Beim Abendessen in der großen Halle herrschte ausgelassene Stimmung. Jeder lachte, machte Scherze und genoss das Wochenende. Aber die Fröhlichkeit wurde von einem panischen Aufschrei jäh unterbrochen. Jeder drehte sich um und blickte zum Slytherintisch. Mädchen kreischten herum und zeigten auf den Boden.
Hermine suchte mit einem fragenden Blick, den ganzen Tisch nach Draco ab. Nach kurzer Zeit wurde ihr jedoch klar, das sie ihn nirgends entdeckte. Panik machte sich in ihr breit.War er da gewesen? Verdammt, sie wusste es einfach nicht.
Professor Dumbledore lief dicht gefolgt von Professor McGonagall und Professor Snape auf die große Menschentraube zu, die sich bereits gebildet hatte. Er und McGonagall bückten sich. In Snapes Gesicht sah man kurz Sorge aufblitzen.
„Sofort in den Krankenflügel“, hörte Hermine Dumbledore sagen. Snape kniete sich hin und hob den Jungen auf.
Hermine stockte der Atem als sie die blonden Haare sah. „Es ist Malfoy!“ hörte sie mehrere Stimmen um sich sagen.
„Der hat es doch verdient, mal ehrlich“, sagte Ron an Harry, Ginny und sie gewandt.
Hermine musste sich wirklich beherrschen, Ron nicht zu schlagen. Sie unterdrückte ein Schluchtzen und rannte aus der Halle hinaus. Snape war noch nicht weit gekommen, sie holte ihn schnell ein. „Professor“, japste sie, „Professor, was hat er, was ist passiert?“
„Gift“, zischte Snape ihr entgegen und wollte um die andere Ecke Richtung Krankenflügel abbiegen, doch er blieb stehen, drehte sich nocheinmal um und starrte Hermine an. „Wieso interessiert sie das, Miss Granger?“
Hermine ratterte alle Möglischkeiten durch, wie sie aus der Nummer wieder raus kommen sollte. „Naja, wenn das Gift im Essen war, dann ist doch Harry in Gefahr?“
Snape sah sie mit angewiedertem Blick an. „Wen kümmert schon Potter?“ Er spuckte ihr die Worte schon regelrecht ins Gesicht, dann machte er kehrt und verschwand um die Ecke.
Hermine atmete tief durch und lobte sich selbst eine bisschen für die gute Ausrede. Dann trottete sie in den Gryffindorturm und weinte in ihr Kissen. Sie konnte nur an Draco denken. Wie er da in Snape's Armen hing, unnatürlich weiß im Gesicht, mit blauen Lippen. Gift ist lebensgefährlich, das weis jeder. Sie konnte nichts tun außer hoffen, dass er überlebt.
Aber der Gedanke das sie der Grund für den Anschlag war, ließ sie nicht los.
Am Montag Abend war Draco immernoch nicht zum Essen erschienen und Hermine dachte wirklich er wäre tot. Ginny beobachtete sie und versuchte sie ständig zu beruhigen. „Was kann ich machen, dass es dir besser geht?“
„Ich muss wissen was mit ihm los ist!“
Darauf konnte Ginny ihr nichts antworten. Niemand konnte das. Ein Gryffindor kann sich nach keinem Slytherin erkundigen, das würde sofort Aufsehen erregen.
Am Abend saßen Harry, Ron, Hermine, Ginny und Neville zusammen und machten Hausaufgaben. Alle erschraken ziemlich, als Ginny plötzlich aufsprang, über Ron's Kopf hüpfte und zu Professor McGonagall sprintete, die gerade in den Gemeinschaftsraum gekommen war.
„Professor?“
„Ja, Miss Weasley?“
„Ich muss sie das jetzt einfach fragen, denn es interessiert wirklich jeden, auch uns...Was ist mit Malfoy passiert?“
Alle Schüler im Raum wurden mucksmäuschenstill und starrten jetzt die Professorin an. Diese atmete einmal tief durch und als sie sah, dass alle darauf brannten, es zu erfahren fing sie an zu reden. „Mister Malfoy wurde allen Anschein nach vergiftet.“
Ein Raunen ging durch die Menge und einige tuschelten miteinander.
„Es war kein allzu starkes Gift, aber eine sehr große Menge, sodass er trotzdem in Lebensgefahr schwebte. Dank Professor Snape und der hervorragenden Arbeit von Madame Pomfrey ist er jedoch derzeit auf dem Weg der Besserung. Und jetzt, arbeitet weiter!“ Mit diesen Worten verließ sie den Raum und alle fingen laut an zu diskutieren.
"Irgendwie ja schon heftig. Sowas gab's noch nie hier in Hogwarts. Zumindest seit wir hier sind nicht", sagte Harry in die Runde.
Ron war jetzt auch nicht mehr so vorlaut und nickte nur stumm.
"Sind wir jetzt noch sicher? Denkt ihr, Dumbledore unternimmt etwas", flüsterte Neville.
"Ich denke, Dumbledore lässt diesen Vorfall nicht einfach in Vergessenheit geraten, er wird bereits etwas vorhaben", erwiederte Hermine.
"Nun ja.. ich geh jetzt ins Bett, wir können morgen weiter reden", gähnte Ginny und machte sich auf den Weg in ihren Schlafsaal. Hermine lief ihr ein paar Minuten später hinterher, auch mit dem Vorwand sie sei müde.
Ginny wartete vor Hermines Schlafsaal auf sie und fing sofort an zu plappern. "Na siehst du, es geht ihm besser. Mach dir keine Sorgen mehr, vielleicht kann er sich noch an etwas außergewöhnliches erinnern und der 'Bösewicht' wird bald gefasst."
"Ginny... Ich hab ihn gesehen, wie Snape ihn zum Krankenflügel gebracht hat. Er sah schrecklich aus und er hatte ziemlich blaue Lippen. Ich hab die ganze Bibliothek auf den Kopf gestellt, um ein Buch mit medizinischem Inhalt zu finden. Blaue Lippen bedeuten nicht nur Unterkühlung, sondern auch Sauerstoffmangel."
Ginny antwortete nichts, sie starrte ihre Freundin nur verwirrt an.
"Verstehst du denn nicht, ich habe wirklich Angst, dass er bleibende Schäden oder sowas hat...", murmelte Hermine dann.
Ginny dachte kurz nach, antwortete aber dann. "Nein. Nein das denke ich nicht. Madame Pomfrey und die anderen Lehrer kennen sich aus, wenn sie nur den leisesten Verdacht hätten, dass es so schlimm ist, wie du denkst, hätten sie ihn ins St. Mungo gesteckt."
Hermine war zuerst noch skeptisch, stimmte Ginny dann aber mit einem leichten Lächel zu, umarmte sie noch kurz und verschwand dann in ihren Schlafsaal.
Ungefähr um Mitternacht, hielt Hermine es aber in ihrem Bett nicht mehr aus, schnappte sich den Tarnumhang, (wenn sie den nicht hätte) und machte sich auf den Weg in den Krankenflügel. Als sie dort ankam, hörte sie viele Stimmen die durcheinander plapperten. Hermine schob die Türe ein Stück weiter auf, um besser hören zu können.
"Er wäre fast umgebracht worden, da werde ich ihn doch kaum länger hier lassen", hörte sie eine tiefe, böse Stimme sagen.
"Mr..." Madame Pomfrey hatte keine Chance einen Satz zu sagen.
"Aber es ist doch alles gut gegangen, warte ab bis er zu sich kommt", sagte eine Frauenstimme.
"Nein, das ist zu gefährlich, machst du dir denn keine Gedanken um ihn?!" Das war wieder der Mann.
Das Gezetere ging noch eine Weile so weiter, bis es Hermine zu viel war. Sie wollte endlich wissen, wer sich da unterhielt. Sie schob die Türe noch ein Stück weiter auf und zuckte zusammen. Dabei gab sie der Tür ausversehen einen Schubs und sie knallte an die Wand. Alle drehten sich zu ihr um. Hermine blieb stocksteif stehen.
"Das war nur der Wind", hörte sie Madame Pomfrey sagen. Diese kam auch schon auf sie zugewackelt um die Tür wieder zu zumachen.
Hermine wich gerade noch die paar Schritte zurück. Draußen auf dem Flur starrte sie einige Zeit in die Dunkelheit. Tränen liefen ihr über die Wangen. Dann lief sie los.
In Ginnys Schlafsaal angekommen rumpelte sie unsichtbar zu dem Bett ihrer Freundin. Ginny riss ihr den Umhang sofort vom Kopf und zischte sie an. 'Dieses Mädchen ist so schlau, warum ist sie nicht in Ravenclaw' dachte sich Hermine, wusste dann aber sofort wieder, warum sie hier war und brach erneut in Tränen aus.
"Schhhht", beruhigte Ginny sie und führte sie hinunter vor den Kamin, um die anderen nicht aufzuwecken.
Hermine blickte Ginny mit verweinten Augen an. "Seine Eltern wollen ihn von der Schule nehmen."
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Love Between Enemies (Dramione)
FanfictionAus Feinden werden Freunde und aus Hass wird langsam Liebe. Ein neues Schuljahr in Hogwarts beginnt. Doch bevor Hermine, Harry und Ron sich auf den Weg machen können, gibt es viel Stress bei den Weasleys. Außerdem gerät Hermine ungewollt in das rei...