zu kennen, du hast mir dieses Essen gebracht und bist gegen die Befehle deines Bruders gegangen, danke."

Ein süßes Lächeln bildete sich in ihrem Gesicht. "Danke Dinah, ich gehe jetzt lieber bevor mein Bruder Ediz noch hier auftaucht, wenn du etwas brauchst, mein Zelt befindet sich gleich links nebenan." Das war meine Gelegenheit zu fragen.
„Adha, was genau befindet sich hinter meinem Zelt?" Ich hoffte auf eine kurze Antwort, die ich auch bekam. "Eine Tür in die weite Wüste Dinah." Innerlich machte sich die Freude in mir breit, ich glaube sie wusste dass sie mir hilft. "Danke" Sie nickte mir mit einem Lächeln zu und verließ anschließen mein Zelt, mittlerweile war es schon etwas dunkler geworden.

Ich nahm also das Messer, welches ich zuvor in der Schatzkiste gefunden hatte uns schnitt einen Schlitz in meine hintere Zeltwand. Ich kletterte aus diesem Loch hinaus. Hinter mir befand sich eine Mauer mit einer Tür, die zu meinem Glück offen stand, ich bin mir sicher, dass dies Adha zu verdanken war. Ich denke, er hat nicht damit gerechnet, dass ich weglaufen würde. Ich lief  so schnell ich konnte den Sandberg hinauf und blickte auf das Lager hinunter. War das eine gute Idee gewesen? Alleine zu fliehen, in die Wüste mit all den gefährlichen Tieren, die Menschen nicht auszuschließen. Vielleicht hatte er gute Intentionen mit mir, vielleicht hätte er mich gehen lassen.

Aber vielleicht auch nicht und genau das war der Grund, warum ich das ganze hier tat.

DinahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt