3 Stunden

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- Jaime -

Ich glaube, ich war noch nie glücklicher als in den letzten Stunden. Seit gestern Abend komme ich gar nicht mehr runter von meiner Wolke sieben und grinse jeden, der irgendwas von mir will, einfach nur leicht dämlich an.

Jeden, außer einen gewissen dunkelhaarigen, grünäugigen und verflucht heißen Kerl, der tatsächlich gestanden hat, dass er mich liebt. Auch liebt. Ihn will ich nämlich jedes Mal einfach nur küssen, wenn ich ihn sehe.

Es hat mich eine Weile gekostet, um sicherzugehen, dass ich mich tatsächlich in Chester verliebt habe. Ich meine, körperliche Anziehung ist schön und gut, aber keine Liebe.

Dass ich mich von Chester angezogen fühle, ist keine Neuigkeit. Aber die Aufregung und Freude, wenn ich ihn sehe, die Zufriedenheit, wenn er bei mir ist und das Gefühl, ihm hinterherrennen zu müssen, wenn er weggeht, das hat glaube ich nichts mit Körperlichkeiten zu tun.

Außerdem ist er im Moment definitiv mein Lieblingsmensch und so etwas sage ich nicht leichtfertig.

Genau in diesem Moment kommt mein Lieblingsmensch um die Ecke und balanciert einen Karton mit Luftballons, verschiedenem Krimskrams und etwas, das verdächtig nach Mums unglaublich leckerem Limettenkuchen aussieht.

"Soll ich dir was abnehmen?", gluckse ich erheitert, darum bemüht, nicht zu lachen, als Chester verzweifelt versucht, den Karton auszubalancieren, während der Inhalt gefährlich umherrutscht.

"Geht schon", ächzt er nur, woraufhin ich dann doch auflachen muss. "Alles klar, dann lasse ich den großen, starken Cowboy mal mit seinem Karton alleine. Ich kümmere mich schonmal darum, dass die anderen abfahrbereit sind."

Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und umrunde ihn, um nach meiner Mum zu sehen, die noch hörbar in der Küche rumort.

"Mum? Soll ich noch irgendetwas helfen? Wir müssen dann auch gleich los. Mick und Vivien warten bestimmt schon auf uns."

Sie antwortet zwar nicht sofort, dafür höre ich erst das vertraute Kratzen von stumpfen Krallen auf dem Boden und dann schießt Ticky um die Ecke. In ihrem Maul steckt der Kauknochen, den ich ihr vor einer Weile mal geschenkt habe, den sie aber nicht kaut, sondern nur stolz durch die Gegend trägt.

Freudig begrüßt sie mich, als hätte ich sie nicht vor zehn Minuten das letzte Mal gesehen. Ich knie mich zu ihr herunter und streichle sie ausgiebig, bis sie versucht, mir durchs Gesicht zu lecken. Zwar ist das lieb gemeint, aber gerade brauche ich Hundespeichel nicht unbedingt im Gesicht.

Also halte ich sie sanft aber entschieden zurück und drücke ihr einen Kuss auf die weiche, fellige Stirn, bevor ich mich aufrichte und mit Ticky im Schlepptau nach Mum suche. Tatsächlich finde ich sie in der Speisekammer, wo sie nach irgendwas sucht.

Als sie mich sieht, erhellt sich ihre Miene. "Schatz, hast du vielleicht eine Ahnung, wo dein Vater die große Kabeltrommel hingetan hat? Ich habe sie in der Scheune nicht gefunden und wir brauchen sie für die Band."

Nickend deute ich hinter mich. "Die hab ich schon ins Auto getan." Sie atmet auf, sichtlich gestresst. "Okay, danke dir. Dann sollten wir alles dabei haben."

Dann folgt sie mir aus dem Haus und schließt hinter Ticky und mir ab. Währenddessen warten Dad und die anderen schon vor den Autos. Als wir dazustoßen, bekomme ich gerade noch mit, wie Dad erklärt: "...müssen halt zwei hierbleiben und nachkommen. Das geht dann nicht anders."

Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch und will wissen: "Was ist denn los?"

Kenny zuckt entschuldigend die Schultern. "Ich musste vorhin noch spontan ein Eisen bei Calypso aufschlagen, weil sie es sich auf der Koppel abgerissen hat. Deswegen bin ich mit dem Füttern nicht fertig geworden."

Catch Me, Cowboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt