Gelöste Spannungen

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- Jaime - 

Wütend reiße ich mir meinen Hut vom Kopf und pfeffere ihn achtlos zu Boden. Kaum habe ich mir durch die Haare gefahren, um die Strähnen aus meinen Augen zu streichen, lasse ich die Hand wieder sinken. Meine Muskeln zittern vor Anspannung und ich verspüre den erschreckenden Drang, etwas zu treten oder - noch besser - Chester gehörig eine reinzuhauen.

Wie kann es sein, dass er mich pausenlos provoziert, es keinem der anderen auffällt und ich jetzt auch noch ausgerechnet mit diesem grünäugigen Kotzbrocken zusammen zum Viehtrieb eingeteilt werde, wo er seine verdammten Einzelgänger-Nummern durchziehen muss?! So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Schnaubend lasse ich den Kopf hängen und verschränke die Hände hinter dem Kopf, während ich mich darauf konzentriere, die glühende Wut in meinem Inneren abzukühlen. Wenn ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle bekomme, wird das sicherlich bald zum Problem.

Zum Glück haben wir uns stillschweigend geeinigt, jetzt für die Nacht Rast zu machen, sodass ich ihm aus dem Weg gehen kann. Die kleine Lichtung zwischen den Büschen, auf der ich gerade meinen Frust heraus atme, ist wunderbar still.

Plötzlich ertönt ein Rascheln hinter mir und lässt mich zusammenzucken. Dann spüre ich seine Präsenz. Warum zur Hölle löst er bei mir schon eine Gänsehaut aus, wenn er nur in meine Nähe kommt? Mein Körper hat sich vollkommen verselbständigt, was seine Reaktion auf Chester Hale angeht und das macht mich nur noch wütender.

Langsam drehe ich mich um und begegne seinem Blick. Sofort prickelt es in meinem ganzen Körper und gleichzeitig kocht meine Aggressionen kochen wieder hoch. Er mustert mich aus seinen grünen Augen und ich kann deutlich erkennen, dass auch er um Beherrschung kämpft.

"Lass mich in Ruhe, verflucht", knurre ich und ziehe die Augenbrauen zusammen, woraufhin er nur die Arme vor der Brust verschränkt - was seine Muskeln nur noch mehr betont und meinem Körper Schauder des Entzückens entlockt.

Frustriert über mich selbst beiße ich die Zähne zusammen und will an ihm vorbei marschieren. Seine Hand schnellt jedoch blitzschnell vor und hält mich auf.

Als seine Hitze durch den Stoff meines Hemds strahlt, ziehe ich zischend die Luft und reiße den Kopf hoch, um ihn anzustarren. Ich brauche Abstand zu ihm, warum versteht er das nicht?

"Jaime, bitte. Wir müssen zusammenarbeiten und das geht nicht, wenn du sofort explodierst, sobald ich auch nur Luft hole. Was ist dein Problem?"

Sein Blick ist bohrend, intensiv und aufgebracht und raubt mir den Atem, wie jedes verdammte Mal zuvor auch. Zischend weiche ich zurück und beiße die Zähne zusammen.

"Mein Problem?! Mein verdammtes Problem bist du, Chester! Du und deine verschlossene, arrogante und unnahbare Art, mit der du jeden um den Finger wickelst!"

"Dich regt auf, dass ich nicht sofort meine Lebensgeschichte preisgebe, wenn ich einen neuen Job anfange? Ernsthaft, Jaime, ich hätte etwas besseres erwartet", spottet er, die Augen zu Schlitzen verengt. Seine gesamte Körperhaltung ist nun bedrohlich, doch ich denke gar nicht dran, zurückzuweichen.

"Du regst mich auf, ganz einfach! Ich will nicht, dass du bei uns arbeitest, wollte ich von Anfang an nicht", schieße ich zurück. Eine Weile starren wir uns nur finster an, dann tritt er plötzlich ganz dicht an mich heran, sodass sich unsere Brustkörbe leicht berühren und ich den Kopf heben muss, um ihn weiter ansehen zu können.

Stumm fluchend presse ich die Lippen zusammen, als er sich noch näher zu mir herunter beugt. Sein Atem trifft heiß auf mein Gesicht und sein Geruch hüllt mich ein. Sofort beschleunigt sich mein Herzschlag und ich muss mich zusammenreißen, um dem Drang nicht nachzugeben, auf seine vollen Lippen zu starren.

Catch Me, Cowboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt