Kapitel 6

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Mit einem leisem Seufzen atmete ich aus und öffnete die Autotür.
Ich würde diesen Abend einfach genießen, hatte ich mir vorgenommen.
Egal was danach war.

"Hey Graham."

Der junge Mann strahlte und drückte mich vorsichtig an sich.
Wieder hüllte mich sein Geruch ein. Ich war sicher dieses Deo noch nie gerochen zu haben.
Es erinnerte mich an den Wald, an Kiefernadeln.

Graham löste seinen Griff und das Kribbeln in meinem Körper ließ nach.
Ein Teil von mir vermisste die Wärme sofort und ich errötete.
Das schien auch Graham zu bemerken, denn er lachte leise auf.
"Wie wäre es heute mit Lasagne?", fragte er und ich war dankbar für den Themenwechsel.

"Klingt super."
Heute war mein Lächeln echt.
Es fühlte sich besser an zu wissen, dass wir nach diesem Date alles hinschmeißen konnten.
Vielleicht wartete ich auch nur darauf, dass alles vorbei war.

Erst als ich das Kies unter dem Auto knirschen hörte, schreckte ich auf und sah zu Graham.
Seine Augen war wieder dunkelbraun und ich musste gestehen, dass ich all die verliebten Mädchen fast schon verstehen konnte.

"Fertig mit starren?", flüsterte er.

Errötet wandt ich den Blick ab und stieg aus dem Wagen.
Als Graham das Haus aufschloss, hörte ich ein Mädchen quietschen.

"Graham!", rief sie und stürmte lachend auf ihn zu.

Vorsichtig kniete er sich zu ihr herunter.
"Und wie war dein Tag?", fragte Graham leise und umarmte sie.

Das kleine Mädchen flüsterte ihm lachend etwas ins Ohr.

"Das ist Leila", erklärte Graham und sie gab mir die Hand.

Ich beugte mich etwas herunter.
"Hallo Leila. Ich bin Jule", meinte ich lächelnd, doch das Kind winkte ab.

"Ich weiß."
Mein Blick huschte zu Graham, der ausweichend zur Tür sah.
Vermutlich war ihm das auch peinlich.
Ein weiterer Junge bog herein und nahm Leila auf die Hand.
"Wir sollten gehen", flüsterte dieser kaum hörbar. Er wirkte eingeschüchtert.

"Wer war das?", fragte ich Graham, als die beiden aus der Tür verschwunden war.

"Ein guter Freund der Familie."
Er hatte seinen Kopf nicht angehoben.

"Sollen wir in die Küche gehen?", fragte der Junge schließlich und ich nickte erleichtert.
Die Stille machte mir Angst.

Unsere Schritte hallten im Haus und ich fühlte mich wie in einem Schloss oder in einer Kirche.
Winzig klein.

Auch die Küche war luxuriös ausgestattet, aber sie wirkte hell und lichtdurchflutet.
Graham öffnete den Schrank und stellte einige Zutaten auf die Arbeitsfläche.

"Hast du schonmal Lasagne gemacht?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Nun", meinte er und stellte das Mehl ab, "dann muss ich es dir wohl zeigen."

Schweigend sah ich ihm zu wie er den Teig zusammenrührte und eine dünne Platte formte.

"Willst du es versuchen?"
Graham lächelte mir zu und trat einen Schritt zurück.
Jetzt hatte ich wohl keine Wahl.
Meine Kochkünste waren bescheiden, doch ich gab mir Mühe. Trotzdem zerriss der Teig.

"Warte", flüsterte Graham plötzlich und ich spürte wie sein Atem gegen meinen Nacken prallen.
Gänsehaut lief mir über den Rücken, aber ich konnte nicht sagen, ob ich das Gefühl mochte.

"Versuch es so", murmelte er und griff an meiner Taille vorbei auf die Arbeitsfläche.
Wieder fühlte es sich an als würden tausende Ameisen über meinen Körper laufen.
Erst als wir uns an die Zubereitung der Sauce machten, trat Graham von mir weg und ich war wieder in der Lage zu atmen.
Er holte etwas Hackfleisch aus dem Kühlschrank.

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