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Mein Bruder war meine einzige Hoffnung, aus dieser Hölle zu entkommen und wieder in die Freiheit zu gelangen.

Ich hoffe nur nicht, dass er alleine hier aufkreuzen würde, sonst erwartet ihn dasselbe Schicksal wie Emir.

Heute war es soweit, heute sollte meine Hochzeit stattfinden.

Schon am Morgen kreuzten etliche Frauen auf, die mich zurecht machen sollten. Nach einer Ewigkeit waren diese auch schon fertig und verschwanden wieder aus meinem Zimmer.

 Nach einer Ewigkeit waren diese auch schon fertig und verschwanden wieder aus meinem Zimmer

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Ich trug ein wunderschönes Kleid und meine Haare waren nach hinten gesteckt. Das Make-Up war etwas zu stark aber trotzdem schön.

Alles war sehr schön, außer der Anlass.

Von einigen Frauen wurde ich abgeholt und in ein Zelt gebracht. Dort wurden viele Rituale vollbracht. Die Frauen tanzten und lachten miteinander. Das ganze gab mir etwas Hoffnung, denn es war das erste mal, dass ich die Frauen hier glücklich sah. Sie schlossen mich nicht aus und wollten mich auch zum tanzen bringen, aber dazu war ich sichtlich nicht in der Stimmung.

Aus diesem Zelt wurde ich dann von etwas älteren Frauen nach draußen in den Hof begleitet.

Ich blickte in die Augen von Ediz, die bereits auf mich gerichtet waren. Er hatte einen Thawb an, ein in den arabischen Ländern weit verbreitetes Gewand für Männer. Er saß neben seinen Eltern und sah ziemlich glücklich aus.

Die islamische Eheschließung fand draußen statt.

Ich wurde neben ihn gesetzt und durfte mich ihm nicht wiedersetzen. Als der Imam mich also fragte, ob ich mit dieser Ehe einverstanden sei, antwortete ich mit einem „Ja", immerhin lag das Leben meiner Familie in seinen Händen.

Adam, der Bruder von Ediz war auch hier. Er war wütend und verließ die Trauung frühzeitig. Es war in der arabischen Kultur eine Beleidigung und ein Zeichen der Missgunst. Das hat Ediz ganz und garnicht gefallen.

Die klatschenden Händen der Gäste rissen mich aus meinen Gedanken. Ediz stand auf und alle taten es ihm gleich, eine Form von Respekt die er nicht verdient hatte. Er schaute mich an und ich wurde sehr nervös, das alles wurde mir viel zu viel.

Ich war nun nach dem offiziellen Recht dieses Landes, die Ehefrau von Ediz Al-Abadi, zukünftiger Stammesführer der Saad. Niemand konnte mich retten. Ich war ihm vollkommen ausgesetzt, ich war von nun an die Frau dieses Mörders. Eine kleine Träne kullerte meine Wange hinunter.

Ich wurde erneut von den Frauen der Familie mitgenommen und wir betraten das Schloss der Familie. Alle Frauen feierten und tanzten, abgesehen von mir. Ich saß nur still an meinem Platz und dachte über das Leid nach, welches mich schon bald erwarten würde.

Wie wird mein Leben an der Seite dieses Monsters, an der Seite eines Kriminellen?"

Ich wusste es selber nicht. Was ich aber wusste war, dass ich bis zu meinem Lebensende versuchen werde von diesem Leben wegzukommen, ich werde mich nicht aufgeben.

-einige Stunden später-

Mit der Zeit zogen sich immer mehr Gäste in Ihre Zelter zurück und ich saß mit der Mutter von Ediz noch immer im Saal.

"Kleines, du hast Bedenken nicht war?

"Wer fragt mich noch nach meiner Meinung?" Ich antwortete ihr ehrlich, sie wusste nämlich, dass das alles gegen meinen Willen geschah, wieso sollte ich mich also vor ihr verstellen?

"Ediz ist ein guter Junge." Ich lachte kurz auf und schaute sie fragend an, guter Witz...ob sie wohl weiß, dass Blut an den Händen ihres Sohnes klebt?

"Glaub mir Dinah. Er heiratet dich weil er dich liebt, er will dich beschützen." Sie log, und das alles nur um ihn zu schützen, um mich ging es ihr dabei nicht. Eine Person die mich liebt, würde niemals so handeln wie er es tat. Alle hier waren auf seiner Seite und ich konnte niemandem vertrauen.

Seine Mutter sprach weiter: „Mein Kind, Ediz ist ein guter Mensch. Er hat schon vielen Menschen dieses Lagers geholfen. Wir waren arme Beduinen und hatten so gut wie nichts, Ediz hat das alles gemeinsam mit seinem Vater aufgebaut und unserem Stamm viel Reichtum gebracht."

Ihr Lob über ihren bezaubernden Sohn hörte einfach nicht auf. „Seitdem er das Lager verlassen hat und sich in der Stadt aufhält, hat er sich  eben etwas verändert. Ich weiß nicht wie oder warum er so geworden ist, aber etwas muss wohl mit ihm geschehen sein. Du bist die einzige, die meinen alten Ediz zurück holen kann. Du bist nun seine Ehefrau, die Hoffnung von uns allen."

Wir wurden unterbrochen. Es war Ediz und er schien nicht gerade begeistert zu sein. Er kam wütend auf mich zu. Er packte mich fest am Oberarm und führte mich nach draußen.

"Ediz lass mich bitte los, du tust mir weh." Ich versuchte ihn von mir zu schubsen doch er bewegte sich kein Stück.

Seine Mutter stand auf und lief langsam hinter uns her. "Mein Sohn, wo willst du denn zu so später Stunde hin, was ist los? Was hast du vor?"

"Nichts Mutter, ich muss mich kurz mit meiner Frau unterhalten, geh hinein."

Er zog mich näher an sich ran und flüsterte mir in mein Ohr. „Dachtest du wirklich, ich würde nicht herausfinden, was du getan hast?"

Er machte eine kurze Pause und grinste mich wieder mit seinem mörderischen Lächeln an. „Ich werde ihn töten, wenn er auch nur versucht, dich mir wegzunehmen."

Er sprach von meinem Bruder Idris, er hatte es herausgefunden, ich war schockiert und konnte es nicht glauben, ich dachte ich hätte alles gelöscht. „Wieso hast du ihn unseren Standort geschickt?"

Ich hatte die Fähigkeit verloren zu sprechen und das merkte er auch.

Er mich gewaltsam mit sich, sein Cousin war gerade dabei mit einigen Männern das Anwesen zu betreten und hielt ihn auf. „Wo geht ihr hin Ediz?"

"Alef, bereitet alles vor, ich werde mit Dinah für einige Zeit in eines meiner Anwesen in die Stadt ziehen."

Sein Cousin ging mit einigen Männern voran und wir gingen gemeinsam zu den Autos. Wir stiegen in die verschiedenen Geländewagen. Ich und Ediz waren natürlich alleine in einem Auto. Er wollte gerade losfahren als sich ein fremder Wagen näherte.

Ediz hielt inne und spannte sich an. Ich erkannte meinen Bruder Idris, gemeinsam mit meinem Cousin Hakim.

Sie waren wirklich hergekommen. Idris schaute voller Hoffnung in meine Augen und stieg gemeinsam mit Hakim aus seinem Auto. „Dinah!" Sein Blick wanderte zu Ediz, welcher gerade dabei war auszusteigen. Auch Alef und die anderen Männer stiegen aus. Der Blick meines Bruder verfinsterte sich sofort.

DinahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt