Kapitel 37

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Draco

Den größten Teil der Sommerferien verbrachte Draco in seinem Zimmer.

Allein.

Er schlich sich nur nach unten, um etwas zu essen, meistens, wenn sowieso niemand zu hause war. Er war wirklich froh, das ein Bad an sein Zimmer grenzte, so konnte er seinen Eltern und anderen Todessern gekonnt aus dem Weg gehen. Narzissa bemühte sich sehr, zu ihrem Sohn zu gelangen, aber Draco blockte sie ab.

Eines Nachmittags, Draco saß an seinem Schreibtisch und starrte gedankenverloren aus dem Fenster, sprengte sein Vater die Zimmertüre, da Draco abgeschlossen hatte.

„Bist du verrückt?! Verschwinde!", schrie Draco ihn an.

„Der dunkle Lord ist auf dem Weg. Ich möchte, dass du in 10 Minuten unten bei der Versammlung bist", sagte Lucius gleichgültig und ging wieder zur Treppe.

„Ich werd da nicht hingehen", zischte Draco, der ihm nachgelaufen war.

„Das werden wir ja dann sehen."

„Wie meinst du das?"

„Nun, eines der Diskussionsthemen wird heute deine kleine Schlammblutfreundin sein."

Obwohl Lucius mit dem Rücken zu Draco stand, wusste er, dass sein Vater hämisch grinste.

„Du lügst", flüsterte Draco trocken.

„Wie du meinst", säuselte Lucius und schritt die Treppe nach unten.

Draco ging zu dem Treffen der Todesser und er kam noch bleicher als vorher wieder in seinem Zimmer an. Was er erfahren hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Harry Potter wurde jetzt mehr denn je gesucht, verfolgt, beobachtet. Jeder Todesser war dazu verpflichtet, ihn zum dunklen Lord zu bringen, falls man es schaffte, ihn zu fassen. Draco wusste ganz genau, wenn sie Harry hatten, dann hatten sie auch Hermine.

~~~

Am Gleis 9 ¾ suchte Draco vergeblich nach Hermine. Natürlich war sie dieses Jahr nicht mehr da.

Stattdessen sah Draco fröhliche Erstklässler, in deren Augen Vorfreude aufblitzte. Alle verabschiedeten sich lachen von ihren Eltern.

Wenn sie wüssten...

Während er seine Augen durch die Menge schweifen ließ, erblickte er Ginny. Sie stand mit genauso besorgtem Gesicht auf dem Bahnsteig und beobachtet eine kleine Familie. Das Kind war wahrscheinlich auch ein Erstklässler...

Draco wollte sich gerade einen Weg zu ihr bahnen, da schob Neville sie in den Zug. Enttäuscht stieg auch Draco in den Express, da kam schon Pansy angewuselt. Sie war nicht von der Schule geflogen. Draco konnte es sich nicht erklären, er schob es darauf, dass Dumbledore ein zu gutes Herz hatte. Ihre Strafe war lediglich ein paar Wochen Nachsitzen gewesen. Ignorierend schob er sie mit dem linken Arm zur Seite und schlüpfte zu Blaise in ein Abteil. Pansy versuchte die ganze Zeit mit ihm zu reden, aber er beachtete sie nicht. Das sie ihn an seinen Vater verraten hatte, hätte er ihr womöglich noch verziehen, aber dass sie Hermine fast umgebracht hätte, das würde Draco ihr nie vergessen.

Irgendwann, es dämmerte bereits, gab sie es auf und sah beleidigt aus dem Fenster. Zum Glück ließ sie Draco auch bei den Kutschen in Ruhe, sodass er sich entspannt zu Blaise, Crabbe und Goyle setzten konnte.

In der großen Halle suchte er den Gryffindortisch nach Hermine ab. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm wieder einfiel, dass sie nicht da war. Wie dumm von ihm...

Draco musste feststellen, dass Snape wirklich Schulleiter war und zu seinem größten Entsetzen waren die Carrow-Geschwister nun Professoren für Muggelkunde und Verteidigung gegen die dunklen Künste. Je mehr neue Regeln und Gesetzte vorgelesen wurden, kam Draco der Gedanke, dass Hermines Abwesenheit sogar ganz gut war. Snapes Posten würde den Slytherins gewisse Vorteile verschaffen, aber auf keinen Fall, würde es den Gryffindors das Jahr erleichtern.

Trotzig stocherte Draco in seinem Essen herum. Es lachte niemand, es redete fast niemand, es war einfach ganz anders als die Jahre zuvor.

Draco war froh, als er endlich die große Halle verlassen konnte. Samt Umhang schmiss er sich auf sein Bett und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Am nächsten Morgen fing Draco Ginny nach dem Frühstück ab und sie liefen zu dem kleinen Klassenzimmer.

„Weist du irgendetwas über sie?" In seiner Stimme lag Hoffnung, Ginnys Bruder war immerhin auch nicht mehr da, sie musste etwas wissen.

„Keinen Ton haben sie gesagt. Sie waren einfach weg... Ich weiß gar nichts." In Ginnys Stimme schwang Wut mit, Draco glaubte ihr natürlich.

„Wieso bist du nicht sauer auf mich?"

„Draco ich finds nicht gut was du da gemacht hast aber Hermine hats mir erklärt... Fast jeder hätte in deiner Situation so gehandelt."

Erleichtert nickte Draco. „Sag mir bitte, wenn du irgendetwas über sie weist!"

„Mach ich. Du mir aber auch."

„Hmm ja klar."

„Ich muss los. Wir sehn uns Draco!" Mit diesen Worten lief Ginny den Gang entlang und bog um die nächste Ecke.

„Pass auf dich auf", flüsterte Draco ihr hinterher, was sie natürlich nicht mehr hörte. Aber Draco meinte es ehrlich. Er mochte Ginny, sie war eine treue Freundin. Er war froh, dass sie Hermines beste Freundin war. Aber sie war eine Gryffindor, es würde schwer werden für sie, das wusste er.

~~~

Die Tage wurden Wochen und die Wochen wurden Monate. Jeden Abend suchte Draco Ginnys Augen, nur um sie mit einem fragenden Blick anzusehen. Und seit Monaten schüttelte Ginny den Kopf. Nicht ein einziges Mal hatte sie genickt oder ihm zu verstehen gegeben, dass sie Neuigkeiten hatte. Dracos Verzweiflung wuchs mit jedem Abend, wenn Ginny ihn traurig ansah. Er klammerte sich an den Tagespropheten, dort stand noch nichts, von einer Festnahme von Harry Potter.

Der einzige Hoffnungsschimmer in dieser Hölle.

Love Between Enemies (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt