Hermine
Mit einem gellenden Schrei wachte Hermine auf.
„Was ist los“ stammelte Draco, der sich über sie gebeugt hatte. Statt zu antworten starrte sie ihn mit Panik in den Augen an. Sie war nicht in der Lage etwas zu sagen und als sie das Begriff, stürzte sie aus dem Krankensaal hinaus und lief ohne Ziel durch die Gänge. Ihr Kopf schmerzte, aber das war ihr egal. Die Schreie von Draco, sie solle zurück kommen, waren ihr egal. Draco musste ihr vollkommen egal sein. Sie musste ihn schützen, denn sie wusste, sie hat im Traum die Wahrheit gesehen.
Hermine blieb erst stehen als sie dachte, ihr Kopf würde zerspringen. Sie setzte sich in eine Nische und begann zu weinen. Wieder einmal war Hermine überwältigt von der Grausamkeit die Lord Voldemort ausstrahlte. Sie liebte Draco... und er mochte sie auch, da war Hermine sich ziemlich sicher. Aber jetzt wollte sie es nicht mehr wahr haben. Sie wollte immerhin nicht der Grund sein, das Menschen dafür bestraft werden, nur weil sie sich in Draco Malfoy verliebt hat.
Lange saß sie dort und weinte, aber irgendwann kamen keine Tränen mehr und Hermine fühlte gar nichts. Es war immernoch stockdunkel, das heißt, sie hatte nicht lange geschlafen. Sie zog ihre Beine an ihre Brust und legte den Kopf auf die Knie.
Hermine wusste nicht, wie lange sie dort so gesessen hatte. Sie bewegte sich erst wieder, als sie eine Hand an ihrer Schulter spürte. Bliztschnell schnellte sie in die Höhe, um zu sehen, wer es war. Draco stand vor ihr, aber sie konnte ihn nur mit verrückten Augen anstarren und er wich zurück.
„Hermine, was ist los, verdammt nochmal“, zischte er ihr entgegen.
„Alptraum“, antwortete sie kurz.
„Erzähl mir was du geträumt hast, das hilft. Wirklich“, sagte Draco jetzt ein bisschen sanfter.
Hermine schüttelte nur stumm ihren Kopf. Dann drückte sie sich an ihm vorbei, raus aus der Nische und ging ein paar Schritte den Gang hinunter.
„Warte“, hörte sie Draco hinter sich.
Hermine drehte sich um, blickte ihm scharf in die Augen und versuchte den Schmerz, der in ihr aufstieg, zu ignorieren.
„Lass mich in Ruhe Malfloy“, sagte sie in einem eiskalten Ton.
Sie lief ein paar Schritte den Gang hinunter, als Draco noch einmal nach ihr rief. „Hermine bleib stehen!“ Er versuchte seine Stimme stark klingen zu lassen, aber Hermine hörte den unterdrückten Schmerz deutlich.
„Was?!“
„Hast du nicht gesagt, Gefühle darf man nicht leugnen?!“ Er starrte sie mit seinen grauen Augen an, die in dieser Dunkelheit ziemlich hell schimmerten.
Hermine lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Sie erinnerte sich gut an ihr erstes Treffen beim Raum der Wünsche. Als er sie das fragte und sie wahrheitsgemäß antwortete. Gefühle durfte man nicht leugnen, dass wusste sie, aber es war das beste für alle, wenn sie sich umentschied.
„Ich leugne meine Gefühle nicht.“ Hermine erkannte sich selbst nicht mehr. Sie hatte diese Worte so belanglos über die Lippen gebracht, dass sie von sich selbst überrascht war. Sie funkelte ihn ein letztes mal, so böse wie sie konnte, an. Dann lief sie mit Tränen in den Augen und sich nicht umdrehend, davon.
Aber hätte sie Draco ein letztes Mal in die Augen geschaut, hätte sie gewusst, dass er den selben Schmerz wie sie empfand.
~~~
Hermine lief schnurstracks in den Krankenflügel und machte Madame Pomfrey eine halbe Stunde lang klar, dass sie zu ihren Freunden in den Gryffindor-Turm konnte und das sie dort sowieso viel besser gesund werden würde. Madame Pomfrey nahm schließlich alles zu Protokoll und warnte Hermine, dass jenes keine gute Idee war. Aber Hermine ließ sich nicht beirren und in den frühen Morgenstunden erreichte sie den Gemeinschaftsraum.
Da Samstag war, lagen natürlich alle noch in ihren Betten. Hermine war aber alles andere als müde, sie wollte keine schlechten Träume mehr. Und so dachte sie nach.
Es war vorbei mit ihr und Draco. Alles. Sie konnte nicht einmal mehr die schönen Momente mit ihm genießen oder die Erinnerungen an ihn. Sie hatte ihn in fürchterliche Gefahr gebracht. Ihn und seine Familie. Ok, sein Vater ist ihr ziemlich egal, aber sie hatte nichts gegen seine Mutter. Und gegen ihn natürlich auch nicht.
Die ersten die in den Gemeinschaftsraum kamen waren Ginny und Harry. Sie hatten Quidditchtraining, da in zwei Wochen das Spiel gegen Hufflepuff anstand. Nachdem Harry Hermine umarmt hatte und ihr sagte, er sei froh, dass es ihr wieder besser ginge, schickte Ginny ihn mit den Worten sie komme gleich nach, hinaus, dann ließ sie sich neben Hermine auf der Couch nieder.
„Willst du darüber reden?“, fragte sie tonlos.
„Vielleicht später“, antwortete Hermine und fügte dann noch lächelnd hinzu „Los, geh Ball spielen, gegen Hufflepuff müssen wir gewinnen.“
Ginny lachte laut auf und boxte Hermine sachte gegen die Schulter. Dann machte sie sich auf zum Quidditchfeld und Hermine war wieder alleine.
DU LIEST GERADE
Love Between Enemies (Dramione)
FanfictionAus Feinden werden Freunde und aus Hass wird langsam Liebe. Ein neues Schuljahr in Hogwarts beginnt. Doch bevor Hermine, Harry und Ron sich auf den Weg machen können, gibt es viel Stress bei den Weasleys. Außerdem gerät Hermine ungewollt in das rei...