Das kalte Metall trieb mir Gänsehaut über den Rücken.
"Hör mir gut zu, Kleine", flüsterte der Werwolf und packte meinen Arm. "Du wirst deinen Kollegen jetzt sagen, dass du eine Pause brauchst und nach draußen gehen."
Ich nickte kaum merklich und spürte, wie der Mann das Messer in meinen Nacken schob und unter meinen Haaren versteckte.
"Keine Spielchen", warnte er noch und drückte mich aus der Tür."Ich mache eine kurze Pause."
Meine Stimme klang unsicher, doch der Pfleger auf dem Flur sah kaum von seinen Zetteln auf."In Ordnung, Thomas soll dein Zimmer übernehmen", murmelte er nur und winkte einen rundlichen Jungen heran.
Auch der nickte mir nur zu.
Alle schienen den Mann hinter mir für einen harmlosen Patienten zu halten.Meine Hoffnung schwand.
Niemand hier würde meine Enführung bemerken.Der Werwolf hinter mir schnalzte und ich trat aus der Hütte.
Grahams Auto parkte vor dem Haus."Jule, meine Hübsche."
Seine Mundwinkel hoben sich für einen Moment und ich meinte, den Wahnsinn in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Graham hatte sich verändert.Ich zuckte zusammen, was den den Mann hinter mir dazu brachte, mich fester zu packen.
Graham begann zu knurren."Entschuldigung", stieß sein Gehilfe hervor und löste seinen Griff.
Ich hörte die Angst in seiner Stimme.
Graham schien ein grausamer Anführer zu sein.Wenigstens hatte ich jetzt mehr Bewegungsfreiheit.
Obwohl ich keine Hoffnung auf eine Flucht hatte, trat ich einen Schritt von ihm weg.
Seine Berührungen ekelten mich an und ich wollte die Situation wieder überblicken können.Grahams Helfer hatte seinen blutigen Ärmel nach oben gestreift und makellose Haut entblößt.
Alles war nur Show gewesen.
Ein langgeplantes Katz- und Mausspiel.
Und ich war darauf hereingefallen."Setzt dich sofort ins Auto."
Ich zögerte und prüfte meine Möglichkeiten. Mein Blick glitt über Grahams zum Zerreißen gespannten Muskeln.
Hatte ich noch eine Chance zu entkommen?"Jetzt."
Grahams Stimme duldete keinen Wiederspruch.Schweigend trat ich zum Wagen und setzte mich auf den Beifahrersitzt.
Noch während ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich einen erstickten Schrei, der schließlich zu einem Gurgeln verklang.
Meine Finger verkrampften um den Griff.
Ich wusste, was geschehen war.Die Fahrertür öffnete sich und Graham stieg in den Wagen.
An seinen Fingern klebte Blut."Du hast wohl auch nicht mehr damit gerechnet mich wiederzusehen, oder?
Jetzt, wo du Ivan hast.
Deinen Märchenprinzen."
Grahams Stimme klang spöttisch, doch ich sah blanke Wut in seinem Gesicht stehen.
Seine Augen waren wieder dunkelgelb.Ohne zu antworten lehnte ich mich an das Fenster und beobachtete die Landschaft, versuchte mir den Weg einzuprägen.
Wir fuhren tiefer in den Wald und irgendwann verlor ich vollkommen die Orientierung.
Es war dunkel geworden, wir waren fast einen gamzen Tag lang gefahren.Die Stille zwischen uns machte mir Angst.
Ich wusste nicht was Graham mit mir vorhatte oder wohin wir fuhren.
Vielleicht wollte er mich wirklich töten.Irgendwann bog er den Weg zu einem kleinem Häuschen ein und der Wagen stoppte abrupt.
"Steig aus." Seine Stimme war frostig.
Graham griff nach meiner Hand und zog mich in das Innere der Hütte.Mein Blick fiel sofort auf die Hirschgeweihe und Tierpräperate, die langsam Staub ansetzten. Es schien wohl eine Jagdhütte zu sein, die schon seit längerer Zeit nicht genutzt wurde.
Früher hatte mein Vater gejagt und ich hatte viel Zeit mit ihm auf seiner Hütte verbracht.
Er hatte die Jagd immer den kanadischen Volksport genannt.
Vermutlich wäre Graham für ihn der perfekte Schwiegersohn."Fühl dich wie zuhause", ein schmales Lächeln huschte über Grahams Gesicht, als er fortfuhr, "Nun, eigentlich ist das dein Zuhause. Es ist zwar an meiner äußeren Reviergrenze, aber eigentlich gehört das alles mir. Uns beiden."
Innerlich wollte ich einen Schritt zurückgehen, doch mein Körper genoss Grahams Anwesenheit.
"Wir werden hier abwarten, bis die Kämpfe vorbei sind und dann werde ich dich dem Rudel als rechtmäßige Königin vorstellen", erklärte er.
"Graham", flüsterte ich. "Bitte, wir müssen das nicht tun. Diese Verbindung muss doch irgendwie zu brechen sein."
Tränen sammelten sich in meinen Augen, aber ich fühlte Kampfgeist in mir aufsteigen.
Ich würde Graham nicht als meinen Partner akzeptieren.Ich will das alles nicht."
Stille.Graham trat einen Schritt vor, bis ich schließlich seinen Atem in meinem Gesicht fühlen konnte.
Sein Blick wurde sanft und er fuhr mit der Hand über meine Schulter.
Schweigend erduldete ich seine Berührungen und die vertraute Wärme, die meinen Körper durchfloss.Plötzlich schloss Graham die Augen und zog seine Hand zurück.
Er schien nachzudenken."Du weißt doch überhaupt nicht wie das ist."
Der Satz verklang zwischen uns, als hätte Graham ihn nie aussprechen wollen.Ich konnte das Leid in seiner Stimme fühlen, den unbeschreiblichen Schmerz und den Wahnsinn.
Meine Lunge schien ihre Arbeit plötzlich einzustellen, als ich verstand, was er meinte.Ich hatte Graham zerstört.
Er war zerbrochen.
Der mächtige Alpha sah aus wie ein kleiner Junge, der alles verloren hatte.
Vielleicht hatte er das ja.In einem plötzlichen Anflug von Mitleid hob ich meine Hand um seine Tränen wegzuwischen, doch Graham drehte sich weg und verließ stumm das Haus.
Die Tür krachte, als sie hinter ihm ins Schloss fiel.Meine Knie fühlten sich plötzlich wackelig an und ich ließ mich auf dem alten Ledersofa nieder.
Ich sackte zusammen und starrte auf den Boden. Das dunkle Holz war verdreckt, doch unser Streit hatte Staub aufgewirbelt.Von draußen hörte ich einen unterdrückten Schrei und schließlich das vertraute Knacken.
Es fühlte sich so an, als könnte ich seine Wut spüren. Vielleicht war unsere Verbindung doch stärker, als ich gedacht hatte."Es tut mir so leid, Graham", flüsterte ich und augenblicklich spürte ich neue Tränen über meine Wangen laufen.
Was hatte ich nur angerichtet?Hallo,
ich hab zwei kleine Bitten:1. FEEDBACK! Bitte Feedback. Es mir lieber wenn ihr mich vollkommen nieder macht, als wenn ich fast nur stille Leser habe.
2. Gibt es hier irgendjemanden, der Talent für Klappentexte hat oder mir wenigstens ein paar Tipps geben kann?
Bin einfach noch nicht ganz zufrienden :/Danke.
Ich wünsche euch noch viel Spaß mit der Story :)
Xoxo,
KuchenstreuselP.S.: Welche Kapitellänge bevorzugt ihr eigentlich? Eher so oder länger? Mir kommt es grad etwas kurz vor, aber ich wollte eure Dramakapazität nicht überstrapazieren ;)
Das werden schon die nächsten Kapitel übernehmen...
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Astheneia
WerewolfWas ist wahre Liebe? Jule hat einen Plan vom Leben, doch als Graham plötzlich in ihr Leben tritt, gerät ihre Welt ins Wanken. Und dann trifft sie Ivan wieder. Ivan, der vor zwei Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und dabei Jules Her...