Pov Marlon
"Du hast dir da auf jeden Fall ein wirklich hübsches Mädchen ausgesucht", grinst Fabi leise neben mir, während seine Augen an Amy kleben, die sich auf der anderen Seite des Tisches angeregt mit Evi unterhält.
Ich drehe mich entgeistert zu ihm herum.
Bei seinen Worten macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit und meine Brust zieht sich ein Stück zusammen. Irgendetwas an seiner Aussage gefällt mir nicht.
"Alter Fabi, sie ist doch kein Gegenstand, den man sich aussuchen kann", äußert Maxi sich geschockt von meiner anderen Seite und sieht Fabi vorwurfsvoll an.
Er spricht damit genau das Problem an, das ich ebenfalls mit Fabis Aussage hatte, ohne es identifizieren zu können.
In einer bestimmten Art und Weise verstehe ich ja, was Fabi meint. Natürlich ist Amy hübsch und auch ich habe meinen Blick in der letzten Stunde nicht von ihrem faszinierenden Erscheinen ablassen können. Wir sitzen jetzt schon seit längerer Zeit mit den Kerlen gemeinsam im Garten und Amy strotzt nur so vor Selbstbewusstsein.
Es wirkt fast, als würde sie schon immer zu uns gehören, so viel wie sie sich in das Gespräch einbringt und mit für gute Stimmung sorgt. Genau dieses souveräne Aufreten ist es, was mich an ihr immer wieder beeindruckt und ich kann mir daher vorstellen, was sie für eine noch extremere Wirkung auf die Leute haben muss, die sie noch nicht kennen. Trotzdem, Fabis Spruch geht mir tiefer unter die Haut, als er sollte. Nicht nur, dass er Amy, wie Maxi sagt, objektifiziert, sondern auch, dass er sie grundsätzlich als hübsch bezeichnet hat.
Sie ist es, keine Frage, aber das andere Typen das auch bemerken, gefällt mir nicht. Das meiste was mich daran allerdings stört, ist Fabis begieriger Blick in ihre Richtung. Und ich kann nicht einmal genau sagen, warum. "Ja, halt ehrlich", stimme ich Maxi also mit einem hitzigen Nicken zu und drehe mich dann wieder zu Fabi um.
"Also hör auf sie so anzuschmachten."
"Ach Leute, so war das doch wirklich nicht gemeint", verteidigt er sich sofort. "Wirklich nicht. Hab mich falsch ausgedrückt, sorry", fügt er leicht zerknirscht auf Maxis prüfenden Blick hin hinzu.
Na, gut das er es wenigstens einssieht.
"Okay", gebe ich lediglich zurück und nehme einen Schluck Bier aus meiner Flasche vor mir auf dem Tisch.
"Und im Übrigen, ich habe nur gesagt, dass sie hübsch ist. Ich schmachte sie nicht an." Meine Finger verkrampfen sich um meine Flasche und ich merke, wie meine innere Unruhe ins Unermessliche wächst, ohne das ich es kontrollieren kann. Das Einzige, was ich als Antwort herausgepresst bekomme, ist ein unverständliches Grummeln.
Ich schließe für eine Sekunde die Augen und stoße verbittert die Luft aus, um meiner Anspannung ein Ventil zu geben. Es nervt mich gerade selbst, dass ich so empfindlich auf Fabis Kommentare reagiere.
Er hat ja keine bösen Absichten.
"Fabi, lass einfach gut sein...", murmelt Maxi leise, aber trotzdem noch laut genug, dass wir beide es verstehen. Ich lächele ihm dankbar zu. Maxi spürt es glaube ich einfach, wenn Menschen sich in bestimmten Situationen nicht wohl fühlen.
Zum Glück ist noch keiner der anderen auf uns aufmerksam geworden.
"Marlon, jetzt sag nicht, dass es dich reizt, dass ich sie hübsch finde", meint Fabi ungläubig und lacht leise auf, woraufhin ich ihn genervt ansehe. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
"Und?", schnaube ich strapazierter als beabsichtigt und Fabi hebt belustigt eine Augenbraue, bevor sein Grinsen sich in ein etwas wärmeres Lächeln verwandelt.
"Ich würde sagen der Fall ist klar", schmunzelt er, woraufhin ich ihn bloß verständnislos ansehe. "Du bist eifersüchtig", stellt er schulternzuckend fest.
"Und das, obwohl ich noch nichtmal ansatzweise was mit ihr hatte."
Oh man. Ich ignoriere seine Feststellung bewusst, während ich den nächsten unüberlegten Satz ausspreche: "Wer würde denn auch mit dir ins Bett wollen?"
Fabi reißt entsetzt den Mund auf.
"Pff, aber jemand mit dir oder was?"
"Ja, siehst du doch", kontere ich sofort und deute mit dem Kopf auf Amy.
"Das würde ich schon auch noch schaffen", meint Fabi unbeeindruckt und jetzt ist es an mir, den Mund aufzureißen. Was ist denn falsch bei ihm? Ich will gerade zu einer aufgebrachten Antwort ansetzen, als Fabi in Lachen ausbricht.
"Du hättest dein Gesicht sehen müssen, genial", gluckst er. "Hä?"
"Marlon, was denkst du eigentlich von mir? Egal wie hübsch ich sie finde, ich würde doch niemals auch nur versuchen, dir deine Freundin auszuspannen", erklärt er belustigt, als er sich wieder halbwegs eingekriegt hat und mir fällt ein Stein vom Herzen.
"Sie ist nicht meine Freundin", stelle ich zögerlich richtig.
"Ja, aber sie ist dir wichtig, das merke ich doch. Und genau das wollte ich mit meiner Provokation gerade doch nur bestätigt kriegen." "Mhm", murmele ich, unfähig noch mehr herauszubringen.
Fabi hat es nicht ernst gemeint und das erleichtert mich ungemein.
"Wer sich da versucht, zwischen euch zu drängen, dem kann auch nicht mehr geholfen werden", grinst Fabi leise und ich ziehe die Mundwinkel zu einem halbherzigen Lächeln hoch. Ich spüre förmlich, wie sich meine verkrampfe Haltung ein wenig lockert. Trotzdem kann ich die unbehaglichen Gedanken noch immer nicht vollständig aus dem tiefsten Winkel meines Hinterkopfes verdrängen. "Du wärst sowieso zu jung für sie", spreche ich daher muffelig, ohne meinen Tonfall zu hinterfragen. "Jetzt übertreib mal nicht, ich bin auch nur ein paar Monate jünger als du. Und sie ist jünger als du, oder liege ich falsch?", gibt Fabi zurück. "Nein."
"Na siehst du, es würde passen", meint er zufrieden und fängt auf meinen warnenden Blick hin an zu lachen.
"Komm runter, ich will nichts von ihr."
"Gut", brumme ich und setze mir erneut meine Bierflasche an die Lippen.
Während mein Blick wieder zu Amy rüberhuscht, entgeht mir, wie Fabi und Maxi sich wissend angrinsen, als sie meinem Blick folgen.
"Aber wenn wir schon beim Thema Geburtstag sind...", meint Maxi dann einen Moment später wieder an mich gewandt, "...hast du eigentlich schon viel für nächste Woche geplant?"
"Bin noch nicht wirklich dazu gekommen", erzähle ich achselzuckend.
"Dann solltest du dich ranhalten. Wir brauchen doch eine fette Party", grinst Fabi. "Party?" War ja klar, dass Amy da sofort hellhörig wird. Sie schaut interessiert zu uns rüber und sieht mich lächelnd an.
Ich nicke. "Mein Geburtstag."
Auch die Aufmerksamkeit der anderen haben wir mittlerweile auf uns gelenkt.
"Na, der muss wirklich fett gefeiert werden. Das ist schließlich dein achtzehnter", ruft Amy aus und klatscht begeistert in die Hände. "Also, Partyplanung! Irgendwelche Vorschläge?"
Ihr Blick schweift durch die Runde und ich muss ein Schmunzeln unterdrücken.
Wenn es um das Thema Party geht, ist Amy immer sofort Feuer und Flamme und völlig in ihrem Element. Allerdings scheint sie gerade die Einzige zu sein, die so spontan Lust hat, eine Party zu planen.
Die Gesichter aller anderen spiegeln nämlich noch ziemliche Ratlosigkeit wider, was aber auch daran liegen könnte, dass wir alle regelrecht damit überrumpelt wurde.
Aber auch ich habe momentan absolut keinen Nerv dazu.
"Können wir das nicht vielleicht aufschieben?", will ich daher wissen und Amy schnaubt entrüstet, bevor sie die Mundwinkel zu einem Grinsen hochzieht.
"Ihr seid echt alle ziemliche Spaßbremsen. Oder ihr seid unkreativ. Oder beides", spricht sie kopfschüttelnd an jeden einzelnen von uns gerichtet."
"Wir besprechen das morgen in der Schule", lege ich stumpf fest, während ich ihre Aussage gekonnt ignoriere und ernte zustimmendes Nicken meiner Freunde von allen Seiten aus.
"Na gut. Aber dann bringt auch jeder von euch Ideen mit", gibt sie sich in befehlerischem Tonfall geschlagen.
Ich nicke zufrieden und wende mich wieder meinem Bier zu.Die nächsten Minuten ziehen sich wie Kaugummi und als die Kerle sich gegen späterem Abend nach und nach wieder auf den Weg nach Hause machen, überkommt mich ein Schwall der Erleichterung.
Mit jeder Person, durch dessen Verschwinden unser Garten wieder leerer wird, wird mein Kopf wieder klarer.
Ich bin froh, dass sie weg sind.
Es ist nicht so, dass es dann nicht doch ein schöner Abend gewesen wäre, im Gegenteil, er war schön, aber gleichzeitig hat er mich, aus mir unerklärlichen Gründen, gestresst.
Vorallem das komische Gespräch mit Fabi. So, wie ich mich verhalten habe, erkenne ich mich kaum selbst mehr wieder.
So... gereizt. Eigentlich ist das ganz und gar nicht meine Art.
Aber auch die generelle Anwesenheit Amys bei mir und den Kerlen verwirrt mich.
Es ist als würden die zwei unterschiedlichsten Welten meines Lebens aufeinandertreffen und ich weiß noch nicht so genau, was ich davon halten soll.
Amy passt zu uns und scheint sich auch ganz gut mit den anderen verstanden zu haben, keine Frage. Allerdings weiß ich nicht, ob ich das so unbedingt will.
So egoistisch wie es klingen mag, ich möchte meine Freundschaft zu ihr nicht mit denen der sich möglichen entwickelnden Freundschaften der Kerle zu ihr teilen.
Aber warscheinlich ist das bloß Gewöhnungssache."Pass auf wo du hinläufst", reißt mein Bruder mich aus meinen Gedanken, als ich in die Küche trete, um die leeren Bierflaschen wegzuräumen und fast gegen ihn knalle. "Sorry."
Leons Mundwinkel zucken, als er sich an die Küchentheke lehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und mich von oben bis unten mustert. "Was guckst du so?", murre ich genervt, während ich versuche, mich an ihm vorbeizudrängen, um die Flaschen in meinem Arm im leeren Kasten zu verstauen.
"Nichts", schmunzelt er.
Ich rolle die Augen und stemme die Arme in die Seiten. Er meint mit Sicherheit nicht 'Nichts'. "Jetzt sag schon, was willst du?"
"Du konntest den ganzen Abend nicht die Augen von ihr lassen, ich habe deine aufällig unauffälligen Blicke genau gesehen." "Hm?"
"Von Amy", fügt er hinzu. "Ach, komm mir nicht wieder damit", stöhne ich.
"Ich sage nur wie es ist", gibt er zurück.
"Nen Scheiß sagst du."
Leon zuckt die Schultern und läuft auf die Küchentür zu. "Wie du meinst. Bleibt sie über Nacht?" Jetzt bin ich derjenige, der die Schultern zuckt.
"Ja, kann gut sein. Entscheidet sie bestimmt spontan", murmele ich während ich durch das Fenster mit Blick in den Garten beobachte, wie Amy die letzten Gläser vom Tisch räumt und mit großen Schritten auf die Eingangstür unseres Hauses zukommt.
Leon verabschiedet sich gerade noch von mir und dampft dann hoch in sein Zimmer ab, als Amy in die Küche tritt.
"Ich nehm die", biete ich ihr an und nehme ihr die Gläser ab, um sie in die Spülmaschiene zu räumen.
"Ich mag deine Freunde", meint sie lächelnd, als ich mich wieder zu ihr umdrehe und tritt einen Schritt auf mich zu. Ohne Nachzudenken schlinge ich die Arme um sie und drücke sie fest an mich. Atme mit tiefen Zügen ihren Geruch ein und würde sie am liebsten nicht wieder loslassen.
"Und sie mögen dich", flüstere ich.
Den leichten Stich in meinem Herzen beim Aussprechen dieser Worte schiebe ich in den hintersten Winkel meines Kopfes und eine Sekunde später wird er von Amys Hand vollständig verdrängt, die sich unangekündigt unter mein T-shirt schiebt.
"Das ist schön", meint sie und lässt ihre Fingerkuppen in undefinierbaren Mustern auf meiner nackten Haut kreisen.
Meine Bauchmuskeln spannen sich unter ihren Berührungen minimal an und ich spüre meine innere Unruhe zurückkehren. Aber diesmal in positiver Form.
"Ich glaube, jetzt würde ich gerne wieder hoch in dein Zimmer zu deinem Bett", raunt sie, während sie ihre Finger beiläufig unter den Bund meiner Boxershorts gleiten lässt, was mich dazu bringt, zischend die Luft auszustoßen.
"Und was wenn ich jetzt nicht mehr will?", provoziere ich sie und lasse meine Hände ihren Rücken hinuntergleiten, bis ich an ihrem Hintern haltmache.
Ihre Lippen verziehen sich zu einem verschmitzen Grinsen und ihre Augen funkeln. "Du kannst weder mir, noch dir selbst etwas vormachen. Du willst."Jaa...wie findet ihr Marlons kurzes Gespräch mit Fabi & vorallem seine Reaktionen währenddessen? Oder seine Stimmung die gesamte Zeit über?
Ich hoffe es ist halbwegs rübergekommen wie er sich fühlt, bin gespannt was ihr zu sagen habt :)
Lasst gerne einen Stern da wenn es eich gefallen hat, Liebe geht raus!❤❤
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Intuitiv, attraktiv? - DWK
FanficEr spielt Fußball. Sie geht auf Partys. Aber zwei Dinge verbinden Marlon und Amy: ihr Sarkasmus und ihr Selbstbewusstsein. Die beiden pflegen eine gute Freundschaft. Eine Freundschaft der besonderen Art. Alles ganz unverbindlich und ohne Probleme...