Kapitel 41

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Pov Amy
Das Wochenende verging ohne das Marlon und ich das Thema Beziehung erneut angesprochen haben. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich bezüglich des Dates überlegen muss, war das Thema beendet und ich bin mir sicher, dass wir es jetzt totschweigen bis ich auf ihn zugehe und ihm eine Antwort gebe. Er selbst wird mich nämlich nicht bedrängen und mir stattdessen Raum geben, das habe ich im Gefühl. Auch wenn ich merke, dass es ihm unglaublich schwer fällt in dieser Ungewissheit zu leben. Mir widerum fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen.
Natürlich könnte ich diese ganze Beziehungsfrage verdrängen und Marlon einfach nichts mehr dazu sagen, aber das wäre ihm gegenüber schon ziemlich unfair. Vorallem weil es ihn viel Überwindung gekostet hat, so offen über seine Gefühle zu reden und ich ihm nicht das Gefühl geben möchte, diese nicht ernstzunehmen.  Von daher muss ich weiter überlegen, auch wenn es mir unsagbar schwer fällt.
Ihm für ein einziges Date zuzusagen wäre so einfach und doch hindert mich diese kleine Stimme in meinem Hinterkopf daran.
Die Stimme der Angst. Ich möchte es nicht, doch trotzdem überwiegt sie momentan.
Es ist, als würde mein Kopf seit zwei Tagen durchgängig rauschen, sodass mein Gehirn keine klaren Entschlüsse fassen kann. 
Auch wenn die Stunden am Samstag mit Marlon trotz unseres intensiven Gespräches noch extrem schön waren, haben sie mich verunsichert. Sie haben mich einerseits daran erinnert wie sehr ich es liebe, unbeschwerte Zeit mit ihm zu verbringen, andererseits aber auch daran, dass uns genau diese Unbeschwertheit verloren gehen könnte, wenn ich ihn verletzen sollte.
Was nicht allzu unwahrscheinlich ist.
"Hallo, Erde an Amy."
Elinas Hand, die gerade vor meinem Gesicht hin und her wedelt, holt mich wieder aus meiner Gedankenwelt raus. Ich schüttele benommen den Kopf und schaue dann zu ihr rüber. Wir sitzen gemeinsam mit Jette auf dem Schulhof und genießen die restlichen Minuten unserer Mittagspause.
"Hast du mir überhaupt zugehört?", will sie belustigt wissen, woraufhin ich entschuldigend verneine. Sie winkt ab.
"Ich wollte wissen ob du die Mathehausaufgaben gemacht hast."
"Das fragst du noch?", gebe ich zurück.
Elina weiß genau, das ich genauso eine Niete in Mathe bin wie sie selbst.
"Wer weiß, vielleicht hattest du ja plötzlich eine mathematische Erleuchtung oder sowas", grinst sie und ich schnaube.
"Schön wär's."
"Wäre ja auch zu schön gewesen. Dann muss Herr Fischer gleich wohl nochmal damit leben, dass wir beide unsere Hausaufgaben mal wieder nicht haben", meint sie schulternzuckend und wendet sich dann wieder ihrem Brötchen zu, dass ihr wohl verständlicherweise wichtiger als die Hausaufgaben ist. Ich stimme ihr zu, bevor mein Blick auf Jette fällt, die zwischen
uns hin- und hersieht. "Ihr seid unmöglich", lacht sie kopfschüttelnd. Ehe sie sich versehen kann, habe ich ihr sanft den Ellebogen in die Seite gestoßen und einen protestierenden Blick aufgesetzt.
"Nur weil du so ein krasses Brain bist, kann es ja nicht jeder sein."
Statt meine gespielte Beleidigung ernstzunehmen, verdreht Jette bloß die Augen, während ihr amüsiertes Lächeln noch breiter wird.
"Ich bin kein krasses Brain, ich passe einfach nur im Unterricht auf."
"Hallo? Sollte das etwa heißen, dass Amy und ich nicht aufpassen oder was?", funkt Elina empört dazwischen und Jette hebt schützend die Hände. "Stimmt, ihr doch nicht, wie konnte ich darauf auch bloß kommen?", gibt sie schmunzelnd zurück.
Ihre Stimme trieft vor Ironie. Mein Blick fängt Elinas und daraufhin brechen auch wir in leises Lachen aus. Wir wissen nunmal beide ganz genau, das Jette recht hat, da wir die Mathestunde des Öfteren auch gerne mal zum Quatschen nutzen.
"Wirklich schade, dass du nicht in unserem Kurs bist Jette, sonst könntest du uns die Hausaufgaben immer so schön geben", murre ich, als wir uns wieder beruhigt haben. "Könnt ihr nicht jemand anderen aus eurem Kurs fragen? Noch hättet ihr noch
genügend Zeit um die abzuschreiben."
Elinas Miene erhellt sich.
"Warum sind wir da nicht vorher drauf gekommen? Marlon hat doch bestimmt die Hausaufgaben, oder?,", fragt sie an mich gewandt und nickt dann nach rechts, in Richtung des Baumes, unter dem die Kerle immer sitzen. "Marlon?"
Als ich ihrem Blick allerdings folge, sehe ich ihn tatsächlich dort sitzen, zusammen mit Leon, Fabi, Juli und Maxi. Er scheint gerade in ein Gespräch mit Juli vertieft zu sein und bei der Art, wie er zwischendurch herzhaft lacht, breitet sich ein wohliges Gefühl in meiner Brust aus. Ehe ich mich allerdings im Beobachten von ihm verliere, beantworte ich Elinas Frage leicht spottend.
"Ich glaube kaum."
"Kannst du ihn nicht wenigstens schnell fragen gehen?"
Erst zögere ich, gebe mich auf ihren bittenden Blick hin dann allerdings geschlagen. "Okay. Ich bin gleich wieder da."
Gerade als ich aufstehen will kommen Ruby
und Nora schnurstracks auf uns zugelaufen.
"Hallöchen Mädels", trällert Ruby verdächtig gut gelaunt und auch Nora steht das Grinsen ins Gesicht geschrieben, als die beiden sich zu uns setzen. Nachdem wir sie begrüßt haben, fängt mein Blick Rubys und augenblicklich fallen mir ihre leicht geröteten Wangen auf. Ich ziehe wissend eine Augenbraue hoch und sie nickt mir kaum merklich zu, mit einem seeligen Lächeln auf den Lippen. Und hätte ich dieses Lächeln nicht verstanden, hätten mir spätestens Noras leicht zerzauste Haare verraten, dass die beiden gerade unschwer erkennbar allein waren.
Scheinbar erfolgreich.
"Wo habt ihr die Pause denn lieber verbracht als bei uns?", frage ich dennnoch grinsend, in der Hoffnung genauere Antworten aus ihnen herauszukitzeln.
"Ach, hier und da", meint Nora. Ihre Mundwinkel zucken extrem, als wüsste sie genau, dass wir uns mit ihrer schwammigen Antwort nicht zufrieden geben.
"Ihr könnt es uns erzählen, das ist euch klar, oder?", meint auch Jette und sieht die beiden schmunzelnd an. Wir alle wissen, dass ihre Aussage nicht nur auf den Ort, wo die beiden ihre Pause verbracht haben, anspielt, doch trotzdem bleiben Ruby und Nora vorerst stumm. Sie sehen sich einen Moment zu lange in die Augen und Rubys selbsicheres Grinsen verwandelt sich in ein leicht unsicheres Lächeln, bevor sie sich räuspert und den Blick von Nora abwendet.
"Es gibt aber nichts zu erzählen."
"Sicher", grinst Elina unüberzeugt.
"Und ich kann Mathe."
"Apropos Mathe", fällt mir wieder ein.
"Ich gehe dann mal kurz rüber."

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