51 - wiederkehrende Erinnerungen

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Als ich wieder aufwachte, war es nachts. Die Sonne war soeben hinter den Hügeln Hogwarts untergegangen zu sein und der Vollmond schien durch die großen Fenster des Krankenflügels und die hellweißen Strahlen wurden von meiner schneeweißen Bettwäsche zurückgeworfen.

Es war so ruhig, dass man eine Stecknadel hätte fallen lassen können und ein offenes Fenster über mir, ließ kalten Wind hinein.
Mir war ein wenig kalt, weshalb ich die Decke fester um mich zog und mit einem Wink mit dem Zauberstab, welcher neben mir auf dem Nachtisch lag, das Fenster schloss.

Plötzlich nahm ich ein Rascheln war, von dem ich zuerst dachte, ich hätte es selbst verursacht. Als sich jedoch gegenüber meines Bettes, der Sichtschutz verschob, zog ich kurz erschrocken die Luft ein.

"Ich bins", kam es mit heiserer Stimme von Malfoy, welcher in Richtung mein Bett zugehumpelt kam und am Fuße diesem stehen blieb.

Sofort war ich aufgestanden und wollte auf ihn zugehen, als mir schwarz vor Augen wurde und er wie aus Reflex meine Hand ergriff, um mich auf den Beinen zu halten. Unangenehm berührt sah ich zwischen unseren Händen und seinen Augen hin und her und als hätte er sich verbrannt, ließ er meine Hand los und wich einen Schritt nach hinten.

"Wie geht es dir?", fragte ich nervös und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Der Slytherin zögerte mit seiner Antwort und überrascht stellte ich fest, dass er keine Krankenkleidung mehr trug, sondern die schwarze Hose der Schuluniform und ein weißes, leicht aufgeknöpftes Hemd. Er ließ sich wohl selbst entlassen. Seine Eitelkeit war unverkennbar.

"Besser.", war seine Antwort und er vermied es mir dabei in die Augen zu sehen.
"Snape hat mich gerettet, er hat meine Wunden geheilt.", fügte er noch hinzu und ich blickte ihm ungläubig entgegen.

Snape hatte ihn gerettet? Er war sogar zu stolz um sich bei mir zu bedanken. Dafür, dass ich seinen nahezu blutleeren Körper gefunden und ihn wiederbelebt hatte, als er drohte an seinem Blut zu ersticken und zu sterben. Dafür, dass ich Hilfe geholt, mir die Seele aus dem Leib geschrien hatte...

Aber wahrscheinlich erinnerte er sich daran nicht einmal mehr.

"Ich bin gestorben", sagte Malfoy mit fester Stimme und sah mir dabei unverwandt in die Augen, weshalb mir kurz die Luft weg blieb. Das Mondlicht spiegelte sich in seinen eiskalten grauen Augen wieder.

Er wusste also sehr wohl was passiert war und dass ich ihn gerettet hatte. Trotzdessen mich die Neugier umzubringen schien, ließ ich mich nicht darauf ein. Er hasste mich, wieso sollte ich Interesse an jeglichen Vorkomnissen zeigen, welche ihn betrafen. Ich habe sein Leben gerettet um selbst keines auf dem Gewissen zu haben. Mehr nicht.

"Du erinnerst dich.", stellte ich somit nüchtern fest und versuchte seinen Blick zu erwiedern, was mir jedoch nicht gelang, weshalb ich mich zum Fenster wandte.

"Du verstehst nicht...", setzte er eindriglich an und seine Augenbrauen zogen sich in einer leidenden und zugleich nachdenklichen Manier zusammen, was ihm augenblicklich wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit verschaffte.

"Ich erinnere mich an alles. An die dritte Aufgabe, an Voldemort...", mein Herz schien auszusetzen und meine Körperhaltung versteifte sich. Das konnte nicht sein. Voldemort konnte nicht zurück sein. Das durfte nicht sein.

"Was ist Harry zugestoßen?!", rief ich aus Reflex heraus und konnte nicht fassen, dass er sich wirklich an alles erinnern konnte. Das schreckliche Rätsel um die Geschehnisse jener Nacht, welche dafür gesorgt hatten, dass mein Freund für nahezu einem Monat im Koma lag, dass ich mich betrunken und meinen Erzfeind geküsst hatte, dass eben jener angegriffen und blutüberströmt auf dem Astronomieturm zum sterben liegen gelassen wurde.
All das wie und warum sollte nun geklärt sein?

Trotzdessen ich noch nicht wusste, was wirklich geschehen war, spürte ich, wie eine riesige Last von meinen Schultern abfiel und ich mich fühlte, als würde ich schweben können.

"Die Frage sollte eher heißen: Was wird mir noch zustoßen?", Malfoys Blick ging an mir vorbei in Richtung Fenster und seine Miene wirkte ausdruckslos und gleichgültig.

Wie konnte er selbst jetzt noch, nur an sich denken? Nach Wochen in denen es mir unglaublich schlecht ging, ich nichts mehr wissen wollte, als was Harry zugestoßen war, erzählte er es mir nicht? Am liebsten würde ich seine Schultern packen und ihn so lang schütteln, bis er es mir sagte, doch dafür war ich zu stolz. Ich war nicht von ihm abhängig. Er hatte mich und meine Freunde so oft verletzt, meine Beziehung zerstört und trotzdem hatte ich ihn gerettet? Wofür?

Ich rief mich innerlich zur Vernunft und sah Malfoy erzürnt in die eiskalten Augen.
"Warum erzählst du mir das alles?", stellte ich die Frage, welche mir auf der Zunge brannte, seit er sich hat blicken lassen.

"Harry saß die ganze Nacht an deinem Bett."

Ungläubig blickte ich ihn an. Wieso sollte er mir das erzählen? Er hasste Harry, er hasste mich und ebenso unsere Beziehung, welche er erfolgreich zerstört hatte und erzählte mir einen Fakt, dessen Verschwieg und meine dadurch entstehende Unwissenheit ihn so viel hätte bringen können? Hatte er um mir das zu erzählen, das Gespräch gesucht?

Ich verstand ihn nicht, merkte aber trotzdem, wie etwas lange dunkles und kaltes, wieder warm in mir aufloderte. Harry hasste mich nicht mehr, oder machte sich zumindest Sorgen um mich. Ich musste mit ihm reden. Am besten sofort. Vielleicht erinnert er sich nun auch an alles?

Meinen Gedanken Taten folgen zu lassen, ließ ich den Slytherin ohne ein Wort stehen und machte mich mit schnellen Schritten auf den Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum, wo ich hoffte, Harry würde mir nach allem was passiert war eine 2. Chance geben.

Vielleicht war unsere Beziehung doch noch nicht gescheitert. Zumindest nicht gänzlich...

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt