74 - Geschenke über Geschenke

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„Wow." entfuhr es mir, als ich neben Ginny und Lavender die geschwungene Treppe zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum hinab lief und mein Gesicht sich sofort zu einem breiten Grinsen verzog. Denn der Anblick, der sich mir bot, war einfach unglaublich - der gesamte Raum erstrahlte im sanften Schein mehrerer Lichterketten, die ihre Schatten an die Steinwände zauberten, von der hohen Decke schwebten Ballons in verschiedenen Rottönen und die Samtsofas waren in gemütlichen Sitzgrüppchen am Rand arrangiert, sodass in der Mitte des Raumes eine Tanzfläche entstanden war.

Staunend ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte sogar einen Tisch voller Geschenke - die einen hübsch, die anderen weniger stilvoll verpackt. Unwillkürlich musste ich lachen, da ich bereits von weitem feststellen konnte, welche Geschenke von Ron kommen mussten - sein Einpackstil war schließlich unverwechselbar (hässlich).

Kaum hatte ich den Fuß der Treppe erreicht, wurde ich bereits von Fred und George umringt, die mich ohne zu zögern hochhoben und trotz meines Protestes in die Mitte des Raumes trugen, wo Luna nur darauf gewartet zu haben schien, mir ein goldenes Krönchen auf den Kopf zu setzten. Still ließ ich es über mich ergehen und fand sogar seltsamer Weise Gefallen daran, einmal im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen.

Doch ehe meine Gedanken weiter abschweifen konnten, begannen meine Freunde und die anderen Schüler, die gekommen waren, lauthals ein Geburtstagslied zu schmettern und ich musste unwillkürlich bei der Vielzahl schiefer Töne losprusten. Aber auch wenn der enthusiastische Gesang der Schüler vermutlich die Fenstergläser springen ließ, war es eines der schönsten Geschenke, die ich je bekommen hatte und trieb mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Im Moment fühlte ich nur pures Glück und mein Herz wurde so von Dankbarkeit erfüllt, dass es überzulaufen drohte.

Langsam streifte mein Blick die freudestrahlenden Gesichter im Raum, als es mich plötzlich wie ein Schlag traf.

Malfoy - wo war er? Nirgends konnte ich seine strahlend grauen Augen aufspüren und kein blonder Haarschopf war ausfindig zu machen. Ich hatte es gewusst. Er würde nicht kommen. Es war mir klar gewesen, aber das hatte ich ausgeblendet und mir eingeredet, er würde da sein - um mich zu sehen. Doch scheinbar lag ich falsch. Er war nicht aufgetaucht und die Tatsache, dass ich nirgendwo im Raum seine markanten Gesichtszüge entdeckte, versetzte meinem, gerade noch vor Glück überflutetem Herz einen schmerzhaften Stich.

Mein Lächeln wich und am liebsten wäre ich hinauf in mein Zimmer gegangen, um mich zu sammeln und mir klar zu machen, dass ich Malfoy mit seinem bescheuertem Grinsen, den sturmgrauen Augen und der kalten Fassade, die so oft in letzter Zeit in meiner Anwesenheit gebröckelt war, schleunigst vergessen musste. Vermutlich war er gerade irgendwo in einer dunklen Ecke in den Kerkern und steckte Pansy Parkinson die Zunge in den Hals, während er gleichzeitig seine Finger über ihre blasse Haut gleiten ließ. Himmel, er war ein Kotzbrocken und es einfach nicht wert, dass ich mir den Kopf über ihn und am Ende vielleicht auch noch das Herz zerbrach.

Sollte er doch mit dieser albernen Zicke tun und lassen, was er wollte. Verdammt. Was stellte ich mich eigentlich so an? Heute war mein Geburtstag und niemand, nicht einmal ein eingebildeter Blondschopf, würde mir diesen besonderen Tag versauen. Schließlich hatte ich es mir so verdient, nach all dem Streit, der Eifersucht, den Intrigen und Machtkämpfen, einfach einmal einen normalen Tag mit meinen Freunden zu verbringen.

Entschlossen schüttelte ich all meine Zweifel und Gedanken ab und ergriff Ginnys Hand, um unsere Arme überschwänglich in die Luft zu reißen und dabei einen Freudenschrei auszustoßen, der, so schienen es die Weasly-Zwillinge aufzufassen, die Party eröffnete. Enthusiastisch begannen die beiden Rotschöpfe durch den Raum zu tanzen, obwohl nicht einmal Musik ertönte. Ginny, Ron und grinsten uns belustigt an und beobachteten das Geschehen amüsiert.

„Hey, erst die Geschenke, dann tanzen.", unterbrach Lavender die Jungen, die mittlerweile bereits andere Schüler zum Tanzen aufgefordert hatten und sich somit eine gut gefüllte Tanzfläche erhofften. Doch ihr Traum schien erstmal verpufft zu sein und sie würden sich noch eine Weile gedulden müssen, ehe sie ihre wilden Tanzkünste unter Beweis stellen konnten. Denn Lavender hatte bereits meine Hand ergriffen und führte mich nun zu dem Tisch voller Geschenke, den ich fassungslos musterte. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so viele Geschenke bekommen zu haben - nicht einmal an Weihnachten und meinem Geburtstag zusammen.

Etwas eingeschüchtert von den Unmengen an Präsenten, aber ermutigt von den auffordernden Rufen der Schüler, begann ich damit, ein Geschenk nach dem anderen auszupacken und nach und nach bildete sich ein Haufen aus Geschenkpapier, der mittlerweile größer als der Geschenketisch selbst war.


𝐓𝐡𝐞 𝐍𝐞𝐰 𝐂𝐡𝐨𝐬𝐞𝐧 𝐎𝐧𝐞 (𝐃𝐫𝐚𝐦𝐢𝐨𝐧𝐞 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt