Pov Marlon
Während die anderen allmählich ein belangloseres Gespräch starten, stupst Juli zu meiner Linken mich an.
"Was macht Amy denn hier?", fragt er leise und nickt in Richtung Tor des Teufelstopfs. Ich folge seinem Blick und tatsächlich - Amy kommt gerade zu uns rübergeschlendert. Als sie erkennt, dass ich sie anschaue, bildet sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen und sie winkt mir unsicher zu. Ich winke zurück.
"Mich abholen", erkläre ich Juli währenddessen und auch den anderen ist Amys Anwesenheit nun auch aufgefallen.
"Amy", ruft Joschka erfreut aus.
Er hält ihr die Hand hin, in die sie sofort einschlägt, als sie bei uns ankommt.
"Hi", grinst sie in die Runde.
Sie klingt so unbeschwert wie normalerweise und augenblicklich frage ich mich, ob ich ihr Verhalten gestern falsch gedeutet habe. Aber eigentlich glaube ich das nicht nicht, denn auch wenn sie jetzt gerade sorglos wirkt, kann ich mir vorstellen, dass dies nur eine Maske ist. Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie genau wie ich in den letzten Stunden viel gegrübelt hat.
"Kommst du um uns zuzugucken? Dann bist du leider zu spät, wir sind gerade fertig geworden", plappert Joschka weiter, woraufhin Amy schmunzelt.
"Weiß ich doch."
Ihr Blick fängt für einen kurzen Momenr meinen, huscht dann aber schnell weiter zu Evi, auf die sie dann zutritt um sie mit einer Umarmung zu begrüßen.
"Es dreht sich nicht immer alles um dich Joschka", lacht Fabi nun.
Seine Augen sind fest auf Amy gerichtet, während er weiterspricht.
"Amy ist sicherlich wegen Marlon hier."
Mich überkommt eine Welle des Ekels während ich beobachte, wie er sie ansieht. In seinem Blick liegt eine Mischung aus Begierde und gleichzeitig einer komischen Sanftheit und er erinnert mich wieder daran, dass Fabi noch immer alles dafür tun würde, um mit ihr zu schlafen. Ich atme tief durch, um die Kontrolle über mich zu behalten. Jetzt grundlos auszurasten wäre in Amys Gegenwart absolut unangebracht. Vorallem vor dem Hintergrund dessen, was ich sie gleich fragen möchte.
"Stimmt", bestätige ich Fabis Aussage also lediglich und zwinge mir ein Lächeln in seine Richtung auf. Ich weiß, dass es leicht überheblich rüberkommt, doch genau das ist mein Ziel. Fabi allerdings zieht bloß eine Augenbraue hoch, bevor er Amy wieder ansieht und sie kurz darauf in die Arme schließt. Er flüstert ihr irgendetwas ins Ohr, woraufhin sie kichert und ihm spielerisch auf den Oberarm schlägt.
Bei diesem Anblick zieht sich alles in mir zusammen. Ich habe zwar mitbekommen, dass die beiden sich innerhalb der letzten Woche ein wenig nähergekommen sind, aber jetzt zu sehen wie vertraut ihr Umgang miteinander schon ist, versetzt mir dann doch noch einen kleinen Stich ins Herz.
Wie automatisch stehe ich auf und trete neben Amy, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken.
"Sollen wir dann los?"
Sie schenkt Fabi noch ein letztes Lächeln, in dem zusätzlich noch ein Ausdruck liegt, den ich nicht ganz deuten kann und nickt mir schlussendlich dann zu. Ich murmele eine Verabschiedung in die Runde und gemeinsam machen wir uns auf den Weg aus dem Teufelstopf raus.Als wir hinter die Bretterwand treten, die unser Stadion umgibt und somit außer Sichtweise der anderen sind, sehe ich Amy zum ersten Mal richtig in die Augen.
In ihnen liegt ein unsicherer Glanz, der allerdings verschwindet, während ich die Arme ausbreite und sie meiner stummen Einladung folgt.
"Hi", flüstere ich, während sie den Kopf an meine Brust schmiegt und ich meine Arme um ihren Rücken schlinge. Sie murmelt ebenfalls eine Begrüßung, die ich allerdings nur mit halbem Ohr wahrnehme. Die Nähe zu ihr nimmt mich viel zu sehr ein und ich würde mein Herz gerne dafür verfluchen wie ungesund schnell es schlägt. Am liebsten würde ich so locker wie früher in ihrer Gegenwart sein, aber seitdem ich meine Gefühle für sie realisiert habe, lässt mein Körper es wohl nicht mehr zu.
Die Erinnerung an unseren Kuss gestern überkommt mich promt, ohne das ich etwas dagegen tun kann. Aber selbst wenn Amy meine leichte Aufregung auffällt, lässt sie sich nichts anmerken, als wir uns voneinander lösen. "Und was sollen wir denn jetzt machen?", lächelt sie.
Kurzzeitig überlege ich, wo und wie ich ihr meine Entscheidung am besten mitteilen kann und nach kurzer Besprechung einigen wir uns dann darauf, einen Spaziergang durch die Umgebung zu machen.
"Aber können wir vorher noch ein bisschen Motorrad fahren?", fragt sie mich und schiebt die Unterlippe bittend vor, woraufhin ich lachen muss.
"Du nutzt mich nur für meine Verkehrsmittel aus, habe ich Recht? Erst mein Auto, jetzt mein Motorrad...", grinse ich ironisch. "Dir geht es gar nicht um meine Gesellschaft."
Amy beißt sich grinsend auf die Unterlippe. "Du hast es erfasst. Ich will einfach nur hiermit fahren."
Sie schreitet zielstrebig auf mein Motorrad zu, das zusammen mit denen der anderen abgestellt steht und klopft einladend auf den Sitz. "Jetzt komm schon."
"Warum willst du das so unbedingt? Können wir nicht einfach von hier aus zu Fuß gehen?", versuche ich ihren Vorschlag abzuwimmeln. Ich möchte so wenig Zeit wie möglich vergeuden, denn wenn ich noch länger warte, platze ich bald vor Nervosität.
Auch wenn ich diese gerade noch relativ gut unterdrückt bekomme, lange werde ich das nicht mehr schaffen.
"Bitte Marlon, das macht doch Spaß", quengelt sie gespielt und sieht mich erwartungsvoll an.
Noch bevor ich meine Gedanken zügeln und für mich behalten kann, spreche ich sie auch schon zwinkernd aus.
"Ich wüsste da etwas, was genauso viel Spaß macht. Wenn nicht noch mehr."
Amys Mund klappt perplex auf, als hätte sie mit allem außer diesem Kommentar gerechnet und kurz darauf zucken ihre Mundwinkel belustigt.
"Unter langsam wieder annähern verstehe ich aber etwas anderes", schmunzelt sie kopfschüttelnd. Ich zucke die Schultern.
"Ich meine ja nur."
Die Wahrheit ist allerdings, dass es mir ziemlich schwerfällt, aus dieser anzüglich neckischen Schiene rauszukommen, egal in welchem Verhältnis wir zueinander stehen. Eigentlich ist es Normalität für uns und ich bin froh, dass unser jetziges, noch immer leicht krampfhaftes Verhältnis dadurch aufgelockert werden kann.
"Jaja", gibt Amy amüsiert zurück. "Aber trotzdem will ich Motorrad fahren."
"Vergiss es", provoziere ich sie lächelnd.
Sie zieht herausfordernd die Augenbrauen
hoch. "Gut. Dann frage ich eben Fabi."
Augenblicklich erlischt mein Lächeln.
"Das tust du mit Sicherheit nicht."
"Also fahren wir?", grinst sie frech und ich seufze geschlagen, bevor ich zu ihr trete und mich auf mein Motorrad schwinge.
"Du bist so ein Miststück", zische ich zwischen aufeinandergepressten Lippen hervor. Wirklich böse bin ich ihr allerdings
nicht und das merkt sie auch.
"Gar nicht wahr. Ich weiß eben nur wie ich dich rumkriege", meint sie zufrieden, während sie sich hinter mich setzt.
Ich schüttele lachend den Kopf.
"Das wusstest du schon immer."
Eine Antwort erhalte ich nicht mehr. Lediglich Amys Arme, die sich um meinen Bauch schlingen signalisieren mir, dass ich losfahren sollte. Was ich auch tue.
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Intuitiv, attraktiv? - DWK
FanficEr spielt Fußball. Sie geht auf Partys. Aber zwei Dinge verbinden Marlon und Amy: ihr Sarkasmus und ihr Selbstbewusstsein. Die beiden pflegen eine gute Freundschaft. Eine Freundschaft der besonderen Art. Alles ganz unverbindlich und ohne Probleme...