Kurz vor Mitternacht
Hermine hatte bis gerade mit den anderen Zauberschach gespielt. So viel Spaß hatte sie schon lange nicht mehr, sie war schon glücklich wenn sie nur an das Treffen dachte und dann noch das Herumalbern, sowas hatte Hermine vermisst. Jetzt schnappte sie sich schnell den Umhang und schlich so leise sie konnte aus ihrem Schlafsaal, um die anderen nicht zu wecken.
„Aha.“ Hermine fuhr herum, blickte aber nur in das schmunzelnde Gesicht von Ginny.
„Du erschreckst mich die ganze Zeit. Macht dir das Spaß?“ Hermine fing an zu lachen.
„Das ist mein Lieblingshobby, das weist du doch“, kicherte auch Ginny, fügte dann aber nur noch lächelnd hinzu „Viel Spaß“ und verschwand mit einem zwinkern in ihrem Schlafsaal.
Hermine schmiss sich den Tarnumhang ganz über und machte sich auf den Weg zum Raum der Wünsche. Dort saß er auf dem Fensterbrett und starrte in die Dunkelheit.
„Hallo“, flüsterte Hermine und er zuckte zusammen. Und genau wie bei den letzten Malen auch, musste Hermine lachen.
„Du wirst nie damit aufhören oder?“ Sein Lachen drang durch die Dunkelheit und wärmte Hermine das Herz.
„Niemals“, kicherte sie immernoch. Draco sprang elegant vom Fensterbett und kam auf sie zu. Er fuchtelte ein bisschen in der Luft herum bis er Hermine mit der Hand fand und zog ihr dann den Tarnumhang vom Kopf. Er stand ganz nah bei ihr und beide blickten sich einander tief in die Augen.
„Hermine?“
„Ja?“
„Lass mich nie wieder so lange allein.“
Sie verlor sich in seinem Blick. Wie konnte sie diese wunderschöne Person mit etwas bösem in Verbindung bringen? Das erschien ihr zu diesem Moment unmöglich.
„Komm“, flüsterte sie, griff nach seiner Hand und führte ihn, statt zum Fenster, direkt vor den Raum der Wünsche. Sie schloss die Augen und ging drei mal hin und her. Dabei dachte Hermine die ganze Zeit an die Wörter 'Ich brauche einen Raum für Draco und mich'. Eine Tür erschien in der Wand und Hermine drückte sie auf. Draco schob sie hinein und machte die Tür hinter sich wieder zu.
Vor den beiden erstreckte sich das perfekte Ebenbild des schwarzen See's an einem Sommertag. Hermine zeigte auf den Baum, an dem sie letztes mal gesessen hatten. Sie legte sich auf den weichen Boden und Draco setzte sich im Schneidersitz hinter sie und flocht ihr Gras in die Haare.
„Früher, hab ich dich nicht einmal bemerkt. Ich wusste nicht, dass es dich gibt. Dann sind Crabbe und Goyle auf dich aufmerksam geworden, sie sagten du bist Muggelstämmig. Und da ich so erzogen wurde und Slytherin bin, habe ich dich so herablassend behandelt, wie alle Todesser die Muggelstämmigen behandeln. Ich dachte ich hasse dich, weil mein Vater immer sagte, man kann Schlammblüter nur hassen. Damals war ich noch zu dumm um zu bemerken, dass er Unrecht hat. Und naja, irgendwann bin ich dann auf dich aufmerksam geworden. Ich meine... ich bin anders auf dich aufmerksam geworden. Ich hab bemerkt wie wunderschön du bist. Und so mutig... Der Hut hat dich zu Recht nach Gryffindor gesteckt. Ich sah einfach, dass du besonders bist. Ich mag Potter und Weasley nicht sehr, aber das muss ich ja nicht unbedingt oder?“
Hermine schüttelte leicht den Kopf. Auch wenn es angenehmer wäre, wenn sich alle verstehen würden, sie hatte ihr eigenes Leben und traf ihre eigenen Entscheidungen. Da hatten Harry und Ron nichts zu melden.
„Ich denke so oft an dich... wenn ich dich sehe geht’s mir gleich viel besser“, flüsterte er.
Hermine hatte aufmerksam zugehört und war sehr überrascht. Wenn jemand vor einem Jahr behauptet hätte, Draco Malfoy kann nett und einfühlsam sein, sie hätte lachend den Kopf geschüttelt und sich ihren Teil darüber gedacht. Aber jetzt sah das alles ganz anders aus.
Sie war glücklich...
Hermine wäre am liebsten für immer still im Gras liegen geblieben und hätte seine Nähe genossen. Aber eine Frage brannte ihr noch auf dem Herzen. „Der Zug... Was war das im Zug“, schniefte sie.
„Wenn jemand herausfinden würde, dass ich in eine Muggelstämmige verliebt bin, dann werde ich wahrscheinlich umgebracht... Genau wie meine Familie.“
Bei dem Wort 'verliebt' kribbelte es in Hermines Bauch, aber der Rest des Satzes ließ sie erstarren. Ruckartig setzte sie sich auf und sah ihm in die Augen. „Das ist schrecklich! Das meinst du doch nicht Ernst?“ Sie blickte Draco in die Augen und sah, dass er die Wahrheit gesagt hatte und dass er nicht vorhatte, sie anzulügen. Und bevor Draco etwas sagen konnte, brach Hermine in Tränen aus.
Er schlang seine Arme um sie und zog sie an sich. „Beruhig dich“, flüsterte er in ihre Haare. Aber Hermine drückte sich nur noch fester an seine Brust und ließ sich von ihm leicht hin und herwiegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit drückte sie sich von ihm weg und starrte ihn an. Etwas entschlossenes lag in ihrem Blick. „Ich muss gehen. Es... es tut mir Leid.“
Und bevor Draco überhaupt verstand was los war oder sie aufhalten konnte, war sie draußen verschwunden.
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Am nächsten morgen, es war Samstag, erzählte sie Ginny alles.
„Wenn es so weiter geht und wir uns weiterhin treffen, dann bekommt es irgendjemand raus und dann wird er umgebracht! Ginny, ich will nicht daran Schuld sein, dass unschuldige Menschen sterben.“
„Das versteh ich ja, aber dann kannst du nicht einfach wegrennen, sondern musst ihm das sagen. Wer weis, was er sich jetzt wieder für Gedanken macht. Wahrscheinlich liegt er bald in einem Krankenbett und muss mit Beruhigungstrank zugeschüttet werden. Hast du ihn dir mal angesehen? Er sieht schrecklich aus, ich wette er schläft gar nicht mehr“, zeterte Ginny los.
Und sie hatte nicht einmal so Unrecht mit der Vermutung, dass Draco bald im Krankenflügel liegen würde.
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Love Between Enemies (Dramione)
FanfictionAus Feinden werden Freunde und aus Hass wird langsam Liebe. Ein neues Schuljahr in Hogwarts beginnt. Doch bevor Hermine, Harry und Ron sich auf den Weg machen können, gibt es viel Stress bei den Weasleys. Außerdem gerät Hermine ungewollt in das rei...