- Jaime -
Ganz aufgekratzt stoße ich die Beifahrertür auf und stolpere fast über meine eigenen Füße, weil ich mein schmerzendes linkes Bein völlig vergessen habe. Ich kann mich jedoch einem kleinen Fluch wieder fangen und atme erleichtert den vertrauten Geruch nach Stall und Wiese ein.
Endlich zuhause!
Ich musste einfach dringend raus aus diesem Auto. Die Spannung zwischen Chester und mir, die bis vor ein paar Tagen noch unerträglich ätzend und nervig gewesen ist, scheint irgendwann, als ich es wohl nicht mitbekommen habe, umgeschlagen zu sein und jetzt muss ich mich zusammenreißen, um dem Kerl nicht einfach so auf den Schoß zu springen.
Du liebe Güte, seit wann stehe ich denn auf Chester Hale?!
Ein wenig verzweifelt drehe ich mich zu ihm um und bekomme mal wieder die volle Breitseite seiner Anziehungskraft zu spüren.
Er sieht einfach atemberaubend heiß aus, während er sich aus dem Pick-Up gleiten lässt und den Wagen mit einer lässigen Bewegung abschließt, nur um dann direkt auf mich zuzukommen.
"Wir-"
Weiter komme ich nicht, denn im nächsten Moment ertönt lautes Gegröle und Kenny, Ray und Jesse stürzen sich auf mich.
"Jaime, Mann! Da bist du ja wieder! Hast uns verflucht nochmal die Ärsche auf Grundeis gehen lassen, als Chest dich hier wie einen Halbtoten abgeliefert hat", meint Ray und zieht mich in eine schmerzhafte Umarmung.
"Woah, schon gut, aber lass mich los", japse ich grinsend und stoße ihn von mir, um mir übertrieben die Schulter zu reiben. Ray lacht daraufhin aber nur herzhaft und zwinkert mir zu, während er Chester, der das ganze wie die anderen mit einem erheiterten Gesichtsausdruck beobachtet hat, auf die Schulter klopft. Nachdem ich auch Kenny und Jesse begrüßt habe, meint dieser schließlich:
"Deine Eltern bereiten gerade in der Küche das Essen für heute Abend vor. Sie wissen noch nicht, dass du wieder hier bist."
Ich nicke ihm dankend zu und steuere mein Wohnhaus an, darum bemüht, mir den verbleibenden Schmerz im linken Bein nicht anmerken zu lassen. Ich will keine besorgten oder mitleidigen Blicke, schon gar nicht von Chester. Ja, wir kommen deutlich besser klar, aber mein Stolz würde schmerzlich darunter leiden, wenn ich von allen verhätschelt würde.
Als ich die Küche betrete, empfängt mich der Geruch von Nudelauflauf mit Lauch, der mir in Sekundenschnelle das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Aus den Augenwinkeln sehe ich unvermittelt einen weißen Blitz auf mich zuschießen und gehe schnell in die Hocke, um Tickys Körper abfangen zu können, der durch die Luft auf mich zugeschossen kommt. Sie wirbelt schwanzwedelnd und vor Freude hechelnd um mich herum und scheint sich gar nicht mehr einkriegen zu wollen.
Eine Weile streichle ich sie und beobachte ihren energiegeladenen Freudentanz amüsiert, dann richte ich mich ein wenig umständlich wieder auf und wende mich an meine Eltern.
"Hi Mum, hey Dad", spreche ich sie lächelnd an und sie unterbrechen sofort ihr geschäftiges Treiben. Mum schmeißt das Geschirrtuch hinter sich und ist schneller bei mir, als ich überhaupt blinzeln kann.
"Wie geht es dir, Schatz?", will sie mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen wissen, während ihre Hände meine Wangen umfassen. Sanft streiche ich ihr über die Arme und versuche, möglichst beruhigend zu klingen, während ich ihr mehrmals versichere, dass alles in Ordnung ist.
Dad fasst sich zum Glück ein wenig kürzer, er zieht mich einfach wortlos in eine Umarmung, in der ich mich augenblicklich geborgen fühle. Als er sich schließlich von mir löst, murmelt er mit weicher Stimme:
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Catch Me, Cowboy!
RomanceJaime Williams lebt das Klischee eines Cowboys: dreckige Schuhe, einen Hut in der Stirn und ein freches Grinsen auf den Lippen. Außerdem arbeitet er auf der Ranch seiner Eltern und er liebt es. Nichts ist schöner als die Zeit bei den Pferden oder d...