49 - ein Slytherin in Not

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Die weiten Wiesen und Wälder Hogwarts lagen verlassen da und der Sonnenuntergang tauchte die Landschaft in die verschiedensten Farben. Nahezu malerisch bot sich mir ein Bild dar, welches immer dunkler wurde, da die Sonne langsam aber sicher hinter den Hügeln verschwand und vom strahlend weißen Vollmond abgelöst wurde, welcher genau über dem Astronomieturm erkennbar wurde.

Zielsicher schritt ich die kühlen Treppen nach oben und lehnte mich ab und zu an das kühle Geländer um die frische Nachtluft einzuatmen und die Stille zu genießen, wie es sie nur hier in Hogwarts gab.

Es war nicht vergleichbar mit den Nächten in London, wo in den Abendstunden die Pubs eröffneten und die Menschenmassen betrunken von einer Bar zur nächsten taumelten und dabei grölend die Straßen beschallten.

Ich hatte zwar Glück, dass das Haus meiner Eltern etwas abgelegener war, doch trotzdem konnte ich nachts bei geöffnetem Fenster oft die Clubmusik vernehmen, zu welcher bis in die Morgenstunden getanzt wurde.

Plötzlich zuckte ich unweigerlich zusammen, als ich ein Geräusch von über mir wahrnahm. Es klang wie ein röcheln und ließ mir einen Schauer den Rücken herunter laufen. Ich konnte nicht ganz deuten, woher das Geräusch kommen sollte und von wem oder was, weshalb ich zaghaft und vorsichtig die letzten Stufen auf die Plattform des Astronomieturmes nahm.

Bei der Szenerie welche sich mir nun dabot, blieb mir augenblicklich die Luft weg und ich keuchte erschrocken auf. Der ganze Steinboden war blutüberströmt und nahezu an der gleichen Stelle, wo ich noch vor wenigen Wochen völlig zusammengebrochen gekauert hatte lag er. Draco Malfoy.

Ich stolperte auf ihn zu und wusste nicht was ich tun sollte. Panisch nahm ich sein Gesicht in meine Hände und vergaß in diesem Moment völlig, wie sehr ich ihn verabscheute. Er sah so hilflos aus, wie er in seinem weißen Hemd auf dem Rücken lag und eben dieses an kaum einer Stelle noch die urspüngliche Farbe hatte. Es tropfte scharlachrote Flüssigkeit aus mehreren Stellen seines Körpers und tränkte das Hemd , sowie die Fläche unter ihm. Ein einziger Mensch konnte unmöglich so viel Blut verloren haben und noch immer am Leben sein.

Mein Herz schien bei diesem Gedanken auszusetzen und ich hörte nur noch das Blut in meinen Ohren rauschen. Sofort versuchte ich seinen Puls zu ertasten und legte zwei Finger an seine Halsschlagader. Es brauchte Sekunden, welche sich wie Stunden anfühlten, in denen ich aufgrund des Zitterns meiner Hände keinen Herzschlag ausmachen konnte und mein Atem wurde hektischer. Er konnte doch nicht... ?

Plötzlich spürte ich es. Ein Puls. Er war wahnsinnig schwach aber vorhanden. Manisch schüttelte ich immer wieder den Kopf und versuchte mich auf all das Wissen meines Praktikums bei Poppy zu berufen. Doch es würde nicht mehr von Nützen sein, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen. Dafür hatte er schon zu viel Blut verloren. Ich nahm meinen Zauberstab und schickte in Sekunden rote Funken in die Luft, in der Hoffnung, jemand würde sie entdecken und Hilfe holen. Ich klammerte mich wie ein Ertrinkender an eben diese Hoffung, da ich mir alles andere weder ausmalen konnte, noch wollte.

Ein Blick in Malfoys blasses Gesicht, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Er sah so verletzlich aus, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Die weißblonden Haare hingen ihm in Strähnen im Gesicht und wie aus einem Reflex heraus, strich ich eben diese aus seiner Stirn, als sich plötzlich flattern seine Augen öffneten.

Die blutunterlaufenen eisgrauen Augen sahen mir so leblos entgegen und trotzdem spürte ich den Hilfeschrei, welcher sich dahinter verbirgte.

"Es wird alles gut, alles wird wieder gut werden", meine Stimme war brüchig und Tropfen benetzten seine Wangen. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass ich weinte, als sich seine Lider auch schon wieder langsam schlossen und ich panisch wurde.

Ich wusste nicht welche Wunde ich zuerst abdecken sollte und begann zu schreien. Ich schrie um Hilfe, da ich mir selbst nicht mehr zu helfen wusste. Ich konnte den Slytherin nicht sterben lassen, egal wie sehr er mich hasste. Erneut ließ ich rote Funken den Himmel empor steigen , als ich plötzlich spürte, wie sein Puls sich so sehr verlangsamte, bis er schließlich aussetzte.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt, wusste ich was zu tun war, zumindest wovon ich glaubte, das Richtige zu sein.

Ich hielt die Nase des Slytherins zu, öffnete mit der anderen Hand seinen Mund und legte meine Lippen auf seine...

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt