Frieden? Frieden.

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- Jaime -

Gestern Abend hat Chester mich gebeten, den Kontakt zu Janet zu suchen und mich mit ihr auszusprechen.

Heute sitze ich hier, auf dem alten Spielplatz von Blue Buffalo Creek, und warte auf sie. Für meinen Geschmack ein wenig übereilt, aber nachdem Janet sofort auf meine Nachricht geantwortet und den Ort und die Zeit vorgeschlagen hat, habe ich einfach zugestimmt.

Je schneller ich es hinter mir habe, desto besser.

Suchend lasse ich den Blick über den Spielplatz gleiten. Es war clever von Janet, sich hier treffen zu wollen, denn der Spielplatz zählt wohl als etwas wie "neutraler Boden". Hier haben wir unsere Kindheit verbracht und weder Aaron O'Bryan noch unsere heutigen Probleme wurden je mit hierher gebracht.

Die alte Schaukel, auf der ich sitze, quietscht leise, als ich meine Stiefel im Kies vergrabe, um mich erneut anzustoßen. Währenddessen wandern meine Gedanken zu Janet und ich bin das erste Mal seit langem mir gegenüber ehrlich, was sie betrifft.

Habe ich sie jemals romantisch geliebt - so, wie ich für Chester empfinde? Nein, ganz sicher nicht. Sie war nur meine feste Freundin, weil es mir enger vorkam als eine normale Freundin. Totaler Bullshit übrigens. 

Trotzdem weiß ich zu hundert Prozent, dass ich nur so sauer auf Janet bin, weil ich sie wirklich liebe - als Freundin und sowas wie eine zweite Schwester. Nur weil ich sie nicht küssen will, heißt das nicht, dass es mich nicht genauso verletzt hat, dass sie mich für diesen Idioten O'Bryan hat sitzen lassen.

Es ist ja nicht so, als hätte sie danach persönlich den Kontakt gesucht. Dann kann ich schließlich auch auf ihre Anrufe und Nachrichten verzichten.

Gerade als ich dieses Fazit, das ich schon mehrere Male gezogen habe, wieder als meinen Standpunkt anerkenne, taucht Janet am Eingang des Spielplatzes auf.

Sie trägt eine dunkle Jeans über ihren Stiefeletten und aufgrund des recht kühlen Wetters eine dunkelblaue Jacke. Als sie mich erreicht hat, wissen wir beide kurz nicht, was wir tun sollen. Dann lässt sie sich zum Glück auf die zweite Schaukel fallen und wir sehen uns einen Moment lang einfach nur an.

"Danke, dass du gekommen bist", fängt sie nach einer Weile an und ich höre an ihrer Stimme, dass sie es ernst meint. Dennoch wende ich den Blick ab und verziehe das Gesicht, noch nicht bereit, so zu tun, als wäre alles gut.

"Bedank dich bei Chester, er hat mich dazu überredet herzukommen."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie nickt. Kurz herrscht eine unangenehme, angespannte Stille, dann räuspert Janet sich.

"Ich denke, es ist am Besten, wenn ich einfach mal anfange, oder?" Ich nicke nur, deshalb fährt sie fort, die Hände nervös im Schoß vergraben und die Stimme schnell und gepresst - offensichtlich ist ihr das alles genauso unangenehm wie mir. Und trotzdem erhoffen wir beide uns irgendwas hiervon.

"Jaime, ich weiß, dass du das Gefühl hast, ich hätte dich verraten oder links liegen gelassen - wahrscheinlich zum Großteil wegen Aaron. Das tut mir fürchterlich leid, denn das war ganz sicher nie meine Absicht. 

Ich weiß, wie du von ihm denkst und ich respektiere das, aber ich habe ihn einmal auf einer Veranstaltung der Uni getroffen und besser kennengelernt. Er ist wirklich in Ordnung. Klar, jeder hat seine Macken, aber du musst ihn nicht hassen.

Ich habe mich jedenfalls ehrlich in ihn verliebt und bereue nicht, mit ihm zusammen zu sein. Ich bin glücklich, wo ich jetzt bin."

Frustriert von ihrem beschwichtigenden Ton reiße ich den Kopf hoch und pampe: "Na, dann ist ja alles geklärt und wir können wieder gehen!"

Catch Me, Cowboy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt