- Jaime -
Wütend knalle ich die Haustür hinter mir zu, sodass Ticky, die bis eben friedlich auf der Veranda gelegen hat, erschrocken aufspringt und mich alarmiert ansieht.
„Sorry, Süße", murmle ich zerknirscht, bin aber so geladen, dass ich nicht innehalte, um sie zu streicheln.
Mit langen, schnellen Schritten stürme ich über den Hof, bis ich endlich gefunden habe, wonach ich suche. Natürlich muss Kenny die Mistgabel wieder einfach nur irgendwo abstellen, anstatt sie ordentlich wegzuräumen!
Ohne dass ich es verhindern könnte, sprudeln die Flüche über meine Lippen, während ich zum großen Misthaufen stapfe, der dringend mal wieder abgeflacht werden muss. Ansonsten kann man mit dem Traktor bald nichts mehr oben drauf laden. Außerdem ist es gerade eine gute Möglichkeit, um mich nach meinem Gespräch mit Mum abzuregen.
Eine Weile schaufle ich einfach in Ruhe Mist, während ich meinen Frust herausschwitze. Unterdessen strudeln in meinem Kopf wütende und verletzte Gedanken umher, sodass ich kaum mitbekomme, was ich eigentlich tue.
Seit wann stellt sich Mum gegen mich, wenn es um derart wichtige Dinge geht? Ich meine, wir sprechen über einen neuen Mitarbeiter und nicht über ein T-Shirt, das mir nicht gefällt! Sonst hat sie immer auf meinen Menschenverstand vertraut und jetzt, nur weil dieser Idiot Chester Hale auftaucht, genügt der plötzlich nicht mehr.
Am liebsten hätte ich geknurrt. Mein Problem mit Chester ist simpel und eigentlich ganz einfach zu erklären:
Erstens, er taucht einfach hier auf, wir wissen praktisch nichts über ihn und er will daran anscheinend auch nichts ändern und trotzdem finden ihn alle toll. Das ist nicht normal! Irgendjemand muss da ja misstrauisch werden und weil niemand sonst das für nötig hält, übernehme ich wohl diesen Part.
Zweitens verspüre ich jedes Mal das Bedürfnis, ihn zu schlagen, wenn er seinen dämlichen Ich-Fixiere-Dich-Einfach-Finster-Und-Schweige-Blick aufsetzt. Wie gesagt, ich bevorzuge es, offen auszusprechen, was ich denke und kann dieses geheimnisvolle Getue von „Mr. Geheimnisvoll" nicht ausstehen. Nein, danke.
Und drittens ist er ein Säufer - und damit völlig falsch hier auf der Ranch. Ich bin überzeugt, dass jeder seine Sucht mit genug Willenskraft bekämpfen könnte, wenn er nur wollte. Demnach will Chester absichtlich den Kopf vor seinen Problemen in den Sand stecken. Die Krönung ist aber, dass, wenn er einen Fehler macht, nicht er darunter leidet, sondern die Tiere, was meiner Meinung nach viel schlimmer ist.
Wieso also sollte ich mir Mühe geben, gut mit ihm auszukommen? Er und ich sind so verschieden, dass es sowieso keinen Sinn hat.
„Hey, welchen Bösewicht erstichst du da denn gerade?", ertönt eine belustigte Stimme und ich hebe den Blick, völlig aus meiner Welt gerissen. Am Rande des Misthaufens steht Jesse und grinst mich an. Ich schnaube nur belustigt und halte endlich inne, den Griff der Mistgabel jetzt locker in meinen verkrampften Fingern.
„Was willst du? Hast du zu viel Zeit oder was?"
Jesse verzieht gespielt leidend das Gesicht und winkt dann ab. „Schon gut, ich geh ja schon. Joe sucht dich, er ist am Round Pen."
Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch. Was will Dad denn am Round Pen? Wir wollten doch morgen erst mit Coco weiter trainieren? Jesse scheint meinen Gesichtsausdruck richtig gelesen zu haben, denn er zuckt mit den Schultern zum Zeichen, dass er auch nichts genaues weiß.
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Catch Me, Cowboy!
RomanceJaime Williams lebt das Klischee eines Cowboys: dreckige Schuhe, einen Hut in der Stirn und ein freches Grinsen auf den Lippen. Außerdem arbeitet er auf der Ranch seiner Eltern und er liebt es. Nichts ist schöner als die Zeit bei den Pferden oder d...