32 - die dritte Aufgabe

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Meine Augen schmerzten vom vielen Ausschau halten nach Harry oder irgendeiner Spur der Champions, die bereits seit einer gefühlten Ewigkeit hinter den Mauern des Labyrinths verschwunden waren. Zwar sorgte die Kapelle für gute Stimmung, was mir übrigens ziemlich unangebracht erschien, aber selbst die sonst so lustigen und aufgedrehten Weasly-Zwillinge standen auffällig stumm mit ihrem Bauchladen am Rand der Tribüne und musterten gebannt die großen Hecken, hinter denen die Champions um den Pokal kämpften.

Wachsam ließ ich meinen Blick über die Reihen schweifen und beobachtete, wie die meisten meiner Mitschüler ebenso aufgeregt wie ich in die Richtung des Labyrinths starrten und dabei fast vergaßen, ihre Schokofrösche oder Lakritzschnapper zu vertilgen. Ich hatte mir erst gar nicht solche Dinger gekauft, da ich bereits seit Beginn der letzten Aufgabe furchtbare Übelkeit empfand und am liebsten einen Eimer mit auf die Tribüne genommen hätte - für alle Fälle.

Während ich gedankenversunken meine Umgebung betrachtete und dabei an sämtliche Gefahren des Labyrinths dachte - bei Merlin, mir fielen ziemlich viele ein - sah ich aus dem Augenwinkel meinen Freund Ron entspannt zurückgelehnt dasitzen und eine Süßigkeit nach der anderen in sich hineinstopfen. Himmel, wie konnte ein Mensch in solch einer Situation auch noch genüsslich an einem Butterbier nuckeln.

Auch wenn ich Ron zwar nun schon seit ein paar Jahren kannte, fragte ich mich trotzdem häufig, ob er eigentlich sieben Mägen hatte. Mittlerweile würde ich diese Hypothese auch bestätigen, da nur das eine plausible Erklärung für sein gestörtes Essverhalten sein konnte.

Noch weitere Stunden und Tage hätte ich über seine abnormalen Fressattacken philosophieren können, wenn mich Ginnys helle Stimme nicht in die Realität zurück geholt hätte.
„Hermoine, schau. Harrys Patronus. Da oben. Über dem Labyrinth." Kreischte sie aufgeregt und brachte dabei kaum ganze Sätze zustande.

Augenblicklich riss mein Gedankengang ab und mein Blick schnellte nach vorne zum Labyrinth, über dem ein hellblauer Hirsch in silbern schimmerndem Licht erschienen war. Panisch sprang ich auf, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu erhaschen.

Auch Dumbledore und McGonagall hatten sich von ihren Plätzen erhoben, einen besorgten Ausdruck auf ihren Gesichtern. Eilig begab sich unser Schulleiter mit wehendem Umhang an die Stelle wo die Champions vor einiger Zeit durch die Hecken getreten waren. Dicht hinter ihm folgte auch Professor Snape mit eiligen Schritten, was Verwunderung in mir entstehen ließ.

Seit wann sorgte er sich um seine Schüler und seit wann um Harry. Doch dann fiel es mir wieder ein und ich schnaubte verächtlich, da Snape sicher nur aus einem einzigen Grund nach vorne gehastet war. Und dieser Grund war wohl niemand anders als das eingebildete blonde Slytherin-Frettchen.

„Ich erwähnte doch, dass die Aufgaben des Trimagischen Turniers zu gefährlich sind und leicht einem unserer Schüler das Leben kosten könnten. Bei Merlin, dieses Labyrinth bringt noch jemanden in den Tod." vernahm ich Dumbledores aufgebrachte Worte an Barty Crouch, der verdutzt und mit dunkler Miene nah bei den Lehrern am Rande des Labyrinths stand.

Selten hatte ich unseren sonst so gefassten Schulleiter so in Rage gesehen. Er gestikulierte wild und schritt dabei im Kreis umher. Doch seine wilden Gesten wurden unterbrochen durch ein Rascheln und Knistern, das aus dem Inneren des Labyrinths kam und immer lauter wurde. Schnell bedeckte ich meine Augen mit den Armen, als ein Sturm aufkam und die übriggebliebenen Blätter des letzten Herbstes durch die Luft fegte.

Das Tosen wurde immer lauter und schließlich öffnete sich die Hecke und spuckte einen Blondschopf aus, der einen, gänzlich verdreckten und sich nicht bewegenden Jungen in den Armen hielt.

Dumbledore hatte Recht. Das Labyrinth hatte jemandem das Leben gekostet.

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt