12 - Unglaube

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"Was ist dein Problem?!", rief Harry Ron hinterher, als dieser schon auf dem Weg in Richtung der Jungenschlafsäle war. Auch ich war verwirrt, wieso er sich die ganze Zeit so abweisend verhielt und war froh, dass Harry es nun endlich ansprach.
Ron hielt inne und drehte sich wutentbrannt um, seine Augen zu Schlitzen verengt.

"Was mein Problem ist?", echote es laut durch den Gemeinschaftsraum und nun blickten auch die letzten Köpfe auf, welche zuvor Zauberschach spielten, Hausarbeiten schrieben oder gelesen hatten. Es war eine unangenehme Stille entstanden, welche nur ab und an durch leises tuscheln unterbrochen wurde.

"Du hast mich angelogen! Du hättest mir sagen können, dass du teilnimmst!" Harry blickt Ron verwirrt entgegen und schüttelte langsam den Kopf. "Ron, du irrst dich. Ich habe meinen Namen nicht in den Feuerkelch geworfen.", versuchte er beschwichtigend und in eindringlichem Ton, doch Rons rotes Gesicht nahm höhnische Züge an.

"Ich will keine Lügen mehr hören! Wieder einmal im Mittelpunkt wolltest du stehen und ich hab es satt. Wie hast du eigentlich die Unterschrift deiner Eltern bekommen? Die sind doch tot oder irre ich mich da etwa auch?" Harry entglitten sämtliche Gesichtszüge. Ron hatte eindeutig eine Grenze überschritten. Wie kann er es wagen, vor dem halben Hause Gryffindors Harry als Lügner darzustellen und ihn an seiner verletzlichsten Stelle brechen zu wollen? Erschüttert und voller Wut sprang ich auf und stapfte dem Rotschopf hinterher um ihn stellvertretend für Harry zur Rede zu stellen.

Die verdutzten Blicke meiner Mitschüler ignorierte ich, stattdessen hastete ich die Treppen hoch und mit Schwung öffnete ich die Tür in den Schlafsaal von Ron, Blaise und Seamus, sodass diese mit einem Knall an der Wand anschlug.

"Ronald Weasley, was sollte das?!", entzürnt sah ich ihn an, doch er drehte sich nicht einmal zu mir um. Stattdessen sah er konzentriert aus dem Bogenfenster des Turmes auf den großen schwarzen See, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Ron!", rief ich erneut eindringlich und langsam drehte dieser sich um. Zu meinem überraschen las ich nicht nur Arroganz, sondern auch ein wenig Demut in seinen Zügen, weshalb ich versuchte mich zu kontrollieren und leiser zu sprechen. Es musste ja nicht jeder im Schloss auch noch den Rest des Streites mitbekommen.
"Das ging zu weit Ron und es hat Harry unglaublich verletzt was du gesagt hast."

Ron starrte auf den Boden und eine Pause entstand, in welcher es schien als wäre er tief in Gedanken versunken. Gerade als ich dachte, er würde seinen Fehler einsehen und sich bei Harry entschuldigen, wurde ich jedoch eines besseren belehrt.
"Wie auch immer. Er ist und bleibt ein Lügner und ich möchte nichts mit Lügnern zu tun haben." Mit ernstem Blick drehte er sich wieder zurück und ließ mich erneut ungläubig stehen. Wie konnte er seinem besten Freund vorwerfen zu lügen? Bei Merlin war Harry doch niemand, der den großen Auftritt brauchte oder sich nach Aufmerksamkeit sehnte.

Und ich war mir sicher, dass Ron das tief im Inneren auch wusste. Harry war einer der bescheidensten Menschen die ich kenne und auch aus diesem Grund mein bester Freund. Bis vor kurzem dachte ich, dass ich auch Ron dazu zählen konnte, doch nun war ich mir nicht mehr so sicher. Da ich wusste, dass es wenig Sinn hatte, weiter mit Ron zu diskutieren, sprach ich nur noch das aus, was ich dachte und wo ich das starke Drängen verspürte, es auch loszuwerden.

"Hör zu Ron. Du weißt genau so gut wie ich, dass es Wahnsinn ist, seinen Namen in den Kelch zu werfen und Harry keinen Grund hätte derartiges hinter unserem Rücken zu tun. Das Turnier ist gemeingefährlich und ich hoffe stark, dass nur die Sorge für Harry aus deinen verletzenden Worten spricht, denn ich dachte wirklich, ich würde dich so gut kennen, als dass ich wüsste du würdest soetwas nie ernst meinen.
Falls das doch der Fall ist weiß ich nämlich nicht, ob ich mit so jemandem befreundet seien möchte.

Enttäuscht, dass ich selbst darauf keine Antwort seinerseits vernehmen konnte, ging ich leisen Schrittes die Treppen zum Gemeinschaftsraum wieder hinunter und erblickt Harry noch immer still und in seinen Gedanken versunken auf dem Sofa vor dem Kamin sitzen. Kurzerhand entschloss ich mich dazu, mit Harry draußen ein wenig Luft zu schnappen um etwas runterzukommen und durchzuatmen. Glücklicherweise brauchte ich dazu wenig Überzeugungskünste, da Harry sofort dankend zustimmte.

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt