- Jaime -
Wir alle stehen aufgeregt im Hof und warten darauf, dass der neue Cowboy endlich ankommt. Kenny, der eben erst mit neuen Säcken Mineralfutter aus Blue Buffalo Creek zurückgekommen ist, hat freudestrahlend verkündet, dass er nicht mehr lange brauchen dürfte.
Während vor allem Mum und Kenny fröhlich plappernd und deutlich erleichtert die zwei Taschen und den Sattel, die Kenny diesem Chester wohl abgenommen hat, ausladen, kann ich mich nicht aufraffen mitzuhelfen. Ich fühle mich ganz wohl hier, wo ich schmollend und mit grimmiger Miene in die Einfahrt stieren und mich woandershin wünschen kann, während Ticky zu meinen Füßen hockt und fröhlich hechelt.
Ganz ehrlich, ich würde mich mehr über eine Lebensmittelvergiftung freuen als über die Aussicht, jeden Tag mit einem arroganten Alkoholiker verbringen zu müssen.
Und wie das so ist, kaum spricht man vom Teufel, taucht er auch gleich auf. Meine Mum winkt aufgeregt, als eine groß gewachsene Gestalt mit Hut auf dem Kopf und einem braunen Pferd am Zügel in unseren Hof einbiegt. Während er auf uns zukommt, mustere ich ihn unauffällig unter meiner Hutkrempe hervor.
Zu meinem Leidwesen sieht Chester wirklich richtig gut aus und es fällt mir jedes Mal von neuem auf. Mit seinen staubigen Stiefeln, der dunklen, schweren Jeans und dem hellen Hut über den dunklen Haaren könnte er glatt als Model durchgehen. Dazu kommt sein beeindruckend guter Körperbau und die starken, gleichmäßigen Gesichtszüge - plus strahlend grüne Augen.
Tja, natürlich muss ich mich dazu entscheiden, ihn nicht zu mögen und mir das Leben selbst schwer machen, denke ich zynisch und verschränke die Arme vor der Brust.
Unser neuer Mitarbeiter hat uns währenddessen erreicht und zieht sich höflich den Hut vom Kopf, bevor er erst meinem Dad, dann meiner Mum und schließlich der Reihe nach Kenny, Jesse und Ray die Hand gibt und sich vorstellt. Insgeheim habe ich gehofft, er würde erschrocken oder zumindest überrascht reagieren, als Ticky auf ihn zustürmt und erst kurz vor ihm abbremst, um ihn zu beschnuppern.
Chester scheint jedoch wirklich ein wenig Erfahrung zu haben, denn er bleibt völlig ruhig und lässt die Hündin an seiner Hand schnuppern, bevor er sie sanft über den Rücken streichelt.
"Vielen Dank, dass Sie mich genommen haben", sagt er mit seiner tiefen Stimme und er meint es wirklich zu. Bilde ich es mir nur ein oder kann es sein, dass er sich für seinen Auftritt gestern in der Bar schämt? Bevor ich mir jedoch sicher sein kann, richtete er sich auf und reicht mir mit einem kleinen Funkeln in den Augen die Hand.
"Hi, Jaime. Schön, dich wiederzusehen", kommt es auch schon von ihm und ich reiße mich kurzerhand zusammen. Immerhin kann ich ihn ja jetzt nicht ignorieren und einen auf Arschloch machen. Das ist seine Rolle.
"Hi Chester."
Mehr sage ich nicht, erwidere nur seinen festen Handgriff mit ausdrucksloser Miene, bis mein Blick auf das dunkelbraune Quarterhorse mit den weißen Vorderbeinen fällt, das entspannt neben ihm steht. Ehrlich angetan und mit einem Mal völlig in meinem Element nicke ich in Richtung des Tiers.
"Das ist wirklich ein schönes Pferd", kommentiere ich deutlich freundlicher. Als Chesters Blick auf den Wallach fällt, wird er sofort weich. "Danke, das ist Peter Pan." Verstehend nicke ich, besänftigt von seinem sanften Tonfall. Das wird sein Pferd mit der Sehnenentzündung sein, weshalb er erstmal ein Pferd gestellt bekommen muss.
Im nächsten Moment schaltet sich Dad ein.
"Also Chester, ein paar Grundregeln gelten hier auf der Ranch. Erstens werden alle geduzt, ich bin Joe oder Joseph - nicht Mr. Williams. Zweitens kein Alkohol während der Arbeitszeiten. Die Aufgabenverteilung machen die Jungs meistens untereinander aus, das wird kein Problem für dich werden.
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Catch Me, Cowboy!
RomanceJaime Williams lebt das Klischee eines Cowboys: dreckige Schuhe, einen Hut in der Stirn und ein freches Grinsen auf den Lippen. Außerdem arbeitet er auf der Ranch seiner Eltern und er liebt es. Nichts ist schöner als die Zeit bei den Pferden oder d...