80 - Demütigung oder Verständnis?

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Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, was ich überhaupt tun sollte in diesem Moment. Warum brachte Lavender mich in so eine Situation? Absichtlich und vor Harry und allen Anderen.

Ich hasste es in der Öffentlichkeit zu küssen und sie wusste das. Und noch viel mehr hasste ich es andere absichtlich zu verletzen.
Fassungslos starrte ich sie an und erntete nur ein verschwörerisches Schmunzeln. Sie dachte doch nicht allen Ernstes, dass es unserer nicht vorhandenen Beziehung etwas bringen würde, uns zu küssen oder ? Vor allen.

Bei den Gedanken an Küssen wurde mir augenblicklich schlecht. Ich hatte heut schon... nein ich wurde heute schon geküsst und zwar lang, ausgiebig und absolut gegen meinen Willen. Meine Lippen waren noch immer leicht angeschwollen und allein bei dem Gedanken daran, wie er mich gegen die Wand gepresst, meine Brüste berührt und meine Shorts geöffnet hatte überkam mich eine gewisse Panik.

Entgeistert sah ich Draco an und er schien meinen Blick aufzufangen und richtig zu deuten, da er mir kaum merklich zu nickte und mich somit ein wenig entspannte. Meine Hände hatte ich jedoch trotz alledem zu Fäußten geballt, sodass meine Fingernägel kleine Halbmonde auf meinem Ballen hinterließen.

Wenn ich ablehnen würde, wäre ich de verklemmte Hermione Granger, die nur hinter ihren Büchern hockt und nie mal wirklich Spaß haben würde. -Das war zumindest, was Ron einmal unüberlegt in einem Streit zu mir sagte, woran ich aber bis heute denken musste. Viele müssten mich so sehen und ganz unrecht haben sie auch nicht.

"Kneifst du etwa?!", rief Dean und ich wusste, er meinte es nicht böse und trotzdem verletzte mich der wissende Unterton in dieser Frage. Der Fakt, dass es mir niemand zutrauen würde.

Dracos Blick konnte ich nun nicht mehr eindeutig lesen, er wirkte nachdenklich und in seinen grauen Augen schien ein Sturm zu wüten. Gerade als ich auf die Knie ging, um den halben Meter Abstand zwischen uns zu verkleinern, immernoch die Hände zu Fäusten geballt -ich wollte eigentlich niemanden mehr küssen, nicht nach allem was heute passiert war- stand er ruckartig auf.

"Pff. Ich lasse mich mit Sicherheit von keinem Schlammblut küssen.", waren seine Worte und sie stachen mir bis ins Herz.
War das das, was er über mich dachte? Nicht nur, dass ich gerade an meinem Geburtstag zum zweiten Mal gedehmütigt wurde. Aber auch noch von Draco, welcher mir bis eben noch das Gefühl gab besonders, ihm irgendwie wichtig, zu sein?

Dass es im Gemeinschaftsraum nun absolut still geworden war, machte es nur noch schlimmer und das Einzige was man hörte war das Zuschlagen des Portraits, als Draco den Gemeinschaftsraum der Gryffindors verließ.

Ohne mich im Kreis umzublicken, steuerte ich auf den Mädchenschlafsaal zu und ignorierte jegliche Rufe von Ginny und Lavender, welche jeweils 2 Stufen nahmen um mir hinter her hasten zu können. Doch ich wollte jetzt mit niemandem reden. Ich wollte allein sein.

Mit Schwung öffnete ich die Tür zu unserem Schlaafsaal, welche an der Steinwand dahinter hart anschlug und ließ mich bäuchlings auf mein Himmelbett fallen. Wie konnte ein Mensch in einem Moment so liebevoll und sanft und im nächsten so ein absoluter Arsch sein. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über meine Wange und ich wischte sie achtlos weg. Ich dachte aufgrund der Stille schon, dass meine Zimmergenossinnen wieder zurück zur "Party" gegangen waren als ich geschocktes Ausatmen vernehmen konnte.

"Bei Merlins Bart, Hermione! Was ist mit deinen Handgelenken passiert?!", rief Ginny und ich setzte mich auf um mir anzusehen, was sie damit meinen könnte. Mein Kopfschmerz wuchs stetig und entwickelte sich zu einer Art Pochen.
Als wäre ich eine überaus zerbrechliche, weil sehr alte und seltene- Teetasse, nahm Lavender so vorsichtig meine Hand, dass ich ihre Finger kaum unter meinen spürte und schob die Strickjackenärmel der Jacke hoch, welche ich mir vorhin aufgrund der Kälte und dem Fakt, dass ich nicht mit Malfoys Jacket zurück zur Party gehen wollte, aus meinem Schrank geholt hatte.

Erschrocken atmeten beide ein und nun sah auch ich, was sie meinten. Meine Handgelenke waren blutunterlaufen, leicht angeschwollen und übersäht von blauen Flecken, welche ich klar als Handabdruck identifizieren konnte- aber nur weil ich es wusste.

Mir war klar, dass ich eben dies nicht unkommentiert lassen konnte, fühlte mich aber grad nicht im Stande darüber zu sprechen, weshalb ich den Beiden meine Hände entzog und mich auf dem Weg zu dem Platz machte, wo ich mich wahnsinnig hinsehnte.

In die Dusche um mir den Schmutz des heutigen Abends -den Schmutz von Coles Berührungen- endlich vom Körper waschen zu können.

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt