40 - Alkohol und Einsamkeit

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Bloß nicht kotzen, ermahnte ich mich selbst, während ich mich über die Flasche in der Mitte des Kreises beugte und eben diese mit Schwung zum drehen brachte.

Ich hatte im Laufe des Abends mehrere Gläser Feuerwhisky zu mir genommen und es grenzte an ein Wunder, dass ich noch den einen oder anderen klaren Gedanken fassen konnte, wie beispielsweise abzulehnen, dass Cormac mir seine Zunge in den Hals steckte, was seine "Pflicht" gewesen wäre.

Dieser Typ ekelte mich einfach an. Seit einem Jahr flirtete er mit mir und trotzdessen ich jegliche Versuche abblockte, gab er einfach nicht auf. Zur Strafe mussten wir ungerechter Weise auch noch beide ein Glas Elfenwein trinken und ich konnte nicht mehr sagen, das wievielte dieses gewesen war.

Als die Flasche zum stehen kam, zeigte sie auf Ginny, welche mir freudig und mit geröteten Wangen ein Lächeln zuwarf.

Doch ehe ich mir eine Wahrheit oder Pflicht überlegen, geschweigedenn überhaupt die Auswahlmöglichkeiten stellen konnte, wurde mir mit einem Mal heiß und kalt zu gleich.

Das alles hier fühlte sich plötzlich unglaublich falsch an. Harry lag im Koma, mein Freund lag seit über zwei Wochen im Koma und statt herauszufinden was passiert war, feierte und betrank ich mich?

Mit einem Satz war ich aufgestanden. -scheinbar etwas zu schnell, da mir augenblicklich schwarz vor Augen wurde und ich Mühe hatte mich auf meinen Beinen zu halten. Eine starke Hand ergriff die meine, um einen Sturz zu verhindern, doch ich sah nicht nach, wem diese gehören könnte, da ich es ehrlicher Weise auch nicht wissen wollte.

Ich musste hier dringend raus, ich musste zu Harry, oder in die Bibliothek... ich musste irgendetwas tun. Die Rufe der anderen ignorierend taumelte ich aus dem Portrait der fetten Dame und unschlüssig wo ich nun zuerst hinsollte, nahm ich die erste Treppe, welche sich in Bewegung setzte und folgte eben dieser.

Meine Gedanken ratterten und alles um mich herum begann sich zu drehen, allen voran die Treppe... Immerzu hallte ein Satz in meinem Kopf wieder und wieder:

Du bist eine schreckliche Freundin. Harry hatte mich überhaupt nicht verdient. Insgeheim wünschte ich mir anstelle von ihm nun im Koma zu liegen, so stark war der Zorn, welchen ich mir gegenüber verspürte.

Der hochprozentige Alkohol, welchen ich heute Abend in Mengen konsumiert hatte, trug sicherlich auch einiges dazu bei, dass ich nun völlig aufgelöst durch die Gänge schritt und mich plötzlich auf dem Astronomieturm wiederfand, wo ich von einer kalten Briese ergriffen wurde und zu zittern begann.

Ich fühlte mich so hilflos. Ich hatte einen Freund, der vielleicht nie wieder aufwachen würde und einen Erzfeind, welcher ein Todesser war und vor dem ich seit den vermeintlichen Geschehnissen im Labyrith unglaubliche Angst verspürte.

Die letzten Wochen waren schwer gewesen, vielleicht die schwerste Zeit, welche ich je durchmachen musste, aber ich hatte niemanden. Niemandem, dem ich alles erzählen konnte, dem ich vertraute und der mir glauben würde, bei dem ich mich geborgen fühlte...

Wieder einmal schoss ein Bild von Voldemort vor meinem inneren Auge vorbei und die Panikatacke überkam mich mit einem Mal so ruckartig, dass ich schluchzend zu Boden sank, die Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen und weinte. Das letzte Mal, dass ich eine Panikatacke hatte, war Jahre her und nun kam alles wieder hoch.

Die Wände kamen von allen Seiten auf mich zu und drohten mir jegliche Luft zu nehmen. Panisch liefen mir die Tränen weiter in Strömen über die Wangen und zusammengekauert saß ich bedrohlich nah am Abgrund zum schwarzen See.

Ich wusste keinen Ausweg aus dieser Situation und mit jeder weiteren vergossenen Träne, sank ich ein Stück tiefer in die traurige, stille Einsamkeit, welche mich letztenlich übermannte...

𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt