Kapitel 5

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Ich mag das Kapitel echt ganz gerne, viel Spaß beim Lesen <3

Pov Marlon
Ich brauche zehn Minuten, bis ich mit meinem Motorrad am Teufelstopf angekommen bin. Zehn Minuten zu lange. Die anderen sind alle schon da und ich sehe sie abwartend auf der Tribüne sitzen, während ich den kleinen Hügel vor unserem Stadion hinunterfahre und bei den anderen Motorrädern, die außen abgestellt sind, zum Stehen komme. Ich schwinge mich von meiner Maschine und laufe auf die anderen zu. Evi ist die erste, die mich bemerkt und mir den Blick zuwendet.
"Marlon, du bist zu spät", grinst sie mich an und reckt provokant den Kopf in die Höhe. Ich verdrehe die Augen, kann mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Normalerweise bin ich derjenige, der sie damit aufzieht, wenn sie mal wieder zu spät kommt. Und das weiß sie ganz genau und nutzt den Moment gerade aus, um es mir zurückzuzahlen. Jedes einzelne Mal beschwert sie sich nämlich darüber und trotzdem tue ich es jedes einzelne Mal wieder. Das ist irgendwie zu unserem Ding geworden. Ich kann mir ja generell kleine Neckereien an jede beliebige Person schon kaum verkneifen, aber bei Evi muss ich wirklich immer irgendwelche Kommentare bringen. Es ist einfach immer wieder amüsant, wie empört sie darauf reagiert. Aber ich weiß genau, dass sie es mir nie übel nimmt, sondern es insgeheim ebenfalls lustig findet.
Generell verstehen wir beide uns echt gut, aber eher so, dass ich sie wie eine kleine Schwester für mich sehe. Wir kennen uns schon seit unseren jüngsten Kindertagen und der Fakt, dass sie nur ein Haus neben uns wohnt, hat Leon und mich schon seit wir klein sind, eng mit ihr zusammengeschweißt. Acht Jahre, nahezu ein ganzes Jahrzehnt, haben wir sie dann allerdings nur noch durch Videoanrufe gesehen, weil sie mit ihrer Mutter weggezogen ist. Mittlerweile lebt sie aber seit ein paar Monaten wieder hier und ist ein fester Bestandteil unserer Mannschaft und Freundesgruppe. Und ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht froh bin, sie wieder bei uns zu haben. Sie und ihre Mutter gehören ein Stück weit eben irgendwie zu unserer kleinen Familie, bestehend aus Leon, meinem Vater und mir, dazu. Das war schon immer so, aber hat sich, seitdem sie wieder hier sind, noch verstärkt. Auch ihre Mutter und mein Vater pflegen eine gute Freundschaft und dadurch ist der Umgang zwischen uns allen untereinander ein Stück weit eben sehr familiär. Auch wenn ich nicht ansatzweise ein so extrem gutes Verhältnis zu Evi habe, wie mein Bruder, ist sie mir trotzdem sehr wichtig. Wie eine kleine Schwester eben.
Und für Leon ist sie halt die beste Freundin. Der er wirklich alles erzählt und mehr anvertraut, als seinem eigenen Bruder. Zumindest habe ich manchmal das Gefühl. Aber ich erzähle Leon ja auch nicht alles.

Dieser meldet sich jetzt auch zu Wort, nachdem auch er mich auf Evis Worte hin bemerkt hat. "Endlich", stöhnt er und sieht mich leich vorwurfsvoll an.
"Wurde aber auch Zeit."
Ich muss belustigt schnauben und zucke die Schultern in seine Richtung. "Komm runter Brüderchen, jeder kommt mal zu spät." "Was hat dich aufgehalten?", will Juli wissen, während ich meine Tasche ablege und mich neben ihn setze.
"Ich habe meine Gründe", antworte ich meinem besten Freund grinsend. Juli hebt wissend die Augenbrauen, doch wird von Leons unterdrücktem Hüsteln unterbrochen, bevor er etwas erwidern kann.
"Wohl eher einen bestimmten Grund", kommt es tadelnd von meinem Bruder, der mich herausfordernd, aber nun wenigstens mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, ansieht. Anscheinend ist seine schlechte Laune aufgrund meines zu späten Erscheinens gerade auf dem Weg zu verfliegen. Aber auch nur, weil er mich aufziehen kann. Er weiß ja genau, dass Amy eben noch bei mir zu Besuch war und eben mein Grund ist, auch wenn er selbst nicht zu Hause war. Aber mir sollen seine Sticheleien recht sein, solange er dadurch wieder etwas friedlicher gestimmt ist. Besser ist das auf jeden Fall für das bevorstehende Training. Denn ich habe nicht gescherzt, als ich Amy eben gesagt habe, dass Leon mit schlechter Laune, weil etwas nicht nach seinem Plan läft, unerträglich ist.
Die meisten der Kerle wissen sowieso mehr oder weniger von ihrem und meinen Verhältnis, weshalb das Ganze sowieso kein Geheimnis mehr ist. Ist es für mich sowieso nie gewesen, weil es nichts ist, wofür ich mich schäme. Warum sollte ich auch?
Also antworte ich meinem Bruder lediglich mit einem bestätigenden Grinsen, woraufhin er sich zufrieden zurücklehnt, seinen Blick wieder Vanessa neben ihm zuwendet und seine Hand auf ihrem Knie ablegt. Die beiden haben es vor über drei Monaten endlich hinbekommen, zueinanderzufinden und natürlich freue ich mich für meinen Bruder. Es war ja schon fast erbärmlich ihm die ganze Zeit zusehen zu müssen, wie er sie anschmachtet, es aber trotzdem nicht hinbekommen hat, ihr seine Gefühle zu gestehen. Seine Gefühle für sie, die sie offensichtlich die ganze Zeit über auch für ihn erwidert hat. Bis die beiden dann aber ein Paar geworden sind, hat es trotzdem unendlich lange gedauert und war, zumindest so, wie ich es als Außenstehender mitbekommen habe, auch ziemlich kompliziert. Schon allein wegen solcher Schwierigkeiten hätte ich absolut keine Geduld und keinen Nerv dafür, selbst eine Beziehung einzugehen. Und habe auch überhaupt kein Bedürfnis danach. Zumindest momentan nicht.         
"Hat der Grund zufällig einen Namen?", mischt sich Evi wieder ein und sieht mich aus interessiert, aber gleichzeitig provokant funkelnden Augen an, während sie ihre Sitzposition so verändert, dass sie sich am Oberkörper von Markus, der neben ihr sitzt, anlehnen kann.
"Korrekt",  gebe ich grinsend zurück und schaue dann auf Markus, der zeitgleich einen Arm um Evi legt und verliebt in sich hineinlächelt. Ich muss schmunzeln.
Bei den beiden habe ich wirklich keinen blassen Schimmer, wie sie vor ein paar wenigen Wochen zusammengekommen sind. Sie haben sich nicht ausstehen können, als Evi wieder nach Grünwald zurückkam und sie sich kennengelernt haben und ich muss wohl den Punkt verpasst haben, an dem sich das geändert hat. Und den Grund dafür sowieso. Aber der ist uns allein ein Rätsel. Niemand weiß wirklich, was passiert ist, dass die beiden sich nähergekommen sind. Ich habe zwar gemerkt, dass Leon und Vanessa zumindest ein wenig informierter als wir anderen sind, aber auch die beiden schweigen wie ein Grab. Und Maxi wirkt ebenfalls nicht ganz unwissend, was aber auch dadurch kommen könnte, dass er und Markus sich als beste Freunde sehr nahestehen. Ich weiß es nicht. Aber wie auch immer es passiert ist, es ist schön, dass Evi und Markus gemeinsam glücklich sind. Und das sind sie, das sieht man ihnen an, sobald man sie auch nur eine Sekunde lang beobachtet.

Als ich den Blick von den beiden abwende und wieder durch die Runde schweifen lasse, bleibt er an Raban hängen, dessen Augen sich gerade weiten, als würde ihn eine Erkennntnis treffen. Seine Mundwinkel zucken, bevor er mich fragend ansieht. "Diese Amy von der Party damals ist der Grund, hab ich recht?", will er wissen, aber äußert seine Frage eher als überzeugte Vermutung.
"Damals", lacht Maxi zu meiner rechten und verdreht die Augen. "Die Party ist doch gerade mal ein paar Wochen her."
"Meine ich ja", schmollt Raban und wendet den Blick wieder mir zu. "Aber ich habe Recht."
Ich nicke, ohne einen ausführlichen Kommentar auf seine Feststellung zu geben. "Hast du."
Warum sollten die Kerle es auch nicht wissen. Sie sind ja nicht dumm und können sich wahrscheinlich sowieso schon zusammenreimen, dass Amy jetzt keine unwichtige Rolle in meinem Leben spielt.
Es ist ja auch nicht so, dass sie nach der Party nie wieder ein Gesprächsthema bei uns gewesen wäre.
Joschka, der neben Raban sitzt, legt die Strin in Falten. "Bist du mit ihr zusammen?"
Seine Frage bringt mich zu einem belustigten Japsen. "Nein", erwidere ich schlicht und einfach.
"Und warum bist du dann ihretwegen zu spät?", fragt er neugierig.
"Schonmal was von Freundschaft gehört?", gebe ich lachend zurück und Joschka verzieht die Miene.
"Klar, Freundschaft", grinst Juli neben mir und hebt lasziv die Augenbrauen. Ich grinse ebenfalls und boxe ihm freundschaftlich in die Seite. Juli als mein soetwas wie bester Freund weiß natürlich Bescheid.
Sein Bruder hingegen allerdings nicht. 
Auf Joschkas Gesicht steht nämlich ein einziges Fragezeichen und die Irritation ist ihm ins Gesicht geschrieben.
"Juli was meinst du damit?", fragt er verwirrt, woraufhin sein großer Bruder schmunzelnd den Kopf schüttelt. Auch die anderen Kerle um mich herum belächeln Joschka. In solchen Momenten merkt man einfach, dass er, obwohl er mittlerweile schon ziemlich groß und weit entwickelt ist, noch immer der jüngste von uns ist.
Der jetzt aufgebracht zwischen uns allen hin- und herschaut und schmollend die Arme vor der Brust verschränkt.
"Will mich hier jetzt mal jemand aufklären?"
Vanessa ist die erste, die sich geschlagen gibt. "Joschka, überleg doch mal. Die beiden sind kein Paar, aber ihr Verhältnis geht über eine normale Freundschaft hinaus. Was sind sie dann?"
Ich muss mich bemühen, nicht loszuprusten, während ich Joschkas Reaktion auf ihre Worte beobachte. Wenn das überhaupt möglich ist, sieht er jetzt nämlich nur noch irritierter aus, als vorher. "Hä?" 
"Och Joschka", lacht Evi. "Die beiden ficken, nur ohne zusammen zu sein."
Joschkas Augen weiten sich, bevor er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn klatscht und beschämt den Kopf zwischen den Armen vergräbt. Aber auch mir bleibt der Mund bei Evis Worten offen stehen. Nicht, weil ich es schlimm finde, dass sie es vor versammelter Mannschaft ausgesprochen hat, sondern weil ich absolut nicht mit solchen Worten aus ihrem Mund gerechnet hätte. Sie kamen ihr gerade so federleicht und selbstbewusst über die Lippen, das es fast schon gruselig ist.
Evi war sonst immer diejenige, die sofort einen hochroten Kopf bekommen hat, sobald ich das Thema Sex auch nur ansatzweise erwähnt habe.
Sie wirkte immer komplett unschuldig.
Aber das scheint sich wohl in den letzten Wochen geändert zu haben.
Ich wende mich verblüfft zu Markus.
"Was hast du denn mit der gemacht?", erkundige ich mich lachend mit einem Kopfnicken auf Evi. Markus zuckt lediglich die Schultern und grinst verschmitzt, bevor er Evi ansieht und eine Augenbraue hochzieht. "Tja."
Bevor einer von beiden in die unangenehme Situation kommt, sich erklären zu müssen, unterbricht Leon das Gespräch.
"Okay, das war genug. Können wir jetzt endlich mit dem Training anfangen?", grummelt er. Ich spüre, wie meine Mundwinkel zucken und muss mich bemühen, mein amüsiertes Lächeln nicht zu offensichtlich zu halten. Das würde Leon nur weiter provozieren. Aber es ist einfach lustig, wie unangenehm es ihm ist, wenn ein solches Thema zur Sprache kommt.
Vorallem vor allen. Und wenn es um Evi geht, spielt sein starker Beschützerinstinkt für sie auch noch mit hinein.
Außerdem kann ja auch nicht jeder in diesem Bereich so offen sein, wie ich es bin.

Auf Leons Frage hin ertönt von allen Seiten zustimmendes Gemurmel. Also stehen wir auf, um uns auf das Spielfeld zu begeben und fangen damit an, uns mit einfachen Pässen aufzuwärmen. 

Endlich mal ein wirklich längeres Kapitel & endlich kommen mal alle Kerle vor.
Ich konnte einfach nicht anders, als Joschka wieder so unwissend darzustellen, ich finde es einfach zu witzig haha. Was sagt ihr zu Leons und Marlon Verhältnis?
Und was haltet ihr von Evi? Die unter euch, die den ersten Teil gelesen haben, kennen sie ja schon but I guess man merkt eine Veränderung an ihr, oder?
Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich sehr über Feedback in den Kommentaren oder einen Stern freuen❤❤

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