6 - Schmerz und Sturheit

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Voller Motivation verließ ich Dumbledores Büro und malte mir im Kopf bereits aus, wie interessant und fesselnd die Stunden, die ich bei Poppy auf der Krankenstation verbringen würde aussehen würden. Beflügelt von neuer Energie, die durch meine Adern pulsierte, schwebte ich förmlich durch die, mit Fackeln beleuchteten Gänge des Schlosses und warf einen Blick durch die bodentiefen Fenster auf die große Turmuhr, die mir anzeigte, dass der Schultag sich bereits dem Ende zuneigte.

So entschied ich, mich sofort auf den Weg zum Krankenflügel zu machen und Poppy, die sicherlich schon vor lauter Arbeit kaum zur Ruhe kam, zu unterstützen. Angetrieben durch einen Schwall riesiger Aufregung sprang ich die Treppen zur Krankenstation hinauf und eilte durch die schwere dunkle Eichentür, die das Treppenhaus von dem Bettenraum trennte. Bereits von weitem hörte ich ein Wimmern und Stöhnen, welches jedoch mit meinem Eintreten augenblicklich verstummte und scheinbar von einem Kranken kam.

Wie zur Hölle muss ein einzelner Mensch leiden, um solch qualvollen Laute auszustoßen? Diese Frage hätte ich gleich am Liebsten wieder verworfen, als ich sah, von wem das Gestöhne kam. Schweißgebadet und sich windend sah ich in einem der wenigen belegten Betten einen Blondschopf, der mich trotz seiner scheinbar unausstehlich schrecklichen Schmerzen aus müden Augen anfunkelte.

Fast hätte ich so etwas wie Mitleid für ihn empfunden, doch ich kniff mich innerlich, riss mich zusammen und lief an dem weißen Bett vorbei, um die besorgt dreinblickende Poppy zu begrüßen. Kaum hatte sie mich entdeckt, wich ihr gestresster Gesichtsausdruck einem seichten und freundlichen Lächeln und ich vernahm ihre liebevolle Stimme  von weitem.

Ein freudiges „Miss Granger, Liebes. Wie schön, Sie hier zu sehen.“ drang an mein Ohr und kurz darauf folgte bereits ein eliges „Kommen Sie, es gibt viel zu tun.“, welches von einem Blick in Malfoys Richtung begleitet wurde. Kaum hatte ich es mich versehen, drückte Poppy mir einen Kittel und eine braun getönte Flasche tiefroter und äußerst ekelhaft riechender Flüssigkeit in die Hand und wies mich an, Malfoy zu versorgen. Ich hätte mir weiß Gott tausend andere Patienten gewünscht, um die ich mich lieber gekümmert hätte als um den eingebildeten Eisprinzen. Doch wie er da so hilflos und kämpfend in seinem Bett lag, glaubte ich, er hatte die Medizin definitiv nötiger als sonst irgendjemand.

Widerwillig widmete ich mich meiner ersten Aufgabe im Krankenflügel und setzte mich auf die dünne Bettkante des Bettes, in dem sich der leidende Slytherin auf die andere Seite um- und somit von mir wegdrehte. Sofort war mir klar, dass er dies nur tat, um seinen Stolz zu bewahren und mir nicht in die Augen schauen zu müssen, während er vermutlich innerlich Höllenschmerzen erlitt und seine Gehirnerschütterung ihn sämtliche Kräfte kostete. Langsam öffnete ich die Medizinflasche und goss einen großen Schluck in den Becher, der neben ein paar Büchern, einem noch vollen Teller und einer peinlichen Karte mit Besserungswünschen von Pansy auf dem Nachttisch stand.

Ich tippte Malfoy widerwillig auf die Schulter und als er sich  umdrehte, hielt ich ihm den vollen Becher mit Flüssigkeit entgegen. Verachtend musterte er mich und stieß mit rauer Stimme hervor: „Von einem wertlosen Schlammblut wie dir nehme ich sicherlich keinen Trank entgegen.“. Ich schnaubte verächtlich und versuchte erneut, ihm den Becher aufzuzwingen – wieder ohne Erfolg.

Nachdem ich bereits seit 10 Minuten versucht hatte, dem übertrieben stolzen Malfoy seine Medizin zu verabreichen, entschied ich mich, es auf die harte Tour zu versuchen und holte eine dicke Spritze aus meinem Kittel, die ich mit der zähe Flüssigkeit füllte und dem kranken Slytherin schnell in die Schulter rammte. Ein heulender Schmerzensschrei folgte, welcher vermutlich im ganzen Schloss zu hören war.

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt