11 - vier Champions?

401 17 2
                                    

Draco Malfoy- niemals hätte ich gedacht, dass der Feuerkelch tatsächlich seinen Namen ausspucken und ihn somit zum Teilnehmer des bedeutenden Magierturniers nominieren würde. Zwar war er ein hervorragender Zauberer, der, wie ich es nur ungern zugab, meinen schulischen Leistungen wirklich Konkurrenz machte, aber immerhin war er Malfoy - fies, eindeutig der dunklen Seite zugewandt und unglaublich albern und nervig.

Vermutlich würde er im Wettkampf sein Leben eher aufgrund seiner Albernheit und Angeberei riskieren anstatt wegen seiner Fähigkeiten im Zaubern - denn die waren bei Merlins Bart nicht schlecht.
Hoch erhobenen Hauptes sah ich den Blondschopf nach vorne schreiten und grinsend Dumbledores rechte Hand schütteln, während aus den Reihen der Slytherins ein so lautes Jubeln zu vernehmen war, dass ich mir am liebsten die Ohrenschützer aus Professor Sprouts Unterricht ausgeliehen hätte.

Während Malfoy sich nun schon zum vierten Mal mit erhobenen Händen und unter tosendem Beifall im Kreis gedreht hatte, als hätte er gerade einen Trank zum Aufwecken von Toten entdeckt, tauschten Harry, Ron und ich genervte aber belustigte Blicke aus. Vermutlich hofften wir alle drei innerlich, dass das Turnier Malfoy vielleicht für immer aus dem Weg schaffen würde, auch wenn dieser Gedanke natürlich keinesfalls fein oder vorbildlich war...

In meinem tiefsten Inneren war ich aber einfach nur erleichtert darüber, dass Harry oder Ron nicht doch aus irgendeinem Grund zu Champions erkoren worden. Nicht auszudenken, welche Ängste ich durchstehen müsste, würde einer der beiden Teil dieses lebensgefährlichen Dramas werden.
Nachdem Malfoy seinen Sieg genossen und sich ausreichend hatte feiern lassen, verließ er endlich die große Halle und verschwand eifrigen Schrittes hinter der Holztür, die die Halle von dem Raum trennte, in dem die Champions gerade vermutlich voller Enthusiasmus für Fotos posierten und damit begannen, der gesamten Zaubererwelt zu offenbaren wie wundervoll und perfekt sie waren.

„Hermione, willst du etwas vom Pudding?" riss mich Ginnys Stimme aus meinen Gedanken und ich nickte abwesend, während ich begann, mir ein Glas Kürbissaft einzugießen und es langsam an die Lippen zu setzen. Harry und Ron waren bereits seit Minuten in ein, für sie scheinbar interessantes Gespräch über die verschiedenen Geschmacksrichtungen ihres Nachtisches vertieft - Himmel wie konnten die beiden eigentlich schon mit dem Hauptgang fertig sein? Ohne diesen Gedanken weiter zu vertiefen, löffelte ich meine Pastete und dachte dabei an die Auswahl der Champions zurück, während mein Blick unbewusst zum Feuerkelch schweifte, der immer noch majestätisch auf seinem Sockel in der Großen Halle stand. Doch irgendetwas an ihm schien anders als vorher und ich kniff meine Augen zusammen, um ihn besser erkennen zu können.

Verwundert stellte ich fest, dass er ein leises Rauschen von sich gab und rote Funken zu fliegen begannen. Kaum hatte ich dies bemerkt, richtete sich auch Dumbledore auf und ging langsamen und bedächtigen Schrittes auf den Kelch zu, der nun in intensiven Rottönen leuchtete und kräftige Funken spie. Mittlerweile hatten auch andere Schüler die Blicke von ihrem Pudding oder ihren Pasteten abgewandt, um herauszufinden, von wo das Zischen herkam. Während ich immer noch versuchte, zu ergründen, weshalb der Feuerkelch nach der Auswahl der Champions noch loderte, spürte ich Harrys intensiven Blick auf meinem Rücken und blickte, als ich mich umdrehte in tiefgrün funkelnde und besorgt dreinblickende Augen. Sanft erwiderte ich den Blick meines Freundes, der mir daraufhin mit einem beruhigendem Augenzwinkern zu verstehen gab, dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Doch innerlich war mir bereits bewusst, dass der flammende Feuerkelch nichts Gutes zu verheißen hatte.

Ein plötzlicher Zischlaut unterbrach meinen Gedankenzug und während ich mich zum Kelch drehte, sah ich aus dem Augenwinkel ein Stück Pergament in Dumbledores Hand fliegen. Eigentlich war mir dieses Prozedere ja nun schon bekannt, doch dieser kleine brennende und zart gekringelte Zettel ließ meine Alarmglocken läuten. Immerhin waren bereits alle drei Champions des Trimagischen Turniers ausgewählt und die Aufgabe des Kelches somit erfüllt. Warum um alles in der Welt spuckte dieses Ding jetzt noch ein Pergamentstück aus?

Geschickt entfaltete der Schulleiter das Papier und seine Miene wechselte von Neugier zu purer Bedenklichkeit, während er seinen Blick wild suchend durch die Reihen schweifen ließ und schließlich erst leise und unsicher und dann mit lauter und fester Stimme den Namen „Harry Potter" verkündete. Mein Herz machte einen kurzen Aussetzer und panisch drehte ich mich zu Harry um, dem ebenfalls der Schock ins Gesicht geschrieben stand. Ich brauchte eine Weile, um mich zu fassen und die aufkommende Übelkeit in meinem Magen zu ignorieren, die ganz sicher nicht von der Pastete stammte und nickte Harry auffordernd und ermutigend zu, sich nach vorne zu begeben. Widerwillig stand er auf und lief mit gebeugtem Kopf zu Dumbledore, der ihn voller Sorge anwies, ebenfalls den Raum der Champions zu betreten. Ernsthaft? Verschwand jetzt auch noch Harry einfach hinter dieser Tür, ohne, dass ich ihn begleiten konnte oder ihn, was noch viel wichtiger war, mit Nachdruck fragen konnte, ob er seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte?
Besorgt verließen Ron und ich die große Halle und ignorierten das Tuscheln und Flüstern auf den Gängen, als Dumbledore anwies jeder solle sich in seinen Gemeinschaftsraum begeben.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, die ich mit einem missmutigen und schlecht gelauntem Ron im Gryffindor-Gemeinschaftsraum saß und auf Harry wartete, der am späten Abend endlich durch die Portraittür kam. Sobald ich seinen braunen Haarschopf in der Tür entdeckte, rannte ich los und schloss ihn seufzend in die Arme, während Ron, verächtlich dreinblickend, keine Anstalten machte, sich vom roten Samtsofa zu erheben.

Ich überschüttete den müde wirkenden Harry mit Fragen, was in den letzten Stunden alles passiert war und er begann von Dumbledore zu erzählen, der ihn eindringlich gefragt hatte, ob er seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte. Auf meinen fragenden Blick schüttelte Harry den Kopf und betonte, dass er überhaupt nicht geplant hatte, an dem Turnier teilzunehmen und das auch immer noch nicht wollte. Als ich ihn fragte, wie es nun weitergehen sollte, sprach er mit fester Stimme: „Hermione, ich kann nicht anders. Der Kelch hat mich ausgewählt und Dumbledore besteht darauf, dass ich, trotz seiner Besorgnis teilnehmen muss. Man geht mit diesem Kelch einen Vertrag ein und diesen darf man um keinen Umständen hinterfragen. Ich bin nun der 4. Champion."

Ich schluckte, Tränen der Besorgnis sammelten sich in meinen Augenwinkeln und ich versuchte, sie wegzuzwinkern, als ich mich zu Ron umwandte, der die ganze Zeit über kein Wort von sich gegeben hatte, Harry anfunkelte und schließlich wütend stampfend den Gemeinschaftsraum verließ.

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt